Nur die Wirkung zählt

20.02.2023

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„Impact Investing“ ist das neue Buzzword in der Finanzbranche. Immer mehr Anleger in Deutschland suchen nach Möglichkeiten, positiven Einfluss auf Gesellschaft und Umwelt zu nehmen und dabei eine gute Rendite einzufahren. Und die Branche reagierte auf diese Entwicklung mit immer mehr entsprechenden Pro-dukten. Doch was bedeutet Impact Investing überhaupt? Und ist wirklich überall „Impact“ drin, wo „Impact“ draufsteht?

Prinzipiell ist „Impact Investing“ kein einheitlich feststehen der oder klar definierter Begriff. Die International Finance Corporation (IFC), ein Schwesterunternehmen der Weltbank und selbst einer der größten globalen Impact Investoren, hat 2019 eine Standarddefinition veröffentlicht. Bereits 160 internationale Investoren folgen diesen „Operating Principles for Impact Management“. Diesen Prinzipien zufolge müssten drei Voraussetzungen erfüllt sein, um aus einem Investment ein Impact Investment zu machen: eine Wirkungsabsicht, ein Wirkungsbeitrag und eine Messung der Wirkung. Der Schwerpunkt liegt dabei auf dem Beitrag. Er wird dann geleistet, wenn ein Unternehmen durch die Investition seine eigene Wirkung erhöhen oder verbessern kann. Fehlt diese Wirkung, ebenso wie eine grundsätzliche Wirkungsabsicht oder die entsprechende Messung, handelt es sich laut IFC nicht um ein Impact Investment. In Deutschland hat die Bundesinitiative Impact Investing e.V. (BIII) in 2022 ein Positionspapier mit einer ähnlichen Definition vorgelegt. Die BIII unterscheidet jedoch vier Voraussetzungen. Neben der Wirkungsabsicht und der -messung gilt es, einen Asset-Impact, also einer Wirkung auf Unternehmens-/Asset-Ebene, zu erfüllen sowie einen Investoren-Impact, also einer signifikant messbaren Wirkung des Investors auf den Asset-Impact. Keiner dieser Standards ist jedoch verbindlich oder allgemeingültig.

Auch Tobias Huzarski, Head of Impact Investing bei der Commerz Real, hält die BIII Definition für schlüssig. Für ihn verbinde Impact Investing finanzielle Rendite mit ökologischer und sozialer Nachhaltigkeit. „Zur authentischen Umsetzung sind drei Faktoren essenziell: erstens, eine signifikante und positive reale Wirkung der Assets selbst; zweitens, eine additive Wirkung des Kapitals und drittens ein dezidiertes Instrument zur Messung kombi-niert mit transparenter Berichterstattung“, so Huzarski. Die echte Herausforderung liege jedoch gerade in dieser Umsetzung. „[…] Wir werden weiterhin unsere Klimaziele verfehlen, wenn wir erneuerbare Energien nicht mit signifikantem Momentum ausbauen, bürokra-tische Hürden überwinden und Kapital komplett den fossilen Brennstoffen entziehen. Hierfür sind klare Definitionen eine notwendige, aber noch keine hinreichende Voraussetzung.“

Ready, set, go!

Der Markt für Impact Investments wächst kontinuierlich, die Prognosen für 2023 fallen weitgehend positiv aus. Das öffentliche Bewusstsein für entsprechende Anlagen steigt, besonders unter jüngeren Investoren sind sie beliebt. Regulatorische Änderungen für mehr Nachhaltigkeit geben dem Markt weiteren Rückenwind. „Besonders im Bereich der erneuerbaren Energien erwarten wir weiteres Wachstum“, so Huzarski. „Die Eltif-Reform der EU wird einen positiven Schub bringen, da sie auch Kleinanlegern Investments in Infrastruktur der Energiewende ermöglicht. Trotz der bisherigen Mindestanlagesumme von 10.000 Euro, die jetzt entfallen wird, hat der klimaVest in nur zwei Jahren mehr als 1 Mrd. Euro eingesammelt. Für 2023 erwarte ich eine weitere Demokratisierung von authentischen Impact Investitionen.“

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