KryptoKlartext Episode 6 - Staking: Passiv verdienen aktiv schützen
17.06.2025

Philip Fihol und Philipp Sandor / Foto: © Melek - stock.adobe.com
In der letzten Episode haben wir das faszinierende und schnell wachsende Ökosystem von Decentralized Finance (DeFi) beleuchtet. Aufbauend auf diesem Fundament möchten wir heute ein weiteres spannendes Konzept im Krypto-Universum genauer unter die Lupe nehmen: das Staking. Wir erklären Ihnen heute, wie Staking funktioniert, welchen Nutzen es insbesondere für institutionelle Akteure bieten kann und werfen dabei einen genaueren Blick auf prominente Beispiele wie Ethereum, Cardano und Solana.
Was genau ist Staking? Eine Einführung
In der Welt der Kryptowährungen bezeichnet Staking einen Prozess, bei dem Inhaber von bestimmten digitalen Vermögenswerten ihre Coins oder Token in einer Art digitalem „Safe“ – einer Wallet oder einem Smart Contract – hinterlegen, um die Funktionsfähigkeit und Sicherheit eines BlockchainNetzwerks zu unterstützen. Man könnte es vereinfacht als eine Art „Verzinsung“ für das Halten von Kryptowährungen betrachten, die auf einem Konsensmechanismus namens „Proof of Stake“ (PoS) basieren. Im Gegensatz zum energieintensiveren „Proof of Work“ (PoW), das z. B. Bitcoin verwendet und bei dem komplexe Rechenaufgaben gelöst werden müssen, um Transaktionen zu validieren und neue Blöcke zu erstellen, ermöglicht Proof of Stake den Netzwerkteilnehmern, basierend auf der Anzahl der von ihnen gehaltenen und „gestakten“ Coins, an diesem Prozess teilzunehmen. Diejenigen, die ihre Coins staken, werden als Validatoren bezeichnet oder delegieren ihre Coins an Validatoren. Für ihren Beitrag zur Netzwerksicherheit und Transaktionsvalidierung erhalten sie Belohnungen (Rewards), meist in Form von zusätzlichen Coins der jeweiligen Kryptowährung.
Die Funktion des Stakings: Mehr als nur Belohnungen
Die primäre Funktion des Stakings geht über das reine Erhalten von Belohnungen hinaus; es ist fundamental für die Sicherstellung der Integrität und Sicherheit des Blockchain-Netzwerks. Indem Staker ihre Vermögenswerte hinterlegen, manifestieren sie einen direkten Anreiz, ehrlich zu agieren und die etablierten Regeln des Netzwerks zu befolgen. Jegliche Manipulationsversuche oder fehlerhaftes Verhalten können empfindliche Konsequenzen nach sich ziehen, beispielsweise durch das sogenannte „Slashing“, bei dem ein Teil der gestakten Coins als Strafe eingezogen wird. Im Kern erfüllt Staking mehrere zentrale Aufgaben. Es trägt maßgeblich zur Netzwerksicherheit bei, indem es das Netzwerk vor Angriffen schützt und gewährleistet, dass Transaktionen korrekt validiert werden. Eng damit verbunden ist die Transaktionsvalidierung selbst, bei der Staker dafür verantwortlich sind, neue Transaktionsblöcke zu überprüfen und der Blockchain hinzuzufügen. Darüber hinaus dient Staking als Mechanismus zur Konsensfindung, um eine Übereinkunft über den aktuellen und korrekten Zustand der Blockchain zu erzielen. Nicht zuletzt kann es die Dezentralisierung eines Netzwerks fördern, da es potenziell mehr Teilnehmern ermöglicht, sich aktiv an der Sicherung und dem Betrieb des Netzwerks zu beteiligen.
Institutioneller Nutzen des Stakings: Eine neue Ertragsquelle und mehr
Für institutionelle Investoren, Finanzdienstleister und Unternehmen eröffnen sich durch das Staking diverse interessante Möglichkeiten und strategische Vorteile. Eine der offensichtlichsten ist die Generierung passiver Einkünfte. Das Halten von Proof-of-Stake-basierten Kryptowährungen kann durch die Vereinnahmung von Staking-Rewards zu einer attraktiven zusätzlichen Renditequelle avancieren, was insbesondere in einem anhaltenden Niedrigzinsumfeld an Bedeutung gewinnt. Darüber hinaus kann bei einigen Blockchain-Netzwerken das Staking von Coins auch Stimmrechte bei wichtigen Governance-Entscheidungen über die zukünftige Entwicklung des Protokolls verleihen, was institutionellen Akteuren eine aktive Mitgestaltung ermöglicht. Ferner können Finanzinstitute durch das Angebot neuer Dienstleistungen profitieren, indem sie ihren Kunden z. B. Staking-Services anbieten und somit neue Geschäftsfelder erschließen. Dies kann von der reinen Verwahrung gestakter Assets bis hin zum komplexeren Betrieb von Validator-Nodes reichen. Staking bietet zudem eine Option zur Diversifizierung des Krypto-Portfolios und hat das Potenzial, die risikoangepassten Renditen zu verbessern. Schließlich können institutionelle Akteure durch aktives Staking auch einen Beitrag zur Unterstützung und zum Wachstum vielversprechender Blockchain-Ökosysteme leisten und so an deren Erfolg partizipieren.
