„Klimawandel und Verlust der biologischen Vielfalt verstärken sich gar gegenseitig“

25.08.2021

Verena Kienel und Mathias Pianowski, beide stellvertretende Abteilungsleiter des Nachhaltigkeitsresearch bei ÖKOWORLD / Fotos: © ÖKOWORLD

finanzwelt: Welche Rolle messen Sie dabei dem Klimawandel bei? Pianowski: Klimawandel und Biodiversität bedingen sich wechselseitig. Ein Fünftel unserer Lunge der Erde, des Amazonas, haben wir bereits vernichtet, meist für Flächen zum Anbau von Futtermitteln. Durch diesen Verlust von Ökosystemen werden weniger Klimagase gebunden. Andersherum führt der Klimawandel dazu, dass die Meere wärmer werden und saurer. Wertvolle Korallenriffe bleichen aus und sterben ab. Das Great Barrier Reef beispielsweise trägt seine Ökosystemleistung schon im Namen. Zudem beherbergt es tausende seltene Arten. Das dürfen wir nicht verlieren. Während es beim Klimawandel um die Frage geht, wie wir in Zukunft leben, geht es bei der biologischen Vielfalt vielleicht bereits darum, ob wir noch leben werden. Die Öffentlichkeit muss das endlich wahrnehmen. Kienel: Ganz genau – der Klimawandel und der Verlust der biologischen Vielfalt verstärken sich gar gegenseitig. Zusätzlich zu den Auswirkungen des menschlichen Eingreifens in die Natur, beispielsweise durch Abholzung, Intensivlandwirtschaft, Monokulturen, Übernutzung und Überfischung, Umweltzerstörung, Flächenversiegelung und weitere, ist die durch uns herbeigeführte Klimaerwärmung ganz klar ein weiterer fataler Faktor für die Biodiversität.

finanzwelt: Warnstimmen und -signale überall. Doch ist diese Entwicklung der abnehmenden Biodiversität aufzuhalten und umkehrbar? Pianowski: Wie dürfen vor allem Kipppunkte nicht überschreiten, weil dann Entwicklungen sich selbst verstärken und nicht mehr aufzuhalten sind. Gefährdet sind zum Beispiel Grönland, aber auch der Amazonas oder die West-Antarktis, die immer als stabil galt. Wir brauchen die weißen Flächen zur Abstrahlung von Hitze. Temperaturänderungen werden auch zu einer Störung der Wasserhaushalte führen. Andere Entwicklungen lassen sich noch umkehren oder es entstehen neue Gleichgewichte, die verträglich sind. Es gibt Studien, die von notwendigen Investments von 100 Mrd. USD jährlich sprechen, um biologische Vielfalt signifikant zu reparieren. Doch was nützt das Flicken. Weit wichtiger ist es doch, dass wir endlich aufhören so zu wirtschaften, wie wir es bislang in schädlicher Weise tun.

finanzwelt: Warnstimmen und -signale überall. Doch ist diese Entwicklung der abnehmenden Biodiversität aufzuhalten und umkehrbar? Pianowski: Wie dürfen vor allem Kipppunkte nicht überschreiten, weil dann Entwicklungen sich selbst verstärken und nicht mehr aufzuhalten sind. Gefährdet sind zum Beispiel Grönland, aber auch der Amazonas oder die West-Antarktis, die immer als stabil galt. Wir brauchen die weißen Flächen zur Abstrahlung von Hitze. Temperaturänderungen werden auch zu einer Störung der Wasserhaushalte führen. Andere Entwicklungen lassen sich noch umkehren oder es entstehen neue Gleichgewichte, die verträglich sind. Es gibt Studien, die von notwendigen Investments von 100 Mrd. USD jährlich sprechen, um biologische Vielfalt signifikant zu reparieren. Doch was nützt das Flicken. Weit wichtiger ist es doch, dass wir endlich aufhören so zu wirtschaften, wie wir es bislang in schädlicher Weise tun.

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