Interview mit dem Spezialisten für Online-Vertrauen Vincent Sünderhauf - „Ich bin der, den man ruft, wenn der Ruf ruiniert ist“
11.07.2025

Vincent Sünderhauf, Geschäftsführer der seosupport GmbH / Foto: © seosupport
Vincent Sünderhauf zählt zu den führenden Experten Europas, wenn es um digitale Reputation, Krisenkommunikation und Online-Sichtbarkeit geht. Als Gründer und Geschäftsführer mehrerer Agenturen – darunter seosupport, CatchMeIfYouCan, die Reichweitenagentur und Gipfelstark – verbindet er strategische Vision mit operativer Präzision. Sein Name steht für innovative Ansätze, die digitale Identitäten nachhaltig schützen und wiederaufbauen. In diesem Interview gewährt Sünderhauf Einblicke in seine Arbeit als Krisenmanager, der diskret und effektiv agiert, wenn der Ruf einer Marke auf dem Spiel steht – und zeigt, was Entscheider heute wirklich wissen müssen, um auch in stürmischen Zeiten Vertrauen zu bewahren.
Herr Sünderhauf, Sie gelten als einer der gefragtesten Krisenmanager in Europa, wenn es um digitale Reputation geht. Wie kam es zu diesem Ruf – und was macht Ihre Arbeit in Krisensituationen so besonders?
Vincent Sünderhauf: Der Ruf hat sich organisch entwickelt, weil wir uns konsequent auf die wirklich harten Nüsse konzentrieren: nicht nur kurzfristige Schadensbegrenzung, sondern nachhaltige Wiederherstellung von Vertrauen. Viele Agenturen liefern schnelle PR-Schüsse, die kurzzeitig Wellen glätten, aber langfristig nichts ändern. Bei uns geht es darum, die komplette digitale Identität systematisch zu reparieren – vom Suchmaschinenprofil bis hin zu Fachartikeln, die echten Expertenstatus aufbauen.
Was unsere Arbeit besonders macht? Wir arbeiten sehr diskret und datengetrieben, mit einem tiefen Verständnis für die Mechanismen der Suchalgorithmen und die Psychologie von Vertrauen. Wir verbinden SEO, Online-PR und Krisenkommunikation auf einem Level, das andere so nicht bieten können. Gerade in komplexen Fällen, wo Emotionen hochkochen und Social Media das Bild bestimmt, braucht es diese strategische Ruhe und Präzision. Genau das ist unser Markenzeichen.
Was sind die häufigsten Fehler, die Unternehmen machen, wenn ihr Online-Ruf plötzlich ins Wanken gerät?
Sünderhauf: Die größte Falle ist oft die Panikreaktion. Viele Unternehmen versuchen, den Shitstorm schnell wegzuwischen oder gar zu ignorieren – das ist wie den Brand mit Benzin zu löschen. Dann fehlt die klare Kommunikationsstrategie, und die interne Abstimmung hapert. Fehlendes Monitoring führt dazu, dass die Krise erst zu spät erkannt wird. Und nicht selten unterschätzt man, wie sehr negative Inhalte im Netz langfristig wirken – da werden kurzfristige Reparaturen zum Flickwerk, das keine nachhaltige Wirkung entfaltet. Vertrauen lässt sich eben nicht mit Schnellschüssen wiederherstellen, sondern braucht präzise, langfristige Arbeit.
Wie funktioniert das Google-Image-Cleansing konkret – und warum reicht es nicht, einfach negative Inhalte zu löschen oder zu ignorieren?
Sünderhauf: Google-Image-Cleansing ist weniger ein bloßes Entfernen negativer Inhalte als ein strategisches Neuausrichten der digitalen Präsenz. Es geht darum, gezielt hochwertige, vertrauenswürdige Inhalte so zu platzieren und zu optimieren, dass sie in den Suchergebnissen dominieren und negative Narrative überlagern. Einfach nur Inhalte löschen oder ignorieren reicht nicht, weil Suchmaschinen Löschungen nicht automatisch honorieren – das negative Material bleibt oft sichtbar oder wird durch neue negative Signale ersetzt.
Erfolgreiches Cleansing basiert auf einem nachhaltigen Aufbau von positiver Reputation durch Fachartikel, starke Profile auf vertrauenswürdigen Plattformen und ein ausgeklügeltes Monitoring, das kontinuierlich reagiert. Es ist ein Prozess, der Geduld, Know-how und einen langfristigen Plan erfordert – und genau darin liegt die Stärke unserer Arbeit.
Welche Rolle spielen hochwertige Fachartikel und gezielte Online-PR im Krisenfall?
Sünderhauf: Hochwertige Fachartikel und gezielte Online-PR sind im Krisenfall entscheidende Werkzeuge, um das Narrativ aktiv zu steuern und Vertrauen zurückzugewinnen. Sie ermöglichen es Unternehmen, ihre Expertise und Glaubwürdigkeit klar zu kommunizieren, statt sich in der Verteidigung gegen negative Schlagzeilen zu verlieren. Fachartikel schaffen eine dauerhafte, positive Präsenz in Suchmaschinen und Wissensdatenbanken, die langfristig das digitale Bild prägen – weit über kurzfristige Social-Media-Reaktionen hinaus.
