Geldsorgen dominieren Ängste der Deutschen

13.10.2022

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Auf Platz zwei rangiert mit 58 % die Angst, dass Wohnen unbezahlbar wird. Die Frage ist 2022 neu dabei. „Auch diese Sorge hat reale Grundlagen: ein knappes Angebot, hohe und oftmals weiter steigende Preise sowie eine starke Konkurrenz unter den Wohnungssuchenden“, erklärt Professor Schmidt. Zuerst die Corona-Lockdowns, dann die Folgen des Ukrainekrieges – Deutschlands Wirtschaft ist im Krisenmodus. 57 % der Bürgerinnen und Bürger fürchten eine Rezession, Platz drei der diesjährigen Studie. Der Vorjahresvergleich zeigt einen ebenso sprunghaften Anstieg um 17 Prozentpunkte wie bei der Angst vor steigenden Preisen. 2021 lag die Furcht vor wirtschaftlicher Verschlechterung noch mit 40 % auf Platz zehn. „Der Dreiklang von Corona-Pandemie, Russlands Krieg gegen die Ukraine und Inflation beeinträchtigt die deutsche Wirtschaft – sie droht in eine Rezession abzurutschen“, erläutert Professor Schmidt. Platz vier und fünf der Top-Ängste: Vor dem dritten Pandemie-Winter fürchtet immer noch mehr als die Hälfte der Befragten (52 %), dass der Staat wegen der Schuldenlast aus der Corona-Krise dauerhaft Steuern erhöht oder Leistungen kürzt (Platz vier). 2021 war dies mit 53 % noch die größte Angst der Befragten. Ähnlich groß wie im Vorjahr bleibt mit 51 % die Furcht, dass die Steuerzahler für die EU-Schuldenkrise zur Kasse gebeten werden (Platz fünf; 2021: 50 %, Platz drei).

„Nach dem Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine wollten wir wissen: Haben die Deutschen Angst davor, dass autoritäre Herrscher weltweit immer mächtiger werden?“, berichtet Brower-Rabinowitsch. Die Antwort lautet „Ja“ – die Sorge landet mit 47 % direkt auf Platz sieben. „Weltweit beobachten wir schon seit geraumer Zeit eine Autokratisierungswelle, zum Teil auch in demokratischen Staaten“, analysiert Professor Schmidt. „Ein besonders krasser Fall für eine militante Autokratie ist Russland mit Putin an der Spitze und dessen Angriffskrieg gegen die Ukraine.“ Einen Krieg mit deutscher Beteiligung fürchten 42 % der Bürgerinnen und Bürger (Platz zwölf). Im Vergleich zum Vorjahr ist das ein enormer Zuwachs um 26 Prozentpunkte (2021: 16 %, Platz 21). Einen derart extremen Anstieg gab es in den drei Jahrzehnten der Langzeitstudie überhaupt erst zweimal. Dazu Professor Schmidt: „Nach vielen Jahrzehnten Frieden erschien ein Krieg mit deutscher Beteiligung für viele undenkbar. Russlands Angriff auf die Ukraine hat diesen Glauben zerstört. Nun wächst die Befürchtung, Deutschland werde in einen Krieg verwickelt.“ Einen ähnlich großen Anstieg dieser Angst gab es zuletzt 1999 infolge des Kosovo-Krieges. Damals schnellte sie von 24 % auf 60 %.

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