Gold glänzt deutlich heller für mich als das Silber

24.09.2020

Wolfgang Juds, Geschäftsführer CREDO Vermögensmanagement GmbH / Foto: © CREDO Vermögensmanagement GmbH

In den vergangenen Monaten stieg der Goldpreis stetig bis auf nahezu 2.000 US-Dollar. Zuletzt geriet Gold unter Druck. Wie geht es mit dem gelben Edelmetall weiter? Im Gespräch mit finanzwelt ging Wolfgang Juds, Geschäftsführer CREDO Vermögensmanagement GmbH, auf zentrale Aspekte ein.

finanzwelt: 2020 ist ein sehr außergewöhnliches Kapitalmarktjahr. Ist das Edelmetall Gold der einzige Schutz gegen tiefgreifende Marktverwerfungen?

Wolfgang Juds: Schutz ist vermutlich der falsche Begriff. Die Vergangenheit zeigt, dass wenn es zu Verwerfungen kam, fast alle Anlageklassen unter Druck geraten sind. Eine Ausnahme waren die langlaufenden US-Treasuries, die uns auch in diesem Jahr stark geholfen haben. Liquidität auf dem Konto ist eine weitere Möglichkeit, um zumindest keine Verluste zu generieren.

finanzwelt: Wie hat sich die Goldnotierung in zurückliegenden Krisen entwickelt?

Juds: Oftmals ist der Goldpreis in der ersten Phase auch unter Druck gekommen, da die Investoren Liquidität bevorzugen und z. T. auch benötigen. In 2008/09 war eindrucksvoll zu sehen, wie es zunächst zu einem Kursrückgang kam und das Gold erst in der 2. Phase neue Höhen erklimmen konnte.

finanzwelt: Der Goldpreis ist deutlich gestiegen. Zuletzt ging es etwas bergab.  Hält Ihrer Meinung nach der positive Grundtrend an?

Juds: Der Trend ist einwandfrei intakt. Solange die Ausweitung der Geldmenge und der Rettungspakete weitergeht, glaube ich weiterhin, dass der Goldpreis steigt. Gold kostet keine Minuszinsen und ist quasi eine Währung, die nicht von immer steigender Verschuldung geprägt ist. Ein Politikwechsel ist nicht in Sicht – im Gegenteil: die Rettungspakete werden weiter ausgeweitet.

finanzwelt: Welche Treiber identifizieren Sie für die Goldrallye? Woher kommt die Nachfrage?

Juds: Die Nachfrage kommt von all den Anlegern, die genau wie wir alle eine sinnvolle Risikostreuung suchen. Zinsen sind als Alternative weitestgehend weggebrochen. Alternative Investments „funktionieren“ oftmals nicht und reagieren anders als gedacht. Und die Treiber: die zunehmende Verschuldung und die steigende Geldmenge. Und der zu sorglose Umgang mit den Rettungspaketen führt zu einem laxen Umgang mit dem Geld der anderen.

finanzwelt: Welche Rolle spielen Währungswechselkurse bei der Edelmetall-Anlage? Wie schätzen Sie die weitere Entwicklung des Greenbacks ein?

Juds: Kurzfristig gleicht die Prognose von Währungen einem Glücksspiel. Daran mag ich mich nicht beteiligen. Die US-Wahl steht vor der Tür und die US-Verschuldung steigt in immer mehr ungeahnte Höhen. Natürlich sind die Wechselkurse zu beachten, aber darauf würde ich nicht mein letztes Hemd verwetten. Es braucht immer einen gewissen Anteil an US-Dollar im Depot – ungeachtet aller Prognosen. Es ist ein Gebot der Risikostreuung.

finanzwelt: Gute Vorzeichen für das gelbe Edelmetall. Doch wie schaut es mit etwaigen Risiken aus? Welche Faktoren könnten hier wirken?

Juds: Steigende Zinsen würden negativ wirken. Auch eine Rückkehr zu soliden Staatsfinanzen würde den Goldpreisauftrieb bremsen. All das sehe ich nicht an Wolken am Anlagehimmel heraufziehen. Eine weitere Gefahr wäre eine Beschränkung des Goldbesitzes oder eine drastische Besteuerung. Außerdem ist es schwierig Gold als Geldersatz einfach in den Umlauf zu bringen, sollte es zu einer steigenden Inflation kommen.

finanzwelt: Wird der steigende Goldpreis auch die Silbernotierung weiter nach oben ziehen? Welche Chancen rechnen Sie Industriemetallen zu?

Juds: Silber gilt zwar als Gold des kleinen Mannes, aber ich bevorzuge trotzdem das Gold. Aufgrund seines Charakters als Industriemetall wirken weitere Faktoren auf den Silberpreis. Die Abhängigkeit von der industriellen Nachfrage führt teilweise zu unterschiedlichen Entwicklungen zwischen Gold und Silber. Gold glänzt deutlich heller für mich als das Silber. (ah)