Quelle des Lebens

08.02.2023

Stefan Schütz - Foto: © Tareno AG

Die Erde ohne Wasservorräte, undenkbar. Wasser als Quelle des Lebens ist unverzichtbar. Teile der Weltbevölkerung haben bis heute keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Grotesk, wenn man bedenkt, dass wir auf der anderen Seite oftmals verschwenderisch mit dieser knappen Ressource umgehen. finanzwelt sprach mit Stefan Schütz, Fund Manager Tareno AG.

finanzwelt: Welchen Wert hat das Thema Wasser für Investoren? Stefan Schütz: Wasser ist bereits seit vielen Jahren ein beliebtes Anlagethema, welches auf lange Sicht attraktive Renditen liefert. Märkte mit begrenztem Angebot und ständig steigender Nachfrage bieten immer Opportunitäten. Das Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage im Wassersektor ist besonders gross. Dieses muss mit Investitionen in Technologien ausgeglichen werden.

finanzwelt: Wie schätzen Sie das aktuelle Marktumfeld für Wasser als Investmentthema ein? Schütz: Ein interessanter Aspekt des Anlageuniversums ist, dass es sich über diverse Industriesektoren erstreckt. Auf der einen Seite defensive Werte wie Wasserversorger, auf der anderen Seite sehr zyklische Werte, wie beispielsweise Hersteller von Bewässerungssystemen für die Landwirtschaft. Unabhängig vom Konjunkturzyklus gibt es für uns daher immer Chancen. Natürlich ist eine positive Grundstimmung an den Aktienmärkten hilfreich. Nach dem anspruchsvollen 2022 sehen wir vor allem in Europa vielversprechende Bewertungen.

finanzwelt: Welche Werte sind aktuell interessant, wo liegen Chancen? Schütz: Interessant ist die aktuelle Entwicklung in der Landwirtschaft. Dank den hohen Preisen für Agrarrohstoffe haben Farmer die Möglichkeit in Bewässerungstechnologien zu investieren. Die Nachfrage nach Produkten der wichtigsten Hersteller Lindsay und Valmont Industries (beide USA) hat sich in den letzten Quartalen deutlich erhöht. Chancen sehen wir auch bei attraktiv bewerteten Firmen in Europa. Zum Beispiel die Versorger Veolia (F), Hera (It) oder A2A (It). Auch die Österreichische Wienerberger, welche ein bedeutendes Rohrleitungsgeschäft hat, zählt zu unseren Favoriten.

finanzwelt: Wie ist es auf der anderen Seite um das Risikoprofil bestellt? Gibt es Faktoren, die sich negativ auf die Performance auswirken könnten? Schütz: Unser grösstes Risiko ist die allgemeine Marktentwicklung. Mit einem reinen Aktienfonds können wir uns der Entwicklung des Gesamtmarktes nicht völlig entziehen. Wir sehen jedoch, dass unsere Erholungsphasen jeweils schneller verlaufen.

finanzwelt: Von welchen Entwicklungen können wasserver- und entsorgende Unternehmen in Zukunft profitieren? Schütz: Das Betreiben eines Distributionsnetzes ist eine anspruchsvolle Aufgabe. Moderne Technologien ermöglichen es Wasserversorgern Schwachstellen schnell zu identifizieren und versickerndes Wasser zu reduzieren. Solche Investitionen haben eine positive Wirkung auf die Ertragslage und das Dienstleistungsniveau der Versorger. Firmen, welche in der Wasseraufbereitung tätig sind, profitieren in erster Linie von strengeren Richtlinien bezüglich der Wasserqualität. Durch die steigenden Anforderungen sind immer auch Investitionen in die Wasserinfrastruktur erforderlich.

finanzwelt: Wasserfonds sind nichts Neues; mittlerweile stehen hier auch mehrere Produkte zur Auswahl. Nach welchen Kriterien sollte man die Fonds bewerten? Schütz: In erster Linie ist es wichtig, sich mit der Strategie des Fonds vertraut zu machen. Es ist nicht exakt definiert, was ein Wasserunternehmen ausmacht. Daher kann es bei der Zusammenstellung des Universums zu Unterschieden kommen. Betreffend der Einschätzung der Nachhaltigkeitsleistung eines Fonds können zudem Siegel unterstützen.

finanzwelt: Wie schaut es mit dem Impact beim Kauf eines Wasserfonds aus? Schütz: Auch hier gibt es unterschiedliche Ansätze. Den Impact eines Wasserfonds zu quantifizieren ist schwierig. Noch mangelt es vor allem an Daten, um eine konkrete Aussage zu treffen.

Darum haben wir 2021 eine Anlageklasse aufgelegt, welche den Impact messbar macht. Bei dieser Impact-Tranche wird ein Teil der Managementgebühr an Partnerfirmen abgegeben. Diese bauen Wasserinfrastrukturanlagen, welche Menschen in Entwicklungsländern den Zugang zu sauberem Trinkwasser ermöglichen. Im letzten Jahr konnten wir ein erstes Projekt an einer Schule in Tansania abschliessen. Die Wasseraufbereitungsanlage reinigt täglich bis zu 600 Liter Wasser und steht rund 200 Menschen zur Verfügung.

finanzwelt: Skizzieren Sie bitte Ihren Fonds. Schütz: Für den Tareno Global Water Solutions Fund ist das SDG 6 „Sauberes Wasser und Sanitäreinrichtungen“ von zentraler Bedeutung. Wir möchten mit unseren Investitionen aktiv zum Erreichen dieses UN-Nachhaltigkeitsziels beitragen. Mit ca. 50% stellen die USA den grössten Anteil der investierten Werte. Der Fokus liegt vor allem auf kleinen und mittelgrossen Firmen. Der Fonds folgt einem systematischen Investitionsprozess und einem starken Fokus auf Nachhaltigkeit. Nebst der Zertifizierung durch das FNG, dem französischen ISR Siegel und der Klassifizierung nach Artikel 9 SFDR, verfügt der Fonds auch über die bereits erwähnte Impact-Anteilsklasse. Er ist täglich handelbar und somit für private, als auch institutionelle Kunden geeignet. (ah)