Staking bei Ethereum, Cardano und Solana im Fokus
Obwohl das Grundprinzip des Stakings bei den verschiedenen Kryptowährungen ähnlich ist, weisen sie doch spezifische Eigenheiten und Mechanismen auf:
Bei Ethereum (ETH) erfolgte mit dem Übergang zu Ethereum 2.0 (nun als Konsensschicht bezeichnet) die vielbeachtete Umstellung auf Proof of Stake, bekannt als „The Merge“. Um als eigener Validator im Ethereum-Netzwerk agieren zu können, war ursprünglich die Hinterlegung von 32 ETH erforderlich. Inzwischen haben sich jedoch auch sogenannte Staking-Pools und liquide Staking-Lösungen etabliert. Diese ermöglichen es Anlegern, auch mit geringeren ETH-Beträgen am Staking-Prozess teilzunehmen oder ihre gestakten ETH-Positionen weiterhin liquide und handelbar zu halten. Für Institutionen ergeben sich hieraus verschiedene Partizipationsmöglichkeiten, beispielsweise durch den Betrieb eigener Validatoren oder durch das Auflegen und Anbieten von spezifischen ETH-Staking-Produkten.
Cardano (ADA) hingegen wurde von Beginn an mit einem eigenen Proof-of-Stake-Konsensmechanismus namens Ouroboros konzipiert. Nutzer des Cardano-Netzwerks können ihre ADA-Token unkompliziert an Staking-Pools delegieren, die von anderen Netzwerkteilnehmern betrieben werden, und erhalten im Gegenzug Staking-Rewards. Die vergleichsweise geringen technischen Hürden für diesen Delegationsprozess machen das Staking von Cardano auch für ein breiteres Anlegerpublikum zugänglich. Für institutionelle Akteure bietet Cardano durch seine etablierten Staking-Mechanismen und eine stetig wachsende DeFi-Landschaft interessante Anknüpfungspunkte und Investitionsmöglichkeiten.
Solana (SOL) ist eine Hochleistungsblockchain, die ebenfalls auf dem Proof-of-Stake-Mechanismus basiert, diesen jedoch mit einem einzigartigen Konzept namens „Proof of History“ (PoH) kombiniert, um hohe Transaktionsgeschwindigkeiten zu erreichen. Inhaber von SOL-Token können diese an Validatoren im Solana-Netzwerk delegieren, um Rewards zu verdienen und gleichzeitig zur Netzwerksicherheit und -stabilität beizutragen. Die beeindruckenden Transaktionsgeschwindigkeiten und die hohe Skalierbarkeit von Solana positionieren die Plattform als attraktives Umfeld für dezentralisierte Anwendungen (dApps) und eröffnen somit auch für institutionelles Staking interessante Perspektiven, um von den vielfältigen Netzwerkaktivitäten zu profitieren. Auch hier stehen verschiedene Optionen zur Verfügung, die vom Solo-Staking über das Staking mittels Kryptobörsen bis hin zu spezialisierten LiquidStaking-Anbietern reichen.
Herausforderungen und Überlegungen
Obwohl Staking eine Vielzahl von Vorteilen und Chancen bietet, ist es unerlässlich, auch die potenziellen Risiken und Herausforderungen sorgfältig zu berücksichtigen. Die Marktvolatilität stellt einen wesentlichen Faktor dar, da der Wert der gestakten Coins und der daraus resultierenden Rewards erheblichen Schwankungen unterliegen kann. Bei einigen Protokollen sind zudem Sperrfristen (Lock-up-Periods) zu beachten, während derer die gestakten Coins gebunden sind und nicht frei gehandelt werden können, was die Liquidität einschränkt. Die Höhe der erzielten Rewards kann zudem von der Performance und den Gebühren des gewählten Validators oder Staking-Pools beeinflusst werden, was eine sorgfältige Auswahl erfordert. Schließlich besteht in vielen Jurisdiktionen noch eine gewisse regulatorische Unsicherheit hinsichtlich der steuerlichen und rechtlichen Behandlung von Staking-Rewards, was für institutionelle wie private Anleger gleichermaßen eine Herausforderung darstellen kann.
Ausblick
Staking hat sich als integraler Bestandteil vieler moderner Blockchain-Netzwerke etabliert und bietet sowohl für private als auch für institutionelle Anleger attraktive Möglichkeiten, passives Einkommen zu generieren und aktiv an der Zukunft dezentraler Systeme mitzuwirken. Die kontinuierliche Weiterentwicklung von Staking-Protokollen und -Dienstleistungen, insbesondere im Hinblick auf Liquidität und Risikomanagement, wird die Adaption voraussichtlich weiter vorantreiben. Doch die Welt der digitalen Vermögenswerte hat noch weit mehr zu bieten als das reine „Verzinsen“ von Coins.

Bitcoin rückt seinem Status als Reservewährung in den USA näher
