Wohnungsmarkt entwickelt sich überdurchschnittlich

06.10.2020

Der deutsche Wohnimmobilieninvestmentmarkt spürt bislang nur wenige negative Auswirkungen der Corona-Krise. Folgen dürften die vergangenen Monate aber für die Nachfrage haben, die sich deutlich verschieben könnte.

Zwischen Januar und September wechselten auf dem deutschen gewerblichen Wohninvestmentmarkt 131.500 Wohneinheiten mit einem Gesamtwert von 16,6 Mrd. Euro den Besitzer. Damit liegt das Dreivierteljahresergebnis 2020 deutlich über dem Fünfjahresschnitt von 13,5 Mrd. Euro und auch über dem Vorjahreszeitraum, als das Transaktionsvolumen bei 14,5 Mrd. Euro lag. Besonders stark war das erste Quartal, das von zahlreichen Megatransaktionen geprägt war. Deshalb lag das Transaktionsvolumen zwischen Januar und März mit 9,7 Mrd. Euro deutlich über den Werten des zweiten (3,7 Mrd. Euro) und dem dritten Quartal (3,2 Mrd. Euro). Für das dritte Quartal prägend waren kleine Transaktionen. Diese vereinten insgesamt 51 % des gesamten Transaktionsvolumen. Große Transaktionen mit jeweils über 800 Wohneinheiten gab es in diesem Zeitraum nur vier. Die größten Abschlüsse waren die Portfolioübernahme von Ado Properties S.A. / Adler Real Estate durch die Schweizer Peach Property Group AG, wobei 5.060 Wohn- und Gewerbeeinheiten den Besitzer wechselten. Bei der zweitgrößten Transaktion zwischen Juli und September erwarb das schwedische Unternehmen Heimstaden Bostad ca. 4.110 Einheiten. Das geht aus einer Untersuchung von Jones Lang LaSalle (JLL) hervor.

„Die gravierende Unsicherheit zu Beginn der Covid-19-Krise mit dem Lockdown und weitgehenden Einschränkungen im öffentlichen Leben hatten ab Ende März zu weniger Geschäftsanbahnungen geführt. Dies wirkt sich nun nachgelagert auf die Anzahl der im dritten Quartal abgeschlossenen Transaktionen aus. Dennoch liegt das Marktvolumen nicht wesentlich unter dem Niveau der Vorjahre, ein durchaus positives Signal. Der Wohnimmobiliensektor hat bisher seine Widerstandsfähigkeit unter Beweis gestellt", so Dr. Konstantin Kortmann, Head of Residential Investment JLL Germany. „Die Stabilität des Cashflows und die große Menge an zusätzlicher Liquidität, die dem Markt von Regierungen und Zentralbanken zur Verfügung gestellt wurden, haben sogar dafür gesorgt, dass die Preise für Wohnimmobilien in den letzten sechs Monaten weiter gestiegen sind.“ Schrumpfende Renditen bei Wohnimmobilien, die das Ergebnis einer Preisinflation in Verbindung mit stark regulierten Mieteinnahmen sind, seien angesichts der ultraexpansiven Geldpolitik und der aktuellen Prioritätensetzung zweitrangig. So werde in Zeiten, in denen die Renditen grundsätzlich niedrig sind, dem Risikoprofil einfach mehr Bedeutung beigemessen. „Die lockere Geldpolitik drückt seit einiger Zeit auf die Renditen etablierter Produkte wie etwa Staatsanleihen. Dies hat zur Folge, dass insbesondere institutionelle Marktteilnehmer, wie z.B. Versicherer, die Garantieverpflichtungen aus ihren Kapitalerträgen erfüllen müssen, zunehmend traditionelle Anlagen durch Alternativen ersetzen. In diesem Zusammenhang gelten Wohnimmobilien seit langem als attraktive Ergänzung zu etablierten Investitionen, da auch diese durch planbare Cashflows und moderate Eigenkapitalanforderungen gekennzeichnet sind", erläutert Helge Scheunemann, Head of Research bei JLL Germany.

Wie sich die wirtschaftlichen Aspekte der Corona-Krise auf den Wohnimmobilienmarkt auswirken, lesen Sie auf Seite 2