I,Robot – Werden wir in Zukunft von KI ersetzt?

05.04.2023

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Beim Thema KI (Künstliche Intelligenz) scheiden sich die Geister. Während Befürworter tolle Möglichkeiten für Automatisierung und Optimierung in vielen Bereichen sehen, fürchten Skeptiker um den Datenschutz oder auch bedrohte Jobs. Doch können Maschinen Menschen wirklich ersetzen? Zwei aktuelle Studien zeigen, dass KI-Lösungen die Arbeitswelt stark beeinflussen könnten.

In der Tech-Branche trendet das Thema KI gerade besonders stark. Dazu beigetragen hat auch „ChatGPT“, eine Sprach-KI, die Informationen heraussuchen und Texte oder Codes verfassen kann. Die erste Studie stammt eben von jenen ChatGPT-Erfindern. Forscher des Startups OpenAI haben gemeinsam mit Wissenschaftlern der University of Pennsylvania untersucht, auf welche Jobs sich ihre Anwendung am stärksten auswirkt. Etwas überraschend ist das Ergebnis zumindest im ersten Moment schon, oder wäre Ihnen auf die Frage, wer durch KI ersetzt werden kann, der Buchhalter eingefallen? Laut Studie könnte mindestens die Hälfte der Aufgaben in der Buchhaltung mit KI deutlich schneller erledigt werden. Aber auch Mathematiker, Programmierer, Dolmetscher, Schriftsteller und Journalisten sollten damit rechnen, dass zumindest ein Teil ihrer Arbeit zukünftig von smarter Technologie übernommen werden könnte. Aktuell sind die Ergebnisse der Maschinen oft noch fehlerhaft, gerade bei Aufgaben wie Übersetzen, Einordnen, kreativem Schreiben oder dem Erstellen von Computercodes liefern sie schon heute solide Ergebnisse.  

Selbst wenn digitale Tools Menschen nicht gänzlich ersetzen können, gehen die Forschenden zumindest davon aus, dass KI die meisten Arbeitsplätze verändern werden. Zudem sind laut Ergebnissen 80 % der Arbeitnehmenden in den USA in Jobs beschäftigt, in denen mindestens eine Aufgabe durch KI schneller erledigt werden könnte. Berufe wie Köche, Kfz-Mechatroniker, Tätigkeiten in der Öl- und Gasförderung oder der Land- und Forstwirtschaft sind dagegen „sicher“ vor KI.

Massive Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt

In der zweiten Studie haben Forschende der Investmentbank Goldman Sachs errechnet, was das für den Arbeitsmarkt konkret bedeuten kann. Wenn generative KI, also Anwendungen, die selbst Inhalte, Ideen und Lösungen kreieren können, in Zukunft weniger fehlerhaft arbeitet, könne das zu „erheblichen Störungen auf dem Arbeitsmarkt“ führen. Goldman Sachs geht deshalb davon aus, dass zwei Drittel der aktuellen Arbeitsplätze in Berührung mit KI-Automatisierung kommen werden. Generative KI-Tools könnten bis zu einem Viertel der aktuellen Arbeit übernehmen. „Rechnet man unsere Schätzungen auf die ganze Welt hoch, so könnte generative KI das Äquivalent von 300 Millionen Vollzeitarbeitsplätzen der Automatisierung aussetzen“, schreiben die Goldman-Sachs Forschenden.

Der KI-Experte Hinrich Schütze, Direktor des Centrums für Informations- und Sprachverarbeitung Ludwig-Maximilians-Universität München, schätzt die Entwicklung generativer KI als Revolution ein. Ähnlich der Entwicklung des Internets oder von Smartphones. Dabei seien KI-Anwendungen jedoch weit entfernt von echtem Verständnis der Themen, die sie bearbeiten. Die Technologie für die Sprachmuster sei immer das nächste Wort vorherzusagen, ganz stupide. Dennoch sieht auch der Münchner Experte schon jetzt enorme Folgen. „Es werden sich große Veränderungen darin ergeben, wie wir schreiben, wann immer wir Texte verfassen, wie wir programmieren“, so Schütze. Das habe ebenfalls einige Auswirkungen auf den Arbeitsalltag. Sehr viele Berufe würden wegfallen, wenn es darum gehe Zusammenfassungen zu erstellen oder Wissen zu sammeln und zu verdichten. Er warnt außerdem davor, KI-Tools zu viel Entscheidungsfreiheit zu geben. So zum Beispiel in der Justiz, der Medizin, Steuerberatung oder Vermögensverwaltung. KI-Aussagen basierten oftmals auf fehlerhaften Fakten, egal wie überzeugend sie erschienen. Künstliche Intelligenz könne ihre eigene Sicherheit nicht einschätzen, also ob sie sicher sein kann, dass etwas richtig oder falsch ist, das sei eins der größten Probleme daran.

Klimaunfreundliche KI

Aus anderen Gründen ist auch der Informatik-Professor Christoph Meinel aus Potsdam, Direktor des Hasso-Plattner-Instituts (HPI), skeptisch. Er sieht ein Hindernis für einen weiträumigen KI-Durchbruch in der Arbeitswelt in dessen Energieverbrauch. KI-Systeme benötigen enorme Rechnerkapazitäten. Zudem seien für das „Deep Learning“, also das Trainieren dieser Maschinen, gewaltige Datenmengen nötig, die ebenfalls Unmengen an Energie verschlingen würden. Für die angestrebten Klimaziele wäre eine breite Nutzung von KI also kontraproduktiv, wenn nicht erst energieeffizientere KI-Systeme entwickelt werden würden.  

Ein weiteres Problem sieht Meinel beim Datenschutz. Er rät davon ab, bei der Nutzung neuer KI-Tools wie ChatGPT sensible Daten preiszugeben. Wer die kostenlosen Anwendungen nutzt, müsse sich bewusst sein, dass man die Modelle mit den eigenen Anfragen und Daten kostenlos trainiere. Wer sich zum Beispiel aus internen Daten eine Präsentation erstellen ließe, müsse außerdem bedenken, dass damit auch Geschäftsgeheimnisse preisgegeben werden könnten.

Fazit: Finanzberater können erstmal davon ausgehen, nicht durch KI-Beratungsanwendungen ersetzt zu werden, auch wenn ihre Arbeit mit entsprechenden Tools vereinfacht oder verändert werden könnte. Wer schon heute mit den frei zugänglichen Anwendungen arbeitet, sollte aber den Datenschutz im Hinterkopf haben. Sensible Kunden-, Finanz- und Vertragsdaten sollten nicht einfach in ChatGPT und Co. hochgeladen werden. (lb)