Viele Firmen kennen die Förderung nicht

28.08.2023

Die bAV ist die Königsdisziplin der Altersvorsorge. Ein Markt, der gerade in Zeiten von Fachkräftemangel immer mehr an Bedeutung gewinnt. Altersvorsorge für Frauen ist ein genauso interessantes und weites Feld für Makler. Auch hier kann man sich gut positionieren. Echte Experten in diesen Bereichen sind Dr. Henriette Meissner, Geschäftsführerin der Stuttgarter Vorsorge-Management GmbH und Generalbevollmächtigte für die bAV bei der Stuttgarter Lebensversicherung a. G. und Per Protoschill, Leitung Vertriebsunterstützung bAV und Prokurist der Stuttgarter Vorsorge-Management GmbH. Warum und wie man am besten bAV macht, fragte Chefredakteur Lenard von Stockhausen die beiden Topmanager im finanzwelt-Interview.

finanzwelt: Frau Dr. Meissner, warum ist es so wichtig, gerade jetzt in Zeiten der Unsicherheit und Krisen, uns mit dem Thema Altersvorsorge mehr zu beschäftigen?

Dr. Henriette Meissner» Altersvorsorge muss man langfristig über Jahrzehnte denken – unabhängig von kurzfristigen Entwicklungen. Für die, die heute im Berufsleben stehen, geben die Demografie und die Inflation den Takt vor. Für alle gilt: Die gesetzliche Rente muss durch Eigenvorsorge ergänzt werden, damit der Lebensstandard gehalten werden kann. Je früher die Altersvorsorge begonnen wird, umso mehr kann der Zinseszins-Effekt unterstützen. Auch mit kleinen Beiträgen können über Jahrzehnte dann gute Ergebnisse erzielt werden. Das Risiko Inflation, die an der Rendite ‚knabbert‘, kann am besten durch Sachwertanlagen aufgefangen werden. Über lange Anlagehorizonte sind Sachwerte wie Aktien renditestark. Daher ist frühe Vorsorge, die langfristig durchgehalten wird, optimal. Also nicht kurzfristig aufgeben oder unterbrechen.

finanzwelt: Eine wichtige Säule der Altersvorsorge ist und bleibt die bAV. Herr Protoschill, warum bleibt sie so unverzichtbar und welche Vorteile bietet sie gegenüber der privaten Vorsorge?

Per Protoschill» Die bAV ist für beide Seiten der Beteiligten, Arbeitgeber und Beschäftigte, besonders vorteilhaft und deshalb unverzichtbar. Beschäftigte wissen längst, wie wichtig die Vorsorge ist. Sie schätzen Arbeitgeber, die sie dabei durch Zuschüsse oder eine eigenständige Arbeitgeber-Rente unterstützen. Für Arbeitgeber ist damit eine gut ausgestattete Betriebsrente ein sehr wichtiges Personalinstrument, um Beschäftigte zu gewinnen und zu binden. Der Schlüssel dabei ist die Kommunikation der Vorteile – und da ist der kompetente Berater gefragt. Übrigens: Dank sehr guter staatlicher Förderung rechnet sich die Betriebsrente für Beschäftigte und Arbeitgeber. Dabei ist wieder der Berater gefragt. Denn viele Firmen kennen die Förderung nicht.

finanzwelt: Ist dieses Thema bei Frauen unterrepräsentiert? Und wenn ja, warum?

Dr. Meissner» Ja! Deswegen wird zum Glück das Gender Pension Gap auch von der Stuttgarter thematisiert. Nur zwei Beispiele für die Ursache: Oft wird die eigene Altersvorsorge auf die Zeit nach der Familiengründung verschoben. Damit werden zwischen Berufseintritt und dem ersten Kind wertvolle Jahre verschenkt, in denen die Kraft des Zinseszinses nicht genutzt wird. Und wenn das erste Kind da ist, kommt die Unterbrechung: Elternzeit gefolgt von Teilzeit, oft bis das letzte Kind ‚aus dem Haus‘ ist. Neben der Zeit, die nicht für Vorsorge genutzt wird, kommt hinzu, dass Teilzeitarbeit auch nur eine Teilzeitrente in der GRV bedeutet. Und dann ist er halt da, der Pension Gap. Hier sind Berater gefragt: Erstes Geld, erster Schritt zur Vorsorge! Familienplanung heißt, gleichberechtigte Fortführung der Altersvorsorge der Frau. Bei Beitragsfreistellung Beratung zur Familienplanung. Es gibt sehr viel zu tun. Daher hat die Stuttgarter auch am ersten Equal-Pension-Symposium am 30.06.2023 teilgenommen, das Cordula Vis-Paulus initiiert hat. Viele Anregungen zum Thema gibt es auf der Webseite: www.germanequalpensionsymposium.de.

finanzwelt: Entweder der Betrieb hat eine oder nicht. Arbeitnehmer wie Arbeitgeber sind hier kaum eigeninitiativ. Deswegen findet die bAV vielerorts nicht oder nicht richtig statt. Wie können Makler gerade bei KMU hier auch als Nicht-bAV-Profis helfen und sich als Partner der Arbeitgeber und -nehmer positionieren?

Protoschill» Da sage ich: ‚nur Mut‘. Denn Makler sind gerade bei KMU der Ansprechpartner des Vertrauens. Die Betriebsrente bei seinem Firmenkunden anzusprechen, ist deshalb Pflicht und ist auch nicht schwer: Alle Unternehmen suchen händeringend nach neuen Beschäftigten und dafür gibt es einen Lösungsansatz. Gerade für die Nicht-ganz-so-Profis hat die Stuttgarter Schritt für Schritt die Vorgehensweise in der Stuttgarter bAV-Lösung (https://www.bavheute.de/bav-loesung) zusammengestellt. Gerne unterstützen wir auch vor Ort bei der Umsetzung. Übrigens: Auch Profis schauen da gerne rein und holen sich Anregungen.

finanzwelt: Der Fachkräftemangel ist vielerorts ein echtes Problem geworden. Wie kann eine gute bAV-Beratung den Betrieben helfen, neue Kräfte zu finden und langfristig zu binden?

Dr. Meissner» Einspruch: Wir haben keinen Fachkräftemangel, wir haben auf allen Ebenen Arbeitskräftemangel. Und das heißt: Arbeitskräfte können sich den Arbeitgeber aussuchen und schauen immer genauer hin, was ihnen geboten wird. Eine großzügige Betriebsrente, ohne Wenn und Aber und gute Zuschüsse sind da Trumpf. Der Berater kann zusätzlich Mehrwert schaffen. Denn der Arbeitgeber muss den Wert seines Engagements für die Altersversorgung der Belegschaft auch kommunizieren. Von Beginn an und dann am besten jedes Jahr, wenn die Standmitteilung kommt.

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