"Der Optimismus ist groß"

25.06.2021

Dr. Jens Erhardt, Gründer DJE Kapital AG / Foto: © DJE

Welche Region weltweit bevorzugen Sie? Ehrhardt: Aktuell erscheint Europa interessant. In Europa ist fiskalpolitisch sehr viel passiert. Staaten wie Italien oder Frankreich geben mehr Geld aus, das ergibt in Krisenzeiten Sinn und verschafft der Region Rückenwind. Und da europäische Aktien oft deutlich billiger sind als vergleichbare US-Werte, sollten Gelder vermehrt in die Region fließen. Die USA sehe ich ebenfalls positiv, auch wenn hier markttechnische Übertreibungen zu Rücksetzern führen könnten. Asien würde ich am wenigsten stark übergewichten. Die chinesische Geldmenge steigt seit einiger Zeit relativ wenig, die Überschussliquidität ist praktisch gleich null. Heißt: Da fließt kein zusätzliches Geld an die Börse. Das färbt auch stark auf das Umfeld ab, wie Südkorea und Taiwan, und letzten Endes auch auf Japan, für das China inzwischen der wichtigste Exportmarkt ist.

Wie sieht es bei den Sektoren aus – Value, Technologie oder beides? Ehrhardt: Es gibt heute noch einige gute Tech-Werte, die nicht nur ordentliches Wachstum zeigen, sondern auch ganz vernünftig bewertet sind. Andererseits haben wir im Value-Bereich Aktien mit vernünftigen Bewertungen, die „underowned“ sind, in die also noch nicht massiv investiert wurde. Man sieht in keinem Bereich eine totale Überhitzung, Value und Tech können beide interessant sein – am Ende muss man sich die Einzeltitel anschauen, also Stockpicking betreiben, um erfolgreich zu sein.

Was bedeutet die aktuelle Marktlage für Ihre Dividendenstrategie? Ehrhardt: Ich glaube, dass Dividenden tendenziell unterschätzt werden. Gerade in Zeiten, in denen Festverzinsliche fast keine Zinsen bringen, sind Dividendentitel eine sehr gute Alternative zu Unternehmens- und Staatsanleihen. Ich sehe den Bereich auch besser gegen unerwartete geld- oder geopolitische Negativereignisse gewappnet. Defensive Dividendenaktien können dem Aktionär einen relativ sicheren Zuwachs mit weniger Volatilität bieten und bleiben deshalb auch als Depotschwerpunkt interessant.