Immer weniger junge Frauen sorgen für ihr Alter vor

11.08.2022

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Festverzinsliche Anlagen verlieren bei beiden Geschlechtern an Attraktivität, bleiben aber für Frauen weiterhin die meist genutzte Sparform. 54 % der Alterssparerinnen lassen ihr Geld auf ein Festgeldkonto, ein Sparbuch oder in festverzinsliche Wertpapiere fließen.

Die betriebliche Altersversorgung hält sich bei beiden Geschlechtern stabil. Etwas mehr als ein Drittel (37 %) sorgt betrieblich fürs Alter vor – 35 % der jungen Frauen und 38 % der jungen Männer. „Frauen sind generell risikoaverser und ersparen sich so durchaus häufiger Verluste an den Kapitalmärkten als Männer. Aber individuelle Risikoaversion kann auch selbst zum Risiko werden. Auch bei steigenden Zinsen reicht eine Altersversorgung auf dem Festgeldkonto nicht aus. Kollektive Systeme wie die betriebliche Altersversorgung verbinden dagegen Rentabilität mit Sicherheit. Beispielsweise mit einem Pensionsfonds können junge Frauen – wie Männer – von den Chancen der Kapitalanlage profitieren, aber mit einem Bruchteil der Risiken. Auch die Unternehmen sind gefragt, noch aktiver mit Betriebsrentenangeboten auf ihre Mitarbeiterinnen zuzugehen“, betont Jugendstudie-Herausgeber Heribert Karch.

Wenn sich junge Erwachsene bei der Kapitalanlage für ihre Altersvorsorge zwischen Nachhaltigkeit und Rendite entscheiden müssten, überwiegt für 30 % klar eine gute Rendite. Nur für 19 % stehen Nachhaltigkeitsaspekte an erster Stelle. Auf die größte Zustimmung bei den 17- bis 27-Jährigen treffen Angebote, die soziale und ökologische Kriterien in der Kapitalanlage berücksichtigen und gleichzeitig eine gute Rendite erzielen. Ein solches Angebot würden 41 % bevorzugen. Betrachtet man die jungen Frauen, fällt auf, dass ihr Wunsch nach Nachhaltigkeit bei der Kapitalanlage stärker ausgeprägt ist. Von den Männern würden sich 35 % primär für eine gute Rendite entscheiden, nur für 17 % stehen soziale und ökologische Themen bei der Kapitalanlage für ihre Altersvorsorge an erster Stelle. Bei den Frauen ist das Verhältnis zwischen Nachhaltigkeit und Rendite mit 26 zu 21 % deutlich ausgewogener. Beide Geschlechter sind sich allerdings einig, dass eine optimale Vorsorge Nachhaltigkeit und Rendite kombinieren sollte. Das finden 40 % der jungen Frauen und 41 % der jungen Männer.

Wer individuell optimal fürs Alter vorsorgen will, kommt um eines nicht herum: Finanzwissen. Doch gerade daran mangelt es vielen jungen Erwachsenen nach eigener Einschätzung. Aktuell sagen 71 % der jungen Männer, aber nur 52 % der jungen Frauen, dass sie sich in finanziellen Dingen „sehr gut“ oder „gut“ auskennen. Noch gravierender sieht es beim Thema der Altersvorsorge aus. Auch hier tut sich eine deutliche Geschlechterlücke auf: 40 % der Männer bescheinigen sich ein fundiertes Wissen zur Altersvorsorge. Bei den Frauen sind es nur gut halb so viele, nämlich 22 %. Klaus Hurrelmann sagt dazu: „Man merkt: Das Finanzwissen der jungen Frauen, und also auch ihre Bereitschaft, sich mit solchen Vorsorgefragen auseinanderzusetzen, ist deutlich geringer als bei den Männern. Entsprechend schlägt sich das in ungünstigen Formen der Anlage nieder. Wir brauchen deshalb Initiativen, die junge Frauen gezielt ermutigen und sie dabei unterstützen, ihre Zukunftsvorsorge selbst in die Hand zu nehmen.“ (hdm)