Private Equity Buy-outs als Alternative in volatilen Zeiten

18.06.2024

Thomas Zimmermann, Head of Investment Management Private Equity / Private Real Estate - Foto: © Wealthcap

An den Börsen hat sich die „Zeitenwende“ bisher kaum negativ bemerkbar gemacht.
Ob Inflation und Zinsanstieg, geopolitische Spannungen – selbst die schwache Konjunkturentwicklung in Deutschland hat den Kursverläufen an den Kapitalmärkten scheinbar nicht geschadet: Die wichtigsten Aktienindizes haben im März dieses Jahres zeitweise Rekordstände erreicht. Anlegern stellt sich deshalb nunmehr die Frage, ob ein Einstieg zu den gegenwärtigen Kursniveaus noch Erfolg versprechend ist.

Private-Equity-Buy-out-Fonds sind historisch gesehen eine weniger volatile Alternative zum Aktienkauf, die dennoch Beteiligungen an aussichtsreichen Unternehmen erlaubt. Langfristige Untersuchungen zeigen, dass Private-Equity-Buy-out-Fonds als Assetklasse nicht nur grundsätzlich Outperformance-Potenzial gegenüber Aktien geboten haben, sondern auch, dass diese Outperformance in schwierigen Zeiten besonders groß ist.

Private-Equity-Buy-out-Fonds sind zudem kein reines „Schönwetter-Investment“, das sich in schwierigeren Zeiten als besonders risikobehaftet erwiesen hat. Im Gegenteil haben sie zumeist eine geringere Abwärtsbewegung und eine schnellere Erholung bei den Krisen der Vergangenheit aufgewiesen.

Die Mehrheit der Investoren hält Private Equity für aussichtsreicher

Das spiegelt sich auch in der Einschätzung von Investoren wider. In einer Befragung von Wealthcap unter rund 500 vermögenden Anlegern im Frühjahr 2024 gaben 79 Prozent der Befragten an, dass sie Private Equity für „zukunftsfähig“ halten, 59 Prozent für „resilient in Krisenzeiten“. Eine knappe Mehrheit von 53 Prozent hält Private Equity für rentabler als Aktien. Und so ist es kaum verwunderlich, dass auch rund 53 Prozent überzeugt sind, dass die Bedeutung von Private Equity aufgrund der Zinsentwicklung in Zukunft weiter zunehmen wird.

Eine fundamentale Ursache für die größere Resilienz liegt in der langfristig orientierten Strategie und den Einflussmöglichkeiten der Private-Equity-Buy-out-Manager. Im Mittelpunkt steht dabei das Interesse, die Unternehmen strategisch weiterzuentwickeln und langfristig erfolgreich auszurichten, ohne kurzfristigen Handlungsdruck und „Quartalsdenken“. Vor

allem aktive Maßnahmen zur Weiterentwicklung von Geschäftsmodellen generieren dabei die angestrebten Wert- und Ertragssteigerungen. Durch eine hohe, auf den Gesamterfolg zum Fondsende ausgelegte Erfolgsbeteiligung wird eine Interessenkongruenz auf diese langfristige Perspektive zwischen den Private-Equity-Buy-out-Fondsmanagern und den Investoren hergestellt.

Die Bewertung von Private-Equity-Unternehmen hängt nicht von der täglichen Börsenpsychologie ab. Gleichwohl gibt es natürlich auch hierbei externe Faktoren wie das Zinsumfeld, die allgemeine wirtschaftliche Lage, die Bewertungs-Multiples am Aktienmarkt sowie das Volumen des in diesen Markt strömenden Kapitals, welche Auswirkungen auf die Preisbildung haben – auch wenn diese zumeist weniger gravierend als bei klassischen Aktieninvestments ausfallen, da die Fonds das zugesagte Kapital über circa drei bis fünf Jahre investieren und die Private-Equity-Fondsmanager auf die Gesamtperformance des Fonds nach Verkauf aller Unternehmen incentiviert sind. Aktuell sind beispielsweise die Bewertungs-Multiples am Aktienmarkt hoch, den institutionellen Fondsmanagern steht relativ viel Kapital („Dry Powder“) zur Verfügung, während Konjunktur und Zinsen die Preise eher dämpfen.

