Mikrofinanzfonds: Stabilitätsanker in einem volatilen Marktumfeld
02.05.2025

Günther Kastner. Foto: © Impact Asset Management GmbH.
Die Märkte sind im Jahr 2025 von einer hohen Volatilität geprägt. Neben Rezessionssorgen und geopolitischen Risiken belastet die US-Zollpolitik die Nerven der Anleger. Die Ankündigung von Zöllen auf internationale Importe durch die US-Regierung hat Anfang April zu einem Einbruch an den Börsen geführt, der so stark ausfiel, wie seit der Corona-Pandemie nicht mehr. Sogar Anlageklassen, die als sichere Häfen gelten, wie US-Anleihen, gerieten unter Druck. In diesem unberechenbaren Marktumfeld können Mikrofinanzfonds eine Möglichkeit darstellen, das Risiko im Portfolio zu senken und damit wertstabil anzulegen.
Mikrofinanzfonds sind ein Segment des Fixed Income-Marktes, das sich relativ unkorreliert zu Anleihen und zum Aktienmarkt entwickelt. Diese bündeln Mikrokredite an Kleinunternehmer/innen aus verschiedenen Schwellen- und Entwicklungsländern, die von Mikrofinanzinstituten vor Ort vergeben werden. Eine Studie von Scope kommt zu dem Ergebnis, dass die in Deutschland zugelassenen Mikrofinanzfonds seit ihrer jeweiligen Auflegung nahezu jährlich an Wert hinzugewonnen haben