Industrieversicherer: Kampf um Qualität

15.12.2025

Safak Okur, Head of Broking Deutschland und Österreich bei Willis, einem Geschäftsbereich von WTW Foto: © Willis

Die Karten am Industrieversicherungsmarkt werden neu gemischt. Stabile Marktverhältnisse, der klare Fokus auf ein aktives Risikomanagement und der nach wie vor bestehende Druck durch Naturgefahren- und komplexe geopolitische Risiken sorgen für eine Verschiebung: weg von preisorientierten Pauschalangeboten hin zu qualitativen, bedarfsorientierten Absicherungskonzepten. Safak Okur, Head of Broking Deutschland und Österreich bei Willis, einem Geschäftsbereich von WTW liefert in seinem Marktkommentar einen Ausblick auf den Industrieversicherungsmarkt 2026.

In vielen Segmenten fallen die Preise oder stagnieren zumindest. Auch wenn es noch kein Käufermarkt ist – die Phase der reinen Marktverhärtung ist vorbei. Allerdings gilt dies nicht uneingeschränkt für alle Sparten. Gerade in der Sach-, Haftpflicht- und Transportversicherung zeigt sich ein gemischtes Bild.

Insgesamt fordern Versicherer mehr Transparenz, präventive Maßnahmen und hohe Datenqualität. Die laufenden Renewals zeigen: Auch wenn Kapazitäten ausreichend vorhanden sind, hat das Thema „Risikoqualität“ einen stärkeren Einfluss auf die Platzierung als bisher.

Für Unternehmen bedeutet das: Sie müssen der Entwicklung hin zu einer höheren Risikodifferenzierung gerecht werden und ihren Teil zu den Vertragsverhandlungen beitragen. Setzen sie auf ein datenbasiertes, präventives Risikomanagement, eröffnen sich Spielräume für bessere Bedingungen und geringere Selbstbehalte. Gut geführte Risiken werden aktiv umworben und Risikokompetenz wird belohnt. Ein mangelndes Risikobewusstsein hingegen bepreisen die Versicherer teurer oder strafen Firmen mit einer eingeschränkten Deckung ab.

Das Renewal-Gespräch wird für Unternehmen insgesamt anspruchsvoller – durch den deutlich gestiegenen Einfluss der Risikoqualität auf die Platzierung, die zunehmenden Datenanforderungen und die komplexe Risikolandschaft.

Mit dieser Entwicklung wandelt sich auch die Rolle des Industriemaklers: Unternehmen sollten auf einen zukunftsorientierten Partner setzen, der sich nicht als reiner Prämienverhandler versteht, sondern als Risikoarchitekt, der seine Kunden dabei unterstützt, belastbare Risikodaten zu generieren, zu strukturieren und auf dieser Basis ein versicherungsfähiges Risikoprofil aufzubauen.

Um Deckungskonzepte strategisch optimieren und alternative, innovative Deckungen neu erschließen zu können, kommt es auf professionell aufbereitete Schadenverläufe, Präventionsmaßnahmen und Risikoberichte sowie fundierte Analysen an. Gerade in einem selektiven Markt, wo klassische Lösungen an ihre Grenzen stoßen, können parametrische Modelle, Rückversicherungskonzepte, Captive-Konstrukte oder auch der Zugang zu internationalen Märkten eine geeignete Alternative sein.

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