Breite und mehrdimensionale Diversifikation ist das Erfolgsrezept

Von einer Kurzfristbetrachtung sollte man sich bei Private-Equity-Buy-out-Fonds mit Investitionsperioden von drei bis fünf Jahren ohnehin lösen. Vielmehr sollte durch eine regelmäßige Investition eine zyklusdiversifizierte Private-Equity-Buy-out-Allokation im Gesamtportfolio aufgebaut werden, da auf diese Weise unterschiedliche Konjunkturphasen diversifiziert und gleichzeitig das risikoadjustierte Renditepotenzial verbessert wird.

Ohnehin spielt Diversifikation bei Private-Equity-Buy-out-Fondsstrategien eine existenzielle Rolle. Eine mehrdimensionale Streuung sollte dabei nicht nur über einen Fonds mit unterschiedlichen Unternehmen, Geschäftsmodellen, Branchen und Länder erfolgen, sondern auch über Auflagejahre der Fonds und somit über unterschiedliche Konjunkturphasen.

Diese Strategie ist auch erforderlich, um die sogenannte J-Kurve eines Private-Equity-Buy-out-Fondsinvestments zu „mitigieren“ und das Potenzial für eine „konstante“ Private-Equity-Allokationshöhe im Gesamtportfolio zu schaffen.

Das lässt sich praktisch – insbesondere für semiprofessionelle Investoren, vermögende Privatanleger sowie für kleinere institutionelle Investoren – am besten mit einer Portfoliofondsstrategie umsetzen. Private-Equity-Buy-out-Fondsinvestitionen erfordern ein

sehr spezifisches Private-Equity-Segmentwissen, das Verständnis und den Zugang zu nicht öffentlich verfügbaren Daten sowie eine tiefe und vertrauensvolle Vernetzung innerhalb der jeweiligen Zielbranche voraussetzt.

Portfoliofonds als Lösung

Die wenigsten Investoren verfügen über Daten und einen ausreichend breiten Marktüberblick, um die unterschiedlichen Private-Equity-Segmente analysieren zu können – geschweige denn über einen direkten Zugang, den die Zielfondsmanager oftmals beschränken. Auch die Ticketgrößen – die Mindestzeichnungssummen betragen zehn Millionen Euro oder mehr – sind relativ groß. Durch die Bündelung mehrerer Buy-out-Zielfonds in einem Portfoliofonds lassen sich diese Hürden umschiffen und mit relativ einfachen Mitteln ein breit diversifizierter Baustein für den Aufbau und die Aufrechterhaltung einer Private-Equity-Buy-out-Allokation im Gesamtportfolio erwerben. Die Gebührenstrukturen sind dabei nicht nur ein Kostenfaktor, sondern auch ein Rendite- und Diversifikationstreiber.

Zusammengefasst lässt sich sagen: Das gegenwärtige Marktumfeld ist geprägt von einer sehr herausfordernden Mischung aus gestiegenen Zinsen, verhaltenen Konjunkturaussichten, viel Liquidität am Kapitalmarkt, geopolitischen Konflikten und Risiken sowie gleichzeitig hohen Aktienkursen. Private-Equity-Buy-out-Fonds bilden in dieser Gemengelage eine vielversprechende Alternative für Unternehmensbeteiligungen, die – wie bisherige Krisensituationen gezeigt haben – bei „richtiger“ Strategie sowohl Outperformance-Potenzial als auch eine schnellere Erholung aufgewiesen haben. Dies sollte zumindest zur Portfoliobeimischung nicht ungenutzt bleiben.

Fachbeitrag von Thomas Zimmermann, Head of Investment Management Private Equity / Private Real Estate, Wealthcap