KI-Pioniere in Asien weisen deutschen Versicherern den Weg
13.08.2025

Foto: Dirk Schmidt-Gallas, Senior-Partner und Leiter der globalen Insurance-Practice bei Simon-Kucher © Simon-Kucher
In Südostasien hat die Zukunft des Versicherungsvertriebs längst begonnen. Während in Deutschland noch über den strategischen Einsatz von KI diskutiert wird, setzen führende Anbieter wie AIA, Manulife oder FWD Künstliche Intelligenz bereits flächendeckend ein – nicht nur zur Effizienzsteigerung, sondern als Hebel für besseren Vertrieb, stärkere Kundenbindung und schnellere Innovation. Der Blick nach Asien liefert mehr als Inspiration. Er zeigt, was geht – und wie.
„Asiens Versicherer setzen KI nicht als Buzzword ein, sondern als echten Business-Enabler – und das mit messbarem Erfolg“, sagt Dirk Schmidt-Gallas, Senior-Partner und Leiter der globalen Insurance-Practice bei Simon-Kucher. „Wir sehen dort eine beeindruckende Konsequenz in der Umsetzung, die deutschen Versicherern als Blaupause dienen kann.“
Der Vertrieb der Zukunft ist in Südostasien schon Alltag
Besonders deutlich wird der KI-Vorsprung, wenn es um die Optimierung der Personalisierung in der Kundenansprache und -betreuung geht. Manulife zum Beispiel stattet seine Vermittler mit generativer KI aus, die in Echtzeit Kundenprofile analysiert und Gesprächsstrategien vorschlägt. Die FWD Group geht noch einen Schritt weiter: Auf ihrer virtuellen Trainingsplattform „FWD Cube“ simulieren Vermittler realistische Beratungsgespräche mit KI-gesteuerten Avataren. „Das ist Coaching on demand – adaptiv, skalierbar und individuell“, sagt Tobias Schulz, Senior Director bei Simon-Kucher. „Die Folge: bessere Beratung, höhere Abschlussquoten, kürzere Verkaufszyklen.“
Auch bei der Produktindividualisierung setzen Asiens KI-Pioniere Maßstäbe. Anbieter wie Seamless Insure oder AIA setzen KI ein, um passgenaue Empfehlungen zu geben und Customer Journeys konsequent digital und individuell zu gestalten. Die Resultate sind kürzere Bearbeitungszeiten, weniger Reibungspunkte, höhere Kundenzufriedenheit – und ein Vertrauensgewinn, der sich positiv auf die Loyalität auswirkt.
Von Leben bis Gewerbe: KI ist in der Breite angekommen
Ob Lebens-, Kranken- oder Sachversicherung: KI kommt in Asien als strategisches Werkzeug entlang der gesamten Wertschöpfungskette zum Einsatz. Great Eastern Life nutzt etwa KI für dynamische Aktuarmodelle und Sentiment-Analysen zur Churn-Prävention. In der Sachversicherung verbessert KI das Underwriting und die Betrugserkennung.
Der Nährboden für diese Entwicklungen sind innovationsfreudige Rahmenbedingungen. In Ländern wie Malaysia oder Thailand fördern die Aufsichtsbehörden aktiv den Einsatz neuer Technologien, ohne ethische Standards aus dem Blick zu verlieren. Nationale KI-Strategien, Innovationsfonds und experimentierfreudige Marktteilnehmer schaffen ein Klima, in dem technologischer Fortschritt schnell skaliert wird.
Was deutsche Versicherer jetzt tun sollten
Die strukturellen Voraussetzungen in Deutschland mögen anders sein. Aber genau darin liegt auch eine Chance. „Wer jetzt in KI investiert, schafft sich einen echten Wettbewerbsvorteil“, so Schmidt-Gallas. Seiner Einschätzung nach zeigen die Erfahrungen aus Südostasien, dass Versicherer in Deutschland jetzt vor allem auf die folgenden Punkte achten sollten:
· Datenqualität entscheidet:
· Ohne saubere, integrierte Datenbasis verpufft jedes KI-Vorhaben.
· Die Experten im Vertrieb stärken, nicht ersetzen:
· KI ist kein Gegner der Vermittler – sie ist ihr Co-Pilot und macht sie leistungsfähiger
· Kundenzentrierung leben:
· Personalisierung wird zum Differenzierungsfaktor.
· Governance mitdenken:
· Klare Regeln und Transparenz schaffen Vertrauen und Akzeptanz.
Fazit: Nicht ob – sondern wie schnell
Südostasien zeigt, wohin die Reise geht – und mit welchem Tempo. Für deutsche Versicherer heißt das: Jetzt handeln, schnell konzipieren und noch schneller in die Umsetzung kommen. Denn KI ist kein Hype, sondern ein strategischer Hebel für mehr Vertriebserfolg. (mho)

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