Ahnungslos

10.08.2021

Foto: © Jan Risch

Einen Tausender für einen gesunden Welpen ausgeben, für gesunde Ernährung und viel Auslauf sorgen – und das war`s dann? Hundehalter in Deutschland sind mehr als blauäugig, wenn sie denken, damit seien sie auf der sicheren Seite. Ganz im Gegenteil können die Kosten fürs Auskurieren von Krankheiten und unvorhergesehene Operationen zu einer schweren finanziellen Belastung werden. Makler sollten dringend darüber aufklären.

Laut einer Studie der forsa Gesellschaft für Sozialforschung und statistische Analysen mbH (forsa) musste in Deutschland fast die Hälfte (42 %) der Hundehalter ihren Vierbeiner bereits mindestens einmal operieren lassen. Die Kosten lagen bei der Hälfte (48 %) der Operationen bei über 500 Euro; bei 6 % der Operationen mussten die Hundebesitzer sogar über 2.000 Euro bezahlen. Davon berichtet das Online-Magazin „Forschungswissen“. Trotzdem hat ein Großteil (83 %) der Hundehalter in Deutschland keine Tierkrankenversicherung, muss die Kosten im Ernstfall also selbst bezahlen. Dass die Hundebesitzer das hohe finanzielle Risiko eingehen und keine Tierkrankenversicherung abschließen, sei laut Forschungswissen besonders überraschend, weil ein Großteil (78 %) der Umfrageteilnehmer erklärte, sich Sorgen darüber zu machen, wie die hohen und plötzlich auftretenden Tierarztkosten bei einer Operation ihres Hundes bezahlt werden können. Ein Fünftel der Hundebesitzer geht sogar davon aus, dass eine teure Operation sie in ernste finanzielle Schwierigkeiten bringen könnte. Als Gründe gegen den Abschluss einer Tierkrankenversicherung für ihren Hund nannte fast die Hälfte (43 %) der Besitzer, dass sie die Kosten für den Tierarzt lieber selbst tragen möchten. Ein Viertel (24 %) ist überdies der Ansicht, dass von ihrem Tier keine Risiken ausgehen, die den Abschluss einer entsprechenden Versicherung rechtfertigen.

Überhaupt nicht vorhersehbar

Viele Tierhalter werden sich ohnehin fragen, welches das größte Kostenrisiko ist – Krankheit oder Operation eines Tieres. Manuel Jäschke, Leiter Competence Center Tier bei der Barmenia, macht ihnen die Antwort nicht leichter: „Kann man nicht pauschal sagen. Operationen sind deutlich teurer als ambulante Behandlungen und können auch vier- bis fünfstellige Beträge erreichen. Aber wenn ein Tier chronisch erkrankt und regelmäßig – über Jahre – zum Tierarzt muss und teure Medikamente braucht, kann das auf Dauer teurer als eine OP werden.“ Je nachdem welche Erkrankung diagnostiziert werde, könne eine Behandlung der Folgen jedoch auch schon nach kurzer Zeit hohe Kosten verursachen. Volker Lauenstein, Produktmanager der GHV VERSICHERUNG, stimmt ihm zu: „Pauschal kann man diese Frage nicht beantworten. Bei Pferdehaltern ist eine Operation auf jeden Fall ein sehr großer Kostenfaktor.“ Bei allen Tierarten gelte: Wenn eine Erkrankung chronisch werde, werde es für alle Tierhalter sehr teuer. Als Beispiele nennt er einen chronischen Husten bei Pferden, Diabetes bei Katzen oder Krebs bei allen Tierarten. Aber wie oft kommt es zu einer Operation, und hängt das auch von der Art des Tieres ab? Laut Jäschke hängt das auch von den Tieren ab: „Einige Hunde- und auch Katzenrassen sind anfälliger für Operationen als andere. Und bei Pferden wird seltener operiert als bei Hunden, dafür sind die jeweiligen OPs viel teurer.“ Pauschal könne keine Aussage zur Häufigkeit der Operationen getroffen werden. In der Regel werde jedes Tier, unabhängig von Rasse und Art, mindestens zwei- bis dreimal operiert. Hierzu zählten dann standardmäßig eine Kastration und beispielsweise zwei Zahn-Operationen. Katzen seien meist häufiger von Zahnproblemen befallen als Hunde. Lauenstein verweist auch auf die Lebensdauer: „Im Laufe des Lebens wird jedes Tier mindestens einmal operiert. Je länger ein Tier lebt, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass es zu einer OP kommt.“ Die Streuung sei aber breit. Manche Tiere würden innerhalb einer kurzen Zeit mehrfach operiert, teils aufgrund derselben Ursache. (hdm)