Müssen Vermittler wegen Corona länger arbeiten?

03.09.2020

Wegen der Corona-Krise könnte für manchen Vermittler der Ruhestand in weite Ferne rücken / Foto: © Shutter B - stock.adobe.com

Die Corona-Krise könnte so manchen Vermittler dazu zwingen, den geplanten Ruhestand zu verschieben. Das zeigt eine Umfrage des BVK, die zudem deutlich macht, dass die Befürchtungen des Frühjahres zum Teil nicht eintreten.

Die Monate März und April waren von apokalyptischer Stimmung geprägt: Stark steigende Corona-Zahlen und Kontaktbeschränkungen machten es selbst den größten Optimisten schwer, positiv gestimmt in die Zukunft zu schauen. Ein knappes halbes Jahr später haben sich viele dramatischen Befürchtungen nicht bewahrheitet. Auch für die Versicherungsvermittler hat sich die Lage inzwischen wieder gebessert: Zwar gaben in einer Umfrage des Bundesverbandes Deutscher Versicherungskaufleute (BVK) 62 % der Befragten an, dass sich ihre Umsätze im Vergleich zum Vorjahr verschlechtert hätten. Jedoch sind die durchschnittlichen Einbußen mit 20 % nur halb so hoch wie die 38 %, die bei einer ähnlichen Umfrage im April angegeben wurden.

Ein Großteil der Vermittler befürchtet dennoch, dass sie in diesem Jahr Liquiditätseinbußen hinnehmen müssen. Dies tritt besonders auf die Exklusivvermittler zu, von denen 63,7 % angaben, dass sie bei Bonifikationen Rückgänge erwarten würden. Nach Analysen des BVK machen diese bei vielen Exklusivvertrieben immer noch einen wesentlichen Bestandteil des Einkommen aus, was von Seiten des Verbandes kritisch gesehen wird. Dieser fordert stattdessen, dass die Vergütung und Kompensation ausschließlich über vertragsbezogene Provisionen erfolgen solle. Durch die ausbleibenden Bonifikationen drohen Vermittlern existenzielle Einschnitte über dieses Jahr hinaus. Zudem befürchten 31,5 %, dass ihre eigene private Altersvorsorge durch die Krise belastet wird.

Dass durch die Krise der ohnehin seit Jahren anhaltende Schwund bei der Vermittlerschaft weiter beschleunigt wird, lässt sich aus den Ergebnissen nicht erkennen. So gaben nur 2,5 % der Befragten an, den Markaustritt oder einen Ruhestand zu planen. Für Michael H. Heinz sind die Zahlen dennoch kein Grund zur Beruhigung.  „Ein möglicher Grund hierfür könnte sein, dass die Vermittler aufgrund der wirtschaftlichen Situation gezwungen sind, weiterhin zu arbeiten“, meint der BVK-Präsident.  „Trotz einer leichten Entspannung im Vergleich zur Vorumfrage bleibt die Situation in vielen Vermittlerbetrieben unsicher. Zudem werden sich Einbußen bei den Bestandsprovisionen erst zeitversetzt zeigen. Die Vermittler sollten deshalb intensiv und rechtzeitig Gegenstrategien vor einer erneuten Verschärfung der Pandemie ergreifen.“ (ahu)