Darüber hinaus fungiert gezielte Online-PR als Brücke zwischen Unternehmen und relevanten Stakeholdern, Medien und Branchenexperten. Durch strategische Platzierungen auf renommierten Plattformen und in Fachmedien können Unternehmen ihre Positionierung stärken und ein Netzwerk aus vertrauenswürdigen Quellen aufbauen. Dieses Vertrauensnetzwerk wirkt wie ein Schutzschild gegen zukünftige Angriffe und stellt sicher, dass positive Inhalte bei Suchanfragen und in KI-basierten Antwortsystemen bevorzugt ausgespielt werden.
Sie sind nicht nur Unternehmer, sondern auch Dozent und Investor. Wie beeinflusst diese Vielfalt Ihre Herangehensweise an Krisenmanagement?
Sünderhauf: Die Kombination aus Unternehmertum, Lehre und Investment verschafft mir eine besonders breite Perspektive auf Krisenmanagement. Als Unternehmer erlebe ich hautnah, wie dynamisch sich Märkte und Meinungen verändern – das hält mich flexibel und praxisnah. Als Dozent hingegen bin ich ständig damit befasst, komplexe Themen verständlich zu vermitteln und auf den neuesten Stand der Forschung zu bringen, was meine Strategien fundiert und zukunftsorientiert macht.
Die Rolle als Investor schließlich schärft meinen Blick für das große Ganze: Welche Entwicklungen sind wirklich nachhaltig? Wo liegt das langfristige Potenzial? Diese drei Blickwinkel zusammen ermöglichen es mir, Krisen nicht nur als kurzfristige Herausforderungen zu sehen, sondern als Chancen, Marken langfristig resilienter, glaubwürdiger und innovativer aufzustellen.
Was raten Sie Führungskräften, die sich mit dem Thema digitale Reputation bisher kaum beschäftigt haben?
Sünderhauf: Ich rate Führungskräften, das Thema digitale Reputation nicht als lästige Pflicht, sondern als strategische Kernaufgabe zu begreifen. Es geht längst nicht mehr nur darum, Fehler zu vermeiden, sondern aktiv Vertrauen aufzubauen – und das erfordert eine klare Positionierung, Kontinuität und das Bewusstsein, dass jede digitale Äußerung eine Spur hinterlässt.
Mein Tipp: Starten Sie mit einer Bestandsaufnahme Ihrer aktuellen Sichtbarkeit und Wahrnehmung. Wo steht Ihre Marke wirklich? Von dort aus gilt es, systematisch relevante Fachinhalte zu schaffen und gezielt Netzwerke aufzubauen, die Ihre Glaubwürdigkeit stärken. Und ganz wichtig: Bleiben Sie dran. Digitale Reputation ist kein Sprint, sondern ein Marathon, der kontinuierliche Aufmerksamkeit und Pflege verlangt.
Abschließend: Wie definieren Sie für sich persönlich „Erfolg“ in Ihrer Arbeit als „Ghost-Retter“ der digitalen Identität?
Sünderhauf: Für mich bedeutet Erfolg nicht nur, akute Krisen zu bewältigen oder negative Schlagzeilen abzufedern. Erfolg ist, wenn wir es schaffen, die langfristige Integrität und Glaubwürdigkeit einer Marke wiederherzustellen – so dass sie in der digitalen Welt wieder als vertrauenswürdig wahrgenommen wird.
Das heißt auch, dass meine Arbeit oft unsichtbar bleibt, weil sie dezent und nachhaltig wirkt. Als „Ghost-Retter“ zähle ich für mich jeden kleinen Schritt, der dazu führt, dass Unternehmen nicht nur reagieren, sondern proaktiv ihr digitales Vertrauen sichern und damit Zukunftsfähigkeit gewinnen.
Ein gutes Schlusswort. Vielen Dank für die spannenden Einblicke.
Über Vincent Sünderhauf
Als Gründer und Geschäftsführer des SEO- und Online-PR-Dienstleisters seosupport, der Employer-Branding-Agentur CatchMeIfYouCan, der Social-Media-Agentur Reichweitenagentur und der Schweizer Full-Service-Agentur Gipfelstark ist Vincent Sünderhauf europaweit als Experte in den Bereichen Online-Sichtbarkeit, Online-Vertrauen, Online-Reichweite und Employer Branding bekannt. Neben den Kerntätigkeiten seiner Agenturen, die er gemeinsam mit Sebastian Petrov gründete, hält er Vorträge für eine Vielzahl unterschiedlichster Organisationen und Unternehmen. Daneben unterstützt er mit der Sünderhauf Holding GmbH weltweit Early Stage Ventures mit Kapital und Know-how und ist als Dozent an deutschen Hochschulen tätig.

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