Was wäre wenn …… ?

05.10.2020

Rolf Ehlhardt, Vermögensverwalter, I.C.M. Independent Capital Management Vermögensberatung Mannheim GmbH / Foto: © I.C.M.

Seit den Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Krise dürften nahezu 100 Prozent der Marktteilnehmer der gleichen Meinung sein. Der Sparer muss sogar mit einer Ausweitung der Minuszinsen rechnen. Einige ernst zu nehmende Volkswirte haben errechnet, dass erst bei minus fünf Prozent jährlich der Bürger sein Anlageverhalten ändert und nun mit seinem Konsum die gewünschte Wirkung auf das Wirtschaftswachstum einsetzt. Bis auf Guthaben allerdings fünf Prozent „Verwahrgebühr“ verlangt werden, dürfte eine Entwicklung über Jahre sein. Dass die Wirtschaftsleistung in Deutschland bis 2022 wieder die Zahlen von 2019 erreichen sollen, dürfte daher ein Wunschdenken der Politik bleiben.

Wer den Wirtschaftsteil der Zeitungen liest, muss über diesen Optimismus genauso staunen, wie über die Entwicklung der Aktienkurse. Beide haben das gleiche Argument: Die fast grenzenlos erscheinende Schuldenausweitung aller Staaten, finanziert mit einer dramatischen Aufblähung der Geldmenge durch die Notenbanken, werden „das Kind schon schaukeln“. Doch die Zeitungen berichten von teils kräftig steigenden Arbeitslosenzahlen, die durch die Maßnahmen zur Kurzarbeit noch abgemildert sind, vor allem aber vom Abbau von Arbeitsplätzen. Ob in der Autobranche incl. der Zulieferer, den Reiseunternehmen, den Hotels oder den Kaufhäusern und Banken. Alle scheinen die Corona-Krise zu nutzen, um die Unternehmen schlanker zu machen, d.h. Personal- und Kapazitäten Abbau.

Eine große Imponderabilie ist die Überlebenschance der sogenannten Zombie- Unternehmen. Dies sind Firmen, die, meist aufgrund von Überschuldung, nicht überlebensfähig sind. Eine Studie von Creditreform schätzt die Anzahl auf derzeit 550.000, die bis Ende März auf 800.000 steigen könnte, sollte die Insolvenzmeldepflicht weiter ausgesetzt bleiben. Wie viele Gesellschaften danach Konkurs anmelden, ist zwar schwer einschätzbar, es muss aber mit einer hohen Zahl gerechnet werden. Nicht vorhersehbar ist auch die Zahl der heute noch relativ gesunden Unternehmen, die dann in Mitleidenschaft gezogen werden.

Dass die Wirtschaftsdaten aktuell wieder ansteigen, ist logisch nachvollziehbar. Nach den Einschränkungen im 2. Quartal setzt nun ein gewisser Nachholbedarf ein. Auch könnten größere, bereits für das kommende Jahr geplante Investitionen in das 2. Halbjahr 2020 vorverlegt werden. Denn die Mehrwertsteuersenkung auf 16 Prozent macht sich nur bei hohen Beträgen (zum Beispiel Autokauf 30.000 Euro entspricht einer Ersparnis von 900 Euro) bemerkbar. Diese Umsätze werden dann aber in 2021 ausbleiben. Die von allen Medien propagierte Wirtschaftserholung könnte sich demnach im kommenden Jahr als trügerisch herausstellen.

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