Zu früh für eine hoffnungsvolle Entwarnung

28.04.2022

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Zur Verdeutlichung: Russland, das ist spätestens seit Kriegsausbruch bekannt, ist für die Weltwirtschaft durchaus relevant. Zwar sind die glorreichen Zeiten des Riesenreichs lange passé, aber insbesondere als Lieferant von Rohöl und Erdgas ist das Land international vergleichsweise wichtig. Im globalen Handel mischt das Land noch mit anderen Gütern als heimlicher Marktführer mit. Tatsächlich zählt Russland auch zu den drei führenden erdölexportierenden Nationen, nach den USA und Saudi-Arabien. Erdöl, Erdgas und mineralische Rohstoffe fallen zu sammen mit mehr als der Hälfte aller Exporterlöse ins Gewicht und sind die Haupteinnahmequelle des Staates. Mit anderen Worten – die Achillesverse der russischen Wirtschaft. Und die Implikationen für den deutschen Markt? Braucht die deutsche Wirtschaft Russland? Erdgas und Erdöl machten in 2021 fast 60 % der Einfuhren Deutschlands aus der Russischen Föderation aus. Gewaltig! Um davon unabhängig zu werden, bedarf es (viel) Zeit. Und in der Zwischenzeit wird es teurer. Zumindest als Absatzmarkt ist Russland für die deutsche Wirtschaft nicht wirklich bedeutend. Gerade einmal etwa 2 % der deutschen Ausfuhren gehen dorthin. CREDO-Geschäftsführer Juds zeichnet ein sehr differenziertes Bild der Auswirkungen auf die deutsche Ökonomie. „Die Auswirkungen dürften je nach Branche und Unternehmen sehr unterschiedlich ausfallen. Die Verstrickungen der deutschen Wirtschaft mit Russland und der Ukraine sind nicht unbedeutend. Wieviel deutsches Kapital steckt da drin? Wie viele Fabriken und Produktionsstätten sind dort im Einsatz? VW und Zulieferer wie Leoni haben dort Werke, Metro seine Filialen und Banken ihre Geschäftsbeziehungen. Es bleibt nicht ohne Konsequenzen, wenn Daimler seine Kooperation mit den russischen Partnern aufkündigt. Was bedeuten die Produktionsausfälle für die Mutterkonzerne?“, so Juds. Zum jetzigen Zeitpunkt (10.03.) ist es unangebracht, eine Prognose über den weiteren Verlauf abzugeben. Mitunter könnte eine Einigung das Hochschnellen der Energiepreise eindämmen. Für Aktieninvestoren heißt es, Füße still zu halten und ein volatiles Marktumfeld einzuplanen. Mitunter sind einige Werte so abgestraft worden, dass sie wieder einen Blick lohnen. Aber das ist aktuell nur der Blick in die berühmte Glaskugel.

Gold glänzt (wieder)

Im Zuge des Konflikts wird Gold wieder stärker nachgefragt. Die Goldnachfrage von Investoren, Konsumenten und Zentralbanken werde in diesem Jahr angesichts der geopolitischen Unsicherheiten zunehmen, mutmaßt Goldman Sachs. Der Goldpreis steht derzeit bei rund 2.000 US-Dollar. Das US-amerikanische Investmenthaus erhöht die Goldpreisziele für drei Monate auf 2.300 Dollar pro Feinunze, auf Sicht von sechs Monaten auf 2.500 Dollar und auf 1-Jahressicht ebenfalls auf 2.500 Dollar. Auch andere Metalle verzeichneten steigende Notierungen. So ist die Nachfrage bei Platin und Palladium zuletzt angestiegen. Die steigenden Preise sind auf Sorgen hinsichtlich Lieferengpässen von Rohstoffen aus Russland als weltgrößten Exporteur zurückzuführen. „Gold ist derzeit vor allem als Krisenwährung gefragt. Gleiches gilt für den US-Dollar und die US-Treasuries. Sie bilden beide die ‚Verteidigung‘ in einem gut diversifizierten Mischportfolio“, wirft Experte Juds abschließend ein. (ah)