Schlechte Lage für Selbstständige und Kleinstunternehmen

09.02.2022

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Der neue „Jimdo-ifo-Geschäftsklimaindex“ befasst sich mit der Situation von Solo-Selbstständigen und Kleinstunternehmen. Ihre schlechte Geschäftslage entkoppelt sich immer weiter von der Gesamtwirtschaft. Durch die Pandemie stehen ca. eine Million Existenzen auf dem Spiel.

Schlechte Aussichten

Seit November des vergangenen Jahres gibt es einen eigenen ifo-Index für kleine Unternehmen. Im Rahmen einer gemeinsamen Initiative des ifo Instituts und des Webseiten-Anbieters Jimdo wird der Index seit Dezember 2021 monatlich veröffentlicht. Bisher wurden dazu die Angaben von mehr als 1.300 Betrieben ausgewertet. Mit erschreckenden Ergebnissen. Dabei machen Solo-Selbstständige und Kleinstunternehmen über 80 % aller Unternehmen Deutschlands mit ca. 5,7 Millionen Beschäftigten aus. Mehr als ein Viertel der Befragten sehen sich gegenwärtig in ihrer Existenz bedroht. Das entspricht ca. einer Million Betriebe. Im Dezember 2021 waren es bereits 25 %, im Januar sind es 26 %.

„Die Daten der Januar-Befragung decken sich leider mit meinen Gesprächen, die ich mit unseren Kund*innen führe,” erklärt Matthias Henze, CEO und Mitgründer von Jimdo. „Viele Solo-Selbstständige und Kleinstunternehmer*innen haben große Existenzsorgen. Sie fühlen sich nicht wahrgenommen, es findet kaum Kommunikation in ihre Richtung statt und sie bekommen wenig bis gar keine Unterstützung. Das war schon vor der Pandemie mühsam und innovationshemmend, jetzt aber bedeutet es für viele das wirtschaftliche Aus.“

Ungleiche Entwicklungen

Die Bedrohung steigt weiterhin und die Einschätzung fällt deutlich schlechter aus als bei der Gesamtwirtschaft. Hier ermittelte das ifo-Institut im Dezember 14 %. Im Januar erholte sich die Stimmung bereits ein wenig und der Wert lag bei 13,7 %, Tendenz weiter fallend – trotz anhaltender Pandemie und Omikron-Welle. Auch die Beurteilung der Geschäftslage verschlechterte sich dahingegen bei Solo-Selbstständigen und Kleinstunternehmen weiter. Im Dezember lag der Wert hierfür bei minus 0,2 Punkten, im Januar sind es bereits minus 3,9 Punkte. Die Gesamtwirtschaft verzeichnete hingegen im Januar plus 19,1 Punkte. Damit öffnet sich die Schere zwischen den „Kleinen“ und den „Großen“ weiter. „Für viele kleine Unternehmen wird das wirtschaftliche Überleben immer schwieriger und die anhaltende Pandemie verschärft die Lage”, erläutert Klaus Wohlrabe, Leiter der ifo-Umfragen.

Das ifo Institut berechnet die Konjunkturindikatoren für Solo-Selbstständige und Kleinstunternehmen auf Basis seiner Unternehmensbefragungen. Die Ergebnisse können direkt beim ifo Insitut bezogen werden. Die teilnehmenden Betriebe decken alle Sektoren wie im Gesamtindex ab. Der Schwerpunkt liegt jedoch auf dem Dienstleistungssektor. Gemeinsam mit Jimdo und in Zusammenarbeit mit verschiedenen Verbänden (u.a. dem VGSD) werden neue Teilnehmer gewonnen. „Je mehr Daten und Fakten wir liefern, umso besser können Entscheidungsträger*innen die Sorgen und Bedürfnisse, aber auch die Innovationskraft und den Gründergeist der kleinen Unternehmen verstehen und entsprechend handeln”, ergänzt Henze. Solo-Selbstständige und Kleinstunternehmerinnen und -unternehmer werden weiterhin von den Index-Initiatoren aufgerufen, sich online zu registrieren und sich mit einer Teilnahme an der Umfrage gehör zu verschaffen. (lb)