Nachhaltigkeit, Urbanität, Marktfähigkeit

27.06.2023

Living & Care -Expo 2023 - Foto: © Carestone

Dass Deutschlands Bevölkerung demografiebedingt erheblich altert, ist bekannt, nicht aber das Verständnis über den sich weiter verschärfenden Mangel an altersgerechtem Wohnraum. Carestone, stellte auf der Expo Living & Care in Berlin seine strategischen Leitplanken sowie zwei Projektbeispiele für die Zukunft des altersgerechten Wohnens vor.

„Diese allein schon quantitativ immense Herausforderung geht noch einher mit deutlich ausgeprägten Qualitätsbedürfnissen zum Wohnen der in den nächsten Jahren in den Ruhestand eintretenden Generation der Babyboomer“, so Carestone-CEO Dr. Karl Reinitzhuber.

Dabei besteht innerhalb der zukünftigen Generation 65plus grundsätzlich eine Bereitschaft zur Wohnraumverkleinerung, so ein Ergebnis der Carestone-Trendstudie. Dieses Potenzial gilt es zu heben. Carestone treibt deshalb innerstädtische Mixed-Use-Quartiere voran, die unterschiedliche Wohnformen kombinieren. Der geschaffene urbane und altersgerechte Wohnraum bietet unter anderem den sogenannten Silver Agern einen Anreiz, von großen in kleinere Stadtwohnungen zu wechseln. Positiver Nebeneffekt: eine Belebung des Wohnungsmarktes, beispielsweise für junge Familien.

Alternativlos sind zudem nachhaltige Bauweisen. Einerseits um einen Beitrag zu den gesellschaftlich geforderten ambitionierten Klimazielen zu leisten. Mindestens ebenso wichtig für die Nachhaltigkeit beim Bauen ist es, KfN-/QNG-Konformität und damit Zugang zu attraktiven KfW-Finanzierungskonditionen zu erreichen. In Zeiten von Zins- und Inflationshoch sind diese insbesondere für private Investoren zu einem entscheidenden Kriterium geworden. Mit dem Wissen, dass ohne private Investoren der weiterhin steigende Bedarf an ausreichend Seniorenwohn- und Pflegeimmobilien kaum zu stemmen ist, gewinnt die staatliche Förderung für nachhaltige Gebäude zusätzlich an Bedeutung und sollte ausgeweitet und sichergestellt werden. Nicht zuletzt legen auch die künftigen Seniorengenerationen selbst hohen Wert auf Wohnraum in klimafreundlicher Bauweise. Für sie als potenzielle Bewohner ist das längst der neue Standard, so ein weiteres Ergebnis der Carestone-Trendstudie.

„Die erforderliche Trendwende beim altersgerechten Wohnen wird sich über die Jahre weiter verzögern, wenn nicht ausreichend und bedarfsorientiert gebaut werden kann“, warnte Reinitzhuber beim Strategiekongress in Berlin. Damit die gesellschaftlich angestrebten Wohnraum- und Klimaziele erreichbar sind, sollten die regulatorischen Weichen auf Basis der folgenden Ansatzpunkte richtig gestellt werden: 

  1. Altersgerechtes Wohnen im urbanen Raum muss als integraler Bestandteil von Quartiers- und Stadtteilplanung eine eigene Nutzungsart im Bauplanungsrecht sein oder eine Quote erhalten.
  2. Senioren- und Pflegeimmobilien sollten mit staatlich gefördertem Wohnungsbau innerhalb der Sozialquote gleichgestellt werden.
  3. Rechtliche Regelungen auf Landesebene sollten vereinheitlicht und die Heimmindest-Bauverordnung für Planungs- und Investitionssicherheit harmonisiert werden.

 Nachhaltigkeit in Serie

Konkrete Beispiele, wie Carestone den Spagat aus Nachhaltigkeit, Urbanität und Marktfähigkeit meistert, wurden beim Kongress in Berlin vorgestellt. Etwa der in Holzmodul-Hybridbauweise errichtete Seniorenwohnpark in der hessischen Klimakommune Kalbach. Das Objekt spart aufgrund der speziellen Konstruktion im Vergleich zum DGNB-Referenz-Massivgebäude über den gesamten Lebenszyklus hinweg 44 % Treibhausgas-Emissionen und 46 % nicht erneuerbare Primärenergie ein. Die eigens dafür entwickelten Holzmodule sind ein Schritt hin zur Nachhaltigkeit in Serie. Ein zweites Projekt, das den Weg zum nachhaltigeren Bauen demonstriert, befindet sich im niedersächsischen Hameln. Dort plant Carestone die Umnutzung eines früheren und teilweise denkmalgeschützten Traditionsmöbelhauses in urbanen Wohnraum. Entstehen werden einhundert moderne altersgerechte Apartments in Innenstadtlage und mit Stadtparknähe. (ml)