Banken und Versicherungen experimentieren im Metaverse

24.05.2023

ERGO CDO Mark Klein (links) testet mit Kolleginnen und Kollegen die virtuellen Welten. Foto: Ergo

Im Juli 2021 kündigte Facebook-Gründer Mark Zuckerberg an, sich mit seinem Unternehmen auf die Entwicklung eines Metaversums zu konzentrieren. Noch im letzten Jahr als digitale Revolution stark gehypt, ist es um das Metaverse inzwischen ruhiger geworden. Trotzdem befassen sich zahlreiche Finanzinstitute mit der virtuellen Welt und ihren potenziellen Anwendungen.

Die dreidimensionale, interaktive und immersive Erfahrung, auf die Nutzer über unterschiedliche Endgeräte wie beispielsweise VR-Brillen zugreifen können, wird von einigen Unternehmen als enormes Potenzial gesehen - wenn auch erst mittelfristig. Experten schätzen, dass diese Technologie bis zum Jahr 2030 bis zu fünf Milliarden Nutzer weltweit erreichen und Umsätze zwischen 8 und 13 Billionen Dollar generieren könnte.

Nun sind bereits die ersten Finanzunternehmen dazu übergegangen, klassische Metaverse-Anwendungen vor allem für die Bereiche Beratungsgespräch, Mitarbeiterschulung oder Teammeeting zu nutzen. Die Bank of America beispielsweise nutzt die dreidimensionale Umgebung zur Schulung ihrer Angestellten, wie sie sich im Falle eines Bankraubes richtig verhält: Ein simulierter Banküberfall im Metaverse dokumentiert und wertet aus, wie Mitarbeiter in einer solchen Situation reagieren.

Laut Pressemeldung testet der Versicherer Ergo mit seiner Berliner Vertriebsakademie das virtuelle Sales-Training: Vermittler lernen, wie man Kundengespräche führt und sich auf unterschiedliche Kundentypen einlässt. Dabei ist immer ein virtueller Coach anwesend, der Tipps gibt und den Vermittler berät. „Das Schwierige in der analogen Welt – so berichten unsere Vertriebspartnerinnen und -partner – ist es, Kundengespräche authentisch zu simulieren", wird Ergo-Digital-Chef Mark Klein zitiert. Die ersten realen Kundenanwendungen seien allerdings erst für die Zukunft geplant, man werde als Versicherer im Metaverse zunächst die gleichen Produkte anbieten wie bisher, dort aber virtuell präsentieren.

Andere Unternehmen aus dem Finanzsektor setzen beim Experimentieren im Metaverse auf neue Kundenbindung: Virtuelle Immobilien wurden erworben, um Produkte digital anzubieten. Die Investmentbank JPMorgan hat 2022 auf der Plattform „Decentraland" die „Onyx-Lounge" für Kunden eröffnet, die britische HSBC erwarb virtuelle Immobilien auf der Plattform „The Sandbox", die Deutsche Bank lädt seit Ende 2022 ihre Kunden in eine 3D-Besucherlounge.

Dort wird inzwischen – noch im überschaubaren Maß – mit virtuellen Immobilien spekuliert. Digitale Grundstücke dienen als Geldanlage, Bezahlungen erfolgen mittels Kryptowährungen, Besitzrechte werden auf der Blockchain per NFTs dokumentiert. Laut Medienberichten tritt in Deutschland die Silicon-Valley-Firma Upland bereits als virtueller Immobilienmakler auf und vermittelt Grundstücke in einem immersiven London. „Wir schaffen neue Geschäftsmodelle an der Schnittstelle zwischen realer und virtueller Welt", so das Upland-Credo. (sg)