Zweistellige Millionenschäden durch Geflügelpest

20.05.2021

Foto: © Countrypixel - stock.adobe.com

Dass Deutschland in einer Pandemie steckt, ist wohlbekannt. Aber nicht nur unter Menschen, auch unter Nutztieren grassiert derzeit eine Viruserkrankung: Die Geflügelpest. Das merkt auch die R+V.

Winterzeit ist Krankheitszeit. Was für Menschen gilt, trifft auch auf Tiere zu: Im Herbst, wenn die Zugvögel in Richtung Süden aufbrechen, haben sie eine unangenehme Fracht im Gepäck, nämlich die Geflügelpest, die sie bei ihren Zwischenstopps in Deutschland verbreiten. Davon sind auch Nutzvögel betroffen. Im vergangenen Winter grassierte die Krankheit in Deutschland besonders heftig. So registrierte die R+V Versicherung diesbezüglich mehr Schadensmeldungen von gewerblichen Tierhaltern als je zuvor. Besonders Geflügelhalter in Niedersachen, Thüringen und Baden-Württemberg waren betroffen. „So viele Betriebe wie in diesem Winterhalbjahr waren in Deutschland noch nie von der Vogelgrippe betroffen“, berichtet Albert Ziegler, Agrar-Experte bei der R+V. Mehr als 350 Federviehhalter haben bei Wiesbadener Versicherer bislang Schäden gemeldet, ca. 100 Fälle mehr als bei der bis dahin größten Vogelgrippe-Welle 2016/2017. „Ursache ist eine hochansteckende Virus-Mutation“, erklärt Ziegler.

Wenn infizierte Wildvögel tot aufgefunden werden, richten die Veterinärbehörden im Umkreis von mindestens drei Kilometern ein Sperrgebiet ein. Der Radius des Beobachtungsgebietes ist sogar noch größer. Dann gilt sogar über dieses Gebiet hinaus ein Aufstallungsverbot und Geflügel darf nicht mehr im Freien gehalten werden. Das hat auch Folgen für die Geflügelzüchter: „Die Bio- und Freilandhaltung bei Legehennen hat stark zugenommen“, erklärt Ziegler. „Werden die Hühner länger als 18 Wochen im Stall untergebracht, müssen die Eier als Bodenhaltung deklariert und billiger verkauft werden. Das führt zu Einbußen.“ Große Verluste gibt es auch beim Mastvieh, vor allem bei der Putenzucht. „In Sperrgebieten dürfen die Bauern während dieser Zeit keine Jungtiere mehr aufziehen“, weiß der R+V-Experte.

Müssen kranke Tiere getötet werden, gibt es finanzielle Hilfe vom Staat. Für die Reinigung und Desinfektion der Ställe müssen die Landwirte jedoch selbst aufkommen. Zudem wird ihnen von staatlicher Stelle der Einkommensverlust durch Leerstand nicht ersetzt. „Die finanziellen Einbußen können schnell existenzbedrohend werden“, so Ziegler, der in dieser Saison bei R+V-Kunden Ertragsschadensversicherung einen Schaden von 20 Mio. Euro prognostiziert. Das Ende der Vogelgrippe-Saison ist im April/ Mai, wenn die Vögel wieder Richtung Norden ziehen. (ahu)