LV-Rating von RealRate: Bayerische belegt ersten Platz

04.12.2023

Dr. Herbert Schneidemann, Vorstandsvorsitzender der Bayerischen. Foto: © Die Bayerische

Die Bayerische wurde in einem neuen Rating der RealRate GmbH mit dem ersten Platz ausgezeichnet. Dabei wurden 58 deutsche Lebensversicherer nach einer neuen Methodik untersucht, die sowohl bilanzielle als auch ökonomische Aspekte berücksichtigt.

Neue Sicht aufs Rating erforderlich

Laut RealRate ist diese neue Sicht im Rating aktuell erforderlich, da aufgrund der steigenden Zinsen die Bewertungsreserven vieler Versicherer nun oftmals nicht mehr vorhanden sind. Stattdessen bauen viele Marktteilnehmer stille Lasten auf, die den bilanziellen Spielraum bei der Überschussbeteiligung, der Asset-Umschichtung und der Erreichung bilanzieller Ziele deutlich einschränken. Zu der üblichen rein ökonomischen Betrachtung werden daher von RealRate die bilanziellen Puffer der Versicherungsunternehmen sehr deutlich dargestellt. Dies ist eine ergänzende Information, welche zumindest in den nächsten Jahren sehr relevant sein wird, sofern die Zinsen weiterhin steigen.

58 deutsche Lebensversicherer auf dem Prüfstand

Insgesamt wurden 58 deutsche Lebensversicherer untersucht. Betrachtet wurden die Bilanzjahre von 2016 bis inklusive 2022. Dies ermöglicht eine Aussage über die zeitliche Stabilität beziehungsweise die Volatilität des Finanzstärkerankings unter Beachtung der stillen Reserven. Es wurden ausschließlich öffentliche Informationen verwendet, aus dem Geschäftsbericht, den Angaben gemäß Mindestzuführungsverordnung und dem Solvency Financial Condition Report.

Den ersten Platz des Rankings belegt die Bayerische Beamten Lebensversicherung. Mit deutlichem Abstand vor der LV 1871 auf dem zweiten Platz und der INTER Lebensversicherung auf dem dritten Platz. Die Spannbreite der addierten Gesamtquote reicht von -19 % bis plus 52 % und ist damit sehr groß.

Der Großteil der Spreizung ist auf die HGB-Pufferquote und insbesondere die aktivischen Bewertungsreserven bzw. stillen Lasten zurückzuführen. Die Größe mit dem höchsten Erklärungsgehalt für das Gesamtrating sind erwartungsgemäß die aktivischen Bewertungsreserven.

Plausible Methode bei der Bewertung von Lebensversicherungen

„Die Herangehensweise von RealRate bei der Bewertung von Lebensversicherungen ist aus unserer Sicht sehr plausibel und bildet die tatsächliche Finanzstärke der untersuchten Unternehmen sehr realitätsnah und aus unterschiedlichen Perspektiven ab. Umso mehr freut es uns, dass bei dieser Betrachtung die Stärke der Bayerischen entsprechend gewürdigt wird“, sagt Dr. Herbert Schneidemann, Vorstandsvorsitzender der Versicherungsgruppe die Bayerische.

Dr. Holger Bartel, CEO der RealRate GmbH, erläutert die neue Methodik: „Steigende Zinsen, die wir aktuell beobachten, sind grundsätzlich gut für deutsche Lebensversicherer. Die Garantiezinsen für den Kunden können verdient werden. Allerdings wird oft übersehen, dass es neben den positiven ökonomischen Effekten auch negative bilanzielle Effekte gibt. In Zeiten schnell steigender Zinsen fallen die Marktwerte der Anleihen, in welche die deutschen Lebensversicherer hauptsächlich investieren. Die Bewertungsreserven schwinden, es entstehen sogar stille Lasten. Diese schränken den bilanziellen Handlungsspielraum ein. In dem vorliegenden Rating ‘Finanzstärke und Stille Lasten‘ betrachten wir daher sowohl bilanzielle Effekte (Teilnote I) als auch ökonomische Effekte der Finanzstabilität (Teilnote II). Schließlich wird auch die Portfoliorendite bzw. die künftige Gesamtverzinsung aus Kundensicht mit einbezogen.“

Seit der Einführung von Solvency II sind marktwertorientierte Ratings in den Vordergrund getreten. Aufgrund des gestiegenen Zinsniveaus ist es nun jedoch angebracht, gleichzeitig bilanzielle sowie ökonomische Aspekte gesamthaft in einem Rating zu betrachten. (mho)