Bruttoprämien verzehnfacht

12.06.2020

Oliver Lang, CEO von ONE Insurance / Foto: © ONE

Ziel: Eine Police für alles

In diesem Jahr will ONE das Portfolio erweitern. So sind u.a. Policen für Unfall-, Wohngebäude, Tierhalterversicherungen geplant. Zudem sollen in Zukunft auch Kranken- und Lebensversicherungsprodukte angeboten werden. Bis zum Jahr 2023 möchte ONE die volle Bandbreite an Versicherungen für Privatkunden anbieten. Diese sollen dann in der ONE-Police zusammengefasst werden, einer allumfassenden Versicherungspolice, die automatisch mit dem Kunden mitwächst und nie erneuert werden muss. Gefertigt werden alle Produkte unabhängig von ihrer Sparte und dem Zielland in einer zentralen Produktfabrik. Dieses Konzept folgt eher Technologieunternehmen wie Amazon, Google oder Facebook, die ihre Produkte ebenfalls zentral für den Weltmarkt herstellen.

Internationale Expansion geplant

Im Rahmen der zentralen Produktfabrik fällt es ONE auch leicht, in neue Länder zu expandieren. So kann sich das Unternehmen in verschiedenen Ländern die attraktivsten Segmente aussuchen und geeignete Produkte dafür herstellen. Vor Ort wird dann nur eine Handvoll Mitarbeiter benötigt. Vor diesem Hintergrund hat ONE beim Regulator FMA für die Schweiz und Polen Versicherungslizenzen beantragt. Ursprünglich war geplant, im dritten Quartal auf dem Schweizer, im vierten auf dem polnischen Markt zu starten. Aufgrund der Corona-Pandemie und der damit verbundenen Reduktion der Investitionssummen werden sich die beiden Markeintritte wohl um ein Quartal nach hinten verschieben.

Coronakrise hat Auswirkungen

Auch wenn Sachversicherer eher weniger von den Folgen der Coronakrise betroffen sind, spürt ONE dennoch Auswirkungen. Weil das Unternehmen davon lebt, dass Makler ihren Kunden die ONE-Policen empfehlen, leidet es unter der aktuell geringeren Wechselbereitschaft und der damit verbundenen geringeren Wechselquote. Dies hängt vor allem mit dem deutlich gesunkenen Kontakt zusammen, den Makler derzeit zu ihren Kunden haben. Durch die deutlichen Einschränkungen des öffentlichen Lebens sind aber auch die Schadensfrequenz und damit auch die Schadenshöhe deutlich gesunken. Die Folgen der Coronakrise spürt ONE jedoch auch an anderer Stelle. Weil der Digitalversicherer derzeit noch zu klein ist, um strukturell profitabel zu wachsen und ist deshalb auf zusätzliche Mittel von Investoren angewiesen. Jedoch sind aufgrund der Verwerfungen an den Finanzmärkten die Investitionsfreude und die Bewertungen von digitalen Unternehmen deutlich gesunken. Deshalb hat sich ONE dazu entschieden, die Investitionen zu reduzieren um auch im Falle einer länger dauernden Krise in allen Szenarien liquide zu bleiben.

Wachstumsziele korrigiert

Trotz der aktuellen Schwierigkeiten erwartet ONE weiteres starkes Wachstum. So geht das Unternehmen davon aus, dass sich die Bruttoprämien in diesem Jahr verfünffachen wird. Mit diesem Ziel hat ONE allerdings der Krise bereits Tribut gezollt: Ursprünglich war eine Versiebenfachung angestrebt worden.

Dunkelverarbeitung soll wieder gesteigert werden

Durch den Markeintritt in der Kfz-Versicherung ist die Dunkelverarbeitungsquote von ONE unter 90 % gesunken. Einerseits liege das am Produkt selbst, denn Kfz-Versicherungen seien schwieriger dunkelzuverarbeiten als Hausrat- und Haftpflichtversicherung. Andererseits hätten die 3 Monate Vorbereitungszeit bis zum Verkaufsstart nicht ausgereicht, um die weitgehende Digitalisierung umzusetzen, die für 90 % Dunkelverarbeitungsquote benötigt würden. Für dieses Jahr will ONE wieder die 90 %-Marke in der Dunkelverarbeitung erreichen. Hierfür investiert der Versicherer in innovative Technologien wie Optical Character Recognition (OCR), Natural Language Processing (NLP), automatische Bild- und Videoerkennung oder Chatbots. (ahu)