Der Angst ein Schnippchen schlagen

20.08.2020

Foto: © Alex Azabache- unsplash.com

„Man kann sich eine Put-Option wie eine klassische Versicherung vorstellen. Eine Wohngebäudeversicherung kostet z. B. im Vergleich zu dem jeweiligen Gebäudewert jährlich nur eine recht kleine Prämie. Aufgrund dieser Asymmetrie muss das Versicherungsgeschäft für den Versicherten einen negativen und für den Versicherer einen positiven Erwartungswert haben, sonst würde kein Versicherungsunternehmen Risiken übernehmen. Dies ist bei der Put-Option praktisch identisch. Der Verkäufer einer Put-Option versichert den Käufer und wird damit mit einer Prämie, die einen positiven Erwartungswert hat, belohnt“, führt FERI-Experte Lucke an dieser Stelle aus. Gibt es wenige Schwankungen am Markt, ist die Renditeerwartung gering; bei heftigen Ausschlägen entsprechend hoch. Und Ali Mahallati, Portfoliomanager bei Amundi Deutschland, ergänzt, dass man grundsätzlich Vola-Strategien sehr grob in drei Gruppen unterscheidet; „long Vola“, „short Vola“ sowie „Vola neutral“. „Bezogen auf die jetzige Situation sind weiterhin ‚short Vola‘- Strategien gefragt, da man eine überdurchschnittliche Rendite erhält. Dies wird häufig mit dem Verkauf kurzlaufender ‚Put‘-Optionen vorgenommen“, so Mahallati.

Eine Besonderheit birgt allerdings die jüngste Krise, die man in dieser Form an den Märkten noch nicht so vorgefunden hat. Eine sogenannte inverse Volatilitätsstrukturkurve. „Damit ist gemeint, dass die implizite Volatilität für Optionen mit kurzen Laufzeiten höher ist, als für Optionen mit längeren Laufzeiten. Typischerweise deutet eine solche Konstellation auf eine Phase längerfristig erhöhter Volatilität hin“, erläutert Harald Bareit, Geschäftsführer von QC Partners, in diesem Zusammenhang. (ah)

Begriffserläuterungen rund um die Volatilität:

Die Volatilität ist eine Risikokennzahl. Je höher die Volatilität, desto höher ist die Abweichung z. B. des Aktienkurses von seinem Mittelwert. Historische Volatilität: Die historische Volatilität beschreibt die Schwankungsbreite eines Wertpapieres in der Vergangenheit. An ihr erkennt ein Investor, wie riskant eine Anlage war. Implizite Volatilität: Die implizite Volatilität gibt die zukünftig von Marktteilnehmern prognostizierte Schwankungsstärke wieder. Berechnet wird sie über aktuelle Marktpreise am Terminmarkt. In Deutschland ist der VDAX das wichtigste Barometer für die Abbildung der impliziten Volatilität.

Quellen: Börse Frankfurt; www.boerse.ard.de

Fazit

Angst oder Panik ist immer ein schlechter Ratgeber. In diesen Situationen heißt es, die Nerven zu behalten und sich im besten Fall die aufgeheizte Gemengelage mit heftigen Ausschlägen zunutze zu machen. Volatilitätsstrategien sind dabei ein probates Mittel und sehr heterogen.