UBS: Energie-Infrastruktur in den USA ein Mega-Thema

07.02.2013

Atomausstieg, Förderung erneuerbarer Energien, Netzwerkausbau: Der Strukturwandel im Energiesektor ist im vollen Gange. Zugleich spielen konventionelle Energieträger wie Öl und Gas nach wie vor eine wichtige Rolle. Für Investoren bieten sich entlang der Wertschöpfungskette des Energiesektors interessante Chancen – etwa die Erzeugung umweltfreundlicher Energie oder die Verteilung der Energie zum Endverbraucher. Gerade in den USA – einem der größten Ener-giemärkte der Welt – herrscht enormer Investitionsbedarf bei der Energieinfrastruktur. Welche Bereiche im Einzelnen besonderes Potenzial versprechen, erläutert Roland Hantke, verantwortlich für Multi-Manager-Infrastruktur- Anlagelösungen des Geschäftsbereichs Infrastructure & Private Equity bei UBS Global Asset Management in Zürich.

F: Herr Hantke, Sie sprechen dem US-Energiesektor enormes Potenzial zu. Warum?Hantke: Die Energiewirtschaft ist nicht nur ein großer, sondern auch der kapitalintensivste Sektor der US-Wirtschaft. Und der Bedarf für den Ausbau der Infrastruktur wird in diesem Bereich wei-terhin wachsen. Bis zum Jahr 2035 wird in den USA eine Erhöhung der Energienachfrage von 30 Prozent prognostiziert. Zugleich wird innerhalb dieses Zeitraumes eine große Zahl an Kohlekraft-werken altersbedingt durch Gaskraftwerke und Stromerzeugung aus alternativen Energien ersetzt werden. So sind 70 Prozent aller Kohlekraftwerke in den USA bereits älter als 30 Jahre. Es wird rund eine Billion US-Dollar benötigt, um die alte Infrastruktur zu erneuern. Dieser enorme Kapital-bedarf übersteigt die Möglichkeiten der traditionellen Marktteilnehmer. Energiekonzerne und Versorger können das alleine nicht finanzieren. Das bietet wiederum institutionellen Investoren einmalige Investitionsmöglichkeiten.
F: In welchen Infrastruktur-Bereichen sehen Sie besonders großes Potenzial?Hantke: Wenn man die Wertschöpfungskette einmal genauer unter die Lupe nimmt, wird deutlich, dass vor allem bei der Energieerzeugung, dem Gastransport und der Stromübertragung (Midstream-Sektor) sowie bei der Verteilung der Energie zum Endverbraucher durch Versorger (Downstream-Sektor) vielversprechende Anlagemöglichkeiten bestehen. Nehmen wir die Pipelines als Beispiel, die zum Transport von Erdöl und Erdgas benötigt werden. Experten gehen davon aus, dass von 2011 bis 2035 in den USA etwa 35.000 Meilen neue Pipelines verlegt werden. Die jährlichen Ausgaben dafür werden mit etwa 4 Milliarden US-Dollar beziffert. Weitere interessante Investitionsmöglichkeiten ergeben sich für den Bau moderner Gas- und Dampf-Kombikraftwerke. Pro Jahr werden etwa 16 GW von neuen Kraftwerken benötigt, um veraltete Kraftwerke zu ersetzen und die steigende Energienachfrage zu befriedigen. Verschiedene Staaten in den USA haben in den letzten Jahren sogenannte Renewable Power Standards eingeführt, was Investitionen in Solar- und Windenergie begünstigt.F: Wodurchzeichnen sich die Anlagemöglichkeiten in diesen Bereichen aus?Hantke: Investoren können mit Anlagen in US-Energie-Infrastruktur einen Beitrag zur Stabilisierung ihres Portfolios leis-ten. Zum einen besteht grundsätzlich eine relativ niedrige Korrelation von Infrastruktur mit Aktien, Staatsanleihen und Rohstoffen. Anlagen in US-Energie-Infrastruktur sind oftmals reguliert oder können über langfristige Abnahmeverträge stetige Cashflows aufweisen. Angesichts der hoch bleibenden Volatilität an den Finanzmärkten könnte sich die Nachfra-ge von institutionellen Investoren nach Anlagen in die US-Energieinfrastruktur sogar noch weiter erhöhen.

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