M&A-Transaktionen als Werttreiber

19.05.2025

Harald Sporleder. Foto: © Lingohr & Partner Asset Management.

Die jüngste Welle an Übernahmen insbesondere in Europa zeigt, dass Value Investing zunehmend durch M&A-Transaktionen Rückenwind erhält. Lingohr Asset Management aus Düsseldorf sieht darin eine Bestätigung für den eigenen, konsequent verfolgten Investmentansatz – und verweist auf die entscheidende Rolle systematischer Bewertungsmodelle in einem zunehmend selektiven Marktumfeld.

Die jüngsten Entwicklungen auf dem europäischen M&A-Markt verdeutlichen, dass gut positionierte Value-Investoren derzeit für ihre Geduld belohnt werden. Während Investoren in den vergangenen Jahren oft auf Wachstumswerte mit hohen Multiples setzten, bringt der aktuelle Bewertungszyklus nun jene Unternehmen ins Spiel, die über stabile Cashflows, strategische Assets und gleichzeitig attraktive Bewertungen verfügen. Insbesondere für Investoren mit einem konsequenten Value-Ansatz eröffnen sich neue Chancen – nicht zuletzt durch vermehrte Übernahmeaktivitäten, die als Katalysator für Performance wirken.

„Die Börse erkennt Bewertungsreserven oft spät – strategische Käufer hingegen sehr früh“, erklärt Harald Sporleder, Chief Investment Officer von Lingohr Asset Management GmbH. Lingohr ist eine unabhängige Investment-Boutique mit Sitz in Düsseldorf, die sich seit über zwei Jahrzehnten dem konsequenten Value Investing verschrieben hat. Mit systematischen, eigenentwickelten Modellen wie CHICCO analysiert das Team globale Aktienmärkte, um unterbewertete Qualitätsunternehmen zu identifizieren und langfristig in renditestarke Portfolios zu überführen. „Gerade das Umfeld der sich stabilisierenden Zinsen und die zunehmende geopolitische Re-Fokussierung auf Europa lassen derzeit zahlreiche M&A-Aktivitäten auf dem Kontinent entstehen. Das stärkt nicht nur die Bewertungen, sondern bestätigt auch unseren disziplinierten Auswahlprozess innerhalb des Value-Universums.“

Tatsächlich zeigt sich derzeit ein wachsendes Interesse globaler Investoren an europäischen Unternehmen, die aus strukturellen Gründen deutlich günstiger bewertet sind als ihre US-Pendants. In der Summe ergibt sich dadurch ein attraktives Umfeld für strategische Zukäufe. Besonders auffällig: Viele der jüngsten Transaktionen – darunter das Übernahmeangebot von KKR für den deutschen IT-Dienstleister Datagroup oder die Akquisitionspläne von DoorDash für Deliveroo – betreffen börsennotierte Titel, die im Vorfeld vom Markt unterbewertet wurden und teilweise auch Bestandteil von Lingohr-Portfolios sind.

„Unser firmeneigenes Analysetool CHICCO hilft uns, die sprichwörtliche Spreu vom Weizen zu trennen“, führt Sporleder aus. „Nicht jede Aktie mit niedrigem KGV ist auch ein attraktives Investment. Entscheidend ist die Kombination aus Qualität, Bewertung und strategischem Potenzial – und genau dort schlägt die Stunde des Value-Investors, insbesondere wenn der Markt beginnt, Übernahmepotenzial einzupreisen.“ Die Besonderheit aktueller Übernahmen liegt in der Struktur des Marktes: Unternehmen wie Bechtle, Cancom, GFT Technologies oder auch Compugroup profitieren zunehmend von politischen und regulatorischen Veränderungen, insbesondere im Hinblick auf die notwendige Digitalisierung von Behörden, dem Gesundheitswesen und sicherheitskritischer Infrastruktur. Die wachsende Bedeutung von Datensouveränität und lokaler Expertise spielt europäischen Small und Mid Caps damit in die Hände.

„Die Digitalisierung in Deutschland und Europa wurde zu lange verschleppt. Nun sehen wir einen politischen Aufbruch, begleitet von klaren wirtschaftlichen Anreizen“, so Harald Sporleder. „Daraus entsteht nicht nur organisches Wachstum, sondern auch das Interesse internationaler Käufer, die einen strategischen Marktzugang oder ergänzende Technologien suchen. Value ist in dieser Hinsicht keine veraltete Investmentphilosophie, sondern eine gezielte Positionierung auf unterbewertete Marktchancen mit realem Upside.“ Dass Investoren bereit sind, signifikante Übernahmeprämien zu zahlen, zeigt etwa das Beispiel Deliveroo. Zwischen ersten Marktspekulationen und dem konkreten Angebot durch DoorDash lag ein deutlicher Kurssprung – von rund 115 auf zuletzt über 150 Pence. Dies unterstreicht, wie stark der Markt auf strategische Bewertungen reagiert, sobald diese sich in realen Transaktionen materialisieren.

Für Lingohr Asset Management ist die Zunahme solcher Aktivitäten nicht nur Bestätigung, sondern auch Ansporn. Der Fokus auf systematische Analyse, disziplinierte Bewertungsmaßstäbe und langfristige Fundamentaldaten bildet das Rückgrat der Investmentstrategie – und wird nun durch einen M&A-Markt flankiert, der unterbewerteten Unternehmen den fairen Preis zurückzugeben beginnt. (fw)