Gold glänzt in turbulenten Zeiten

13.03.2020

Joe Foster, Portfolio Manager and Strategist bei VanEck/ Foto: © VanEck

Wahrscheinliches Ende des Aufschwungs durch das Virus

Während sich das Virus ausbreitet und es für die Entwicklung eines Impfstoffs oder einer Behandlung wohl Monate brauchen wird, dürften die wirtschaftlichen Folgen beträchtlich sein. Es würde uns daher nicht überraschen, wenn der längste wirtschaftliche Aufschwung und der längste Bullenmarkt der Geschichte im Jahr 2020 ihr Ende finden. Um eine Ahnung vom möglichen Ausmaß der wirtschaftlichen Auswirkungen zu bekommen, blicken wir nach China, wo das Coronavirus seit mehreren Monaten grassiert. Der Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe fiel dort von 50 Punkten im Januar auf 35,7 Zähler im Februar und damit unter den vormals tiefsten Stand von 38,8 im Jahr 2008. Auch der Einkaufsmanagerindex für das nicht verarbeitende Gewerbe, also den Dienstleistungssektor, ist im Februar auf ein Rekordtief von 29,6 gerutscht (ein Wert von unter 50 ist gleichbedeutend mit einer wirtschaftlichen Kontraktion). In den USA lag der Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe bei 50,1 Zählern und für den Dienstleistungssektor bei 57,3 Punkten. Im Euroraum stand der von IHS Markit berechnete Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe zuletzt bei 49,2 Punkten. Man beachte jedoch, dass die Daten aus den USA und dem Euroraum vor der jüngsten Ausbreitung des Virus erhoben wurden.

Der Fed geht die Munition aus

Jegliche Maßnahmen, die die US-Notenbank ergreifen wird, um eine durch die Epidemie geschwächte Wirtschaft zu stützen, dürften weitgehend verpuffen. Eine durch das Coronavirus gebeutelte Wirtschaft zu stimulieren, ist aus zwei Gründen extrem schwierig. Zum einen gibt es einen deflationären Schock, denn die Arbeitstätigkeit, das Reise- und Freizeitverhalten und andere Formen der wirtschaftlichen Aktivität nehmen ab oder werden ganz eingestellt. Zum anderen wird es wahrscheinlich zu Engpässen aufgrund von Unterbrechungen in den globalen Lieferketten kommen, welche normalerweise inflationär wirken würden. Solange die Menschen und Unternehmen ihre normale Aktivität nicht wieder aufnehmen können, werden Zinssenkungen oder quantitative Lockerungen, unabhängig davon, wie hoch sie ausfallen, keinen großen Effekt haben. Davon abgesehen haben die Zentralbanken wenig oder gar keinen Spielraum.  In den USA liegt das Zielband für die Fed Funds Rate mit 1,0% bis 1,25% bereits tief, und in weiten Teilen Europas und in Japan sind die Leitzinsen negativ. Die US-Notenbank hat in vergangenen Rezessionen die Zinsen jeweils um rund 5% gesenkt.

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