Für Versicherer ist das Glas halb leer

27.06.2019

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Die Stimmung der deutschen Versicherungswirtschaft bleibt weiterhin im Keller. Das zeigt der „Branchenkompass Insurance 2019“ von Sopra Steria Consulting. Die Regulierung belastet vor allem kleine Versicherer und die InsurTechs sind zwar Vorbilder, werden aber häufig nicht als Kooperationspartner angesehen. Der Makler wird auch noch in Zukunft wichtig sein.

Sopra Steira Consulting hat für den Branchenkompass Insurance 2019 gemeinsamt mit dem F.A.Z.-Institut 100 Führungskräfte aus Versicherungen zu den Branchentrend, Herausforderungen und Strategien befragt. Die Ergebnisse legen nahe, dass die Stimmung bei den Versicherern deutlich besser sein könnte. So geht nur jeder vierte Entscheider davon aus, dass sich die Branche in den kommenden drei Jahren signifikant besser als die Gesamtwirtschaft entwickeln wird. Somit hat sich die Gemütsverfassung gegenüber dem Umfrage vor zwei Jahren kaum verändert, obwohl die Branche im vergangenen Jahr ordentlich gewachsen ist. Als Gründe für die negative Stimmung machen die Studienautoren die zur Unzeit kommende Konjunkturabkühlung, die Regulierung sowie die anhaltend niedrigen Zinsen aus, die den Versicheren weiterhin das Geschäft vermiesen würden. Auch die im vergangenen Jahr in Kraft getretene DSGVO macht den Versicherern das Leben schwer: So binden in sieben von zehn Unternehmen Maßnahmen für Datensicherheit und Datenschutz viele Ressourcen.

Regulierung belastet kleine Versicherer

Die pessimistischen Zukunftserwartungen der Versicherer überraschen angesichts der positiven Marktentwicklung durchaus. So rechnen laut Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) die Entscheider der Versicherer und Makler im Durchschnitt mit Beitragssteigerungen. Jedoch stellt sich die Branche mittel- bis langfristig auf Wachstumsdämpfer ein, weshalb die Stimmung allenfalls als verhalten optimistisch einzustufen ist. Vor allem Entscheider in kleineren Versicherungsunternehmen mit weniger als 500 Mitarbeitern blicken pessimistisch in die Zukunft. Dies liegt vor allem an den hohen Bürokratiekosten für die Umsetzung von EU-Regularien. So können große Unternehmen die fixen Kosten, die durch Solvency II, die DSGVO und den Bilanzierungsstandard IFRS 17 ausgelöst werden, besser über die Masse an Verträgen und Mitarbeitern verteilen als Versicherer mit weniger Bestand und Personal.

Einen Hoffnungsschimmer gibt es bezüglich der Belastung durch Solvency-II. So will die EU-Kommission das Thema im kommenden Jahr neu bewerten. In seiner Zwischenbilanz hatte der GDV darauf hingewiesen, dass die gesetzlich vorgeschriebenen Solvenzberichte kaum gelesen werden und eine Verschlankung gefordert. Die Versicherer sollten selbst für zusätzliche Entlastung sorgen. Plan ist, Kosten für künftige regulatorische Anpassungen durch Investitionen in Cloud-Lösungen an die Anbieter auszulagern. Laut der Studie versprechen sich 31 % der Entscheider von der Maßnahme eine automatische Anpassung an die Regulierung.

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