Wie viel Risiko darf's denn sein?

30.01.2014

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Anlagesicherheit ist Trumpf. Doch sie geht zulasten der Rendite. Deshalb bieten Initiatoren – am regulierten Kapitalanlagemarkt vorbei – Anlegern alternative Angebote, um höhere Renditen in Aussicht zu stellen. Beispielsweise mit risikobehafteten Genussrechten, wie bei PROKON.

Die Insolvenz von PROKON beherrscht dieser Tage die Schlagzeilen nicht nur in der Wirtschaftspresse. Schnell werden Dinge in die Welt gesetzt, auch wenn es an der erforderlichen Sachkenntnis mangelt. Renditeversprechungen von 8 % seien grundsätzlich unseriös, und Genussrechte per se Teufelszeug, das im Hinblick auf Kleinanleger verboten gehöre. Und dann dies: Der niederländische Hedgefonds Exchange Investors kündigt laut Presseagentur Reuters über seinen CEO Frank Scheunert Interesse an Genussrechten des Ökokonzerns an: „In etwa zwei Wochen wollen wir ein konkretes Angebot vorlegen." Und laut Spiegel Online wird Deutschlands größter Solarparkbetreiber und Öko-Investor Capital Stage mit Sitz in Hamburg Insolvenzverwalter Dietmar Penzlin wegen eines möglichen Kaufs von PROKON-Anlagen kontaktieren: „Die Übernahme von Bestandsparks gehört zu unserem Geschäft."

Eine Frage bleibt jedoch im Raum: Ist die Anlage in Genussrechten für Privatanleger zu gefährlich? Die Bundesregierung hat bereits Konsequenzen angekündigt. Die BaFin sollte rasch in die Lage versetzt werden, Finanzinstrumente oder deren aktiven Vertrieb zu unterbinden, falls diese unverhältnismäßig hohe Risiken für die Kunden darstellten. In der Tat sind Anleger häufig bei der Beurteilung von Angeboten überfordert und kaufen – wie im Supermarkt – vorrangig anhand der Verpackung. Vergleichbare Investitionskonzepte treten jedoch in unterschiedlichen Verpackungen auf. Wobei der rechtliche Rahmen eines Beteiligungsangebots – auch als Anlagevehikel bezeichnet – nicht selten unterschätzt wird.

Wer beispielsweise in erneuerbare Energien investieren will, muss sich auch damit befassen, um das Risiko seines Investments richtig einschätzen zu können. Und natürlich mit seinem eigenen Risiko-Profil. Neigt er zu ausgeprägter Risikobereitschaft mit höheren Renditeaussichten, greift er beispielsweise zu unregulierten Vehikeln wie Genussrechte. Da deutsches Recht Genussrechte nicht normiert, besitzen die Emittenten großen Gestaltungsspielraum. Etwa hinsichtlich flexibler Laufzeit, einfacher Übertragbarkeit auf andere Inhaber oder hoher Renditeerwartungen. Bis zu 8 % im Jahr sind durchaus nicht unüblich. Im Normalfall jedoch setzen Ausschüttungen einen ausreichenden Jahresüberschuss oder einen Bilanzgewinn voraus. Ein weiteres Merkmal von Genussrechten kann die Beteiligung des Anlegers an möglichen Verlusten sein. Schließlich gehören Genussrechte zu den nachrangigen Gläubigerrechten. Experten warnen daher nicht erst seit dem Fall PROKON vor damit verbundenen Risiken. „Nachdem Genussrechte als nachrangige Gläubigerrechte gelten, ist das Insolvenzrisiko als eines der Hauptrisiken des Anlegers zu sehen. Hinzu kommt, dass die versprochene, in aller Regel hohe Verzinsung keineswegs garantiert ist, sondern allein vom Erfolg des Emittenten abhängt", sagt Stefan Blank, Fachanwalt für Bank- und Kapitalmarktrecht.

Neben dem erhöhten Risiko eines Totalverlustes, der fehlenden Mitbestimmung über die Mittelverwendung und der Nachrangigkeit im Insolvenzfall gibt es aber noch ein weiteres Manko. Genussrechte fallen nicht unter das im Juli 2013 in Kraft getretene neue Kapitalanlagegesetzbuch. Daher sollten sich Vermittler eingehend über den Emittenten sowie das Investmentziel informieren und eine testierte Leistungsbilanz anfordern. Insbesondere sind ein lückenlos positiver Track Record und über Jahre stabile Ausschüttungen unersetzlich. Ein Beispiel fürs Ungewisse bei Genussrechten liefert ein Projektentwickler aus Süddeutschland. Im Rahmen seines Genussrechte-Angebots im Immobilienbereich werden Renditen von 8 % in Aussicht gestellt. Obendrein will der Initiator bei nur dreijähriger Laufzeit zusätzlich bis zu 4 % Gewinnbeteiligung pro Jahr ausschütten. Ob aber, wie beim Namen eigentlich zu vermuten, die Anlage tatsächlich in Immobilien erfolgt, bleibt offen. Denn die Emittentin lässt potenzielle Anleger wissen, sie könne sich mit dem von ihnen zur Verfügung gestellten Kapital durchaus auch an anderen Unternehmen oder am Zweitmarkt beteiligen. Somit würde der Investor also in Anlageklassen investieren, die eigentlich nicht dem angegebenen Investitionsziel entsprechen.

Wer von Genussrechten die Finger lassen möchte, kann mehr Transparenz und Sicherheit in alternativen Investmentfonds finden, früher als geschlossene Fonds bezeichnet. Dort gibt es zumindest ein Mitbestimmungsrecht der Gesellschafter über die Mittelverwendung. Dies wiederum bedingt, dass sich der Fonds auf konkrete Investitionsziele festlegt und das investierte Kapital ausschließlich für den im Verkaufsprospekt bestimmten Zweck einsetzt. Über die Entwicklungen des Investments legt das Fondsmanagement in einer jährlichen Gesellschafterversammlung Rechenschaft ab. Die Risiken können durch ein erfahrenes Management sowie mittels spezieller Sicherheitsmechanismen wie zum Beispiel eines solventen und langfristigen Mieters bei Ein-Objekt-Fonds gesteuert werden. So setzt HANNOVER LEASING bei seinem aktuellen Immobilienbeteiligungsangebot »Stadttor Düsseldorf« auf das Vehikel des alternativen Investmentfonds. Hierbei handelt es sich um einen bestandshaltenden Fonds eines attraktiven Gewerbeobjektes, bei dem die Anleger an der Mietrendite des Objektes partizipieren. Hauptmieterin des Gebäudes mit einemrund 46 %-igen Anteil an den Mieteinnahmen ist die Landesregierung NRW mit dem Sitz der Ministerpräsidentin. Im Rahmen der Kapitalflusssimulation hat Scope eine Renditeerwartung von 2,98 % (Mid Case) nach Steuern und eine Volatilität von 0,91 % ermittelt. Die moderate Renditeprognose entspricht dem offensichtlich geringen Risiko, begründet durch einen solventen Mieter.

Eine Kombination aus Anlagesicherheit und attraktiver Rendite hat die PROJECT Gruppe mit Spezialisierung auf Wohnimmobilienentwicklung in deutschen Metropolen gefunden. Das fränkische Investmenthaus mit eigenem Asset Manager verzichtet vollständig auf den Einsatz von Fremdkapital und streut das Eigenkapital seiner Anleger auf mindestens 15 Objektentwicklungen je Fonds. Das aktuelle Beteiligungsangebot hat seinen konzeptionsbedingten Blind-Pool-Charakter bereits kurz nach Platzierungsstart im April 2012 abgelegt. Von den Analysten Scope und Feri mit A bzw. A- bewertet, erwirtschaftet PROJECT Renditen von 7 % im Jahr und mehr vor Steuern. Die stabilen Ausschüttungen werden seit Jahren durch testierte Leistungsbilanzen belegt.

(Hans-Werner Thieltges)

Genussrechte vs. Beteiligungen - Printausgabe 01/2014