Märkte feiern Klarheit trotz schwächerer Konjunkturdaten

07.08.2025

Evan Brown, Head of Multi-Asset Strategy. Foto: © UBS Asset Management

Mach einem turbulenten ersten Halbjahr brachte der Juli den Kapitalmärkten eine willkommene Atempause – zumindest auf den ersten Blick. Denn obwohl geopolitische Spannungen und wirtschaftliche Risiken weiterhin präsent sind, zeigen sich die Märkte von ihrer robusten Seite. „Risikobehaftete Anlagen haben im Juli zugelegt – nicht trotz, sondern wegen eines Rückgangs der politischen Unsicherheit“, sagt Evan Brown, Head of Multi-Asset Strategy bei UBS Asset Management (UBS-AM). Die Entwicklung zeigt: Die Märkte honorieren Klarheit, selbst wenn die tatsächliche Lösung nicht ideal ausfällt.

Tatsächlich haben sich die politischen Rahmenbedingungen zuletzt spürbar stabilisiert. Trumps umstrittenes Gesetzespaket „One Big Beautiful Bill Act“ (OBBBA) wurde verabschiedet, die Tariferhöhungen verlaufen vorhersehbarer und der fiskalpolitische Kurs scheint trotz hoher Defizite eingedämmt. „Die Unsicherheit über den US-Haushalt und mögliche extreme Zollszenarien ist zurückgegangen – und das honorieren die Märkte“, so Brown. Gleichzeitig eröffnet der schwache Arbeitsmarktbericht für Juli der US-Notenbank die Möglichkeit, früher als erwartet mit Zinssenkungen zu beginnen.

Zinssenkung in Sicht – Risikoanlagen im Aufwind

Mit nur 73.000 neu geschaffenen Stellen liegt der Bericht für den Monat Juli spürbar unter den Erwartungen. Besonders brisant ist, dass frühere Daten deutlich nach unten revidiert wurden. Insgesamt deutet sich eine merklich schwächere Arbeitsmarktdynamik an. „Der Arbeitsmarkt kühlt sich ab, aber nicht panikartig. Die Märkte sehen darin vor allem eine größere Wahrscheinlichkeit für baldige Zinssenkungen, vermutlich schon ab September“, sagt Brown. Da die Inflationserwartungen mittelfristig verankert bleiben, betrachtet UBS-AM diese Entwicklung eher als Rücken- denn als Gegenwind.

Chancen für Investoren: Aktien übergewichtet, Duration als Absicherung Für Anleger ergibt sich daraus ein konstruktives Bild. Brown sagt dazu: „Wir gehen davon aus, dass sich die Konjunktur in den USA und global zwar abkühlt, aber nicht in eine Rezession abrutscht. Gleichzeitig wirkt der strukturelle Rückenwind durch Investitionen in Künstliche Intelligenz unterstützend.“ Vor diesem Hintergrund hält UBS-AM an der Übergewichtung von Aktien fest und ergänzt diese durch Staatsanleihen als strategische Absicherung. Brown ergänzt: „In einem ‚Muddle-through‘-Szenario, also einem Umfeld moderaten Wachstums ohne große politische Schocks, bietet sich besonders ein ausgewogenes Portfolio mit hochwertiger Duration und Carry-Investments in Schwellenländeranleihen an.“ Trotz kurzfristiger Rückschlagrisiken, etwa durch neue zollpolitische Impulse oder volatilere Konjunkturdaten, bleibt UBS-AM optimistisch. „Ein Rücksetzer wäre angesichts der aktuellen Marktlage normal und könnte sogar eine gute Einstiegsmöglichkeit darstellen“, betont Brown. Auch taktische Währungsabsicherungen gegenüber dem US-Dollar erscheinen vor dem Hintergrund einer möglichen US-Zinssenkung attraktiv. (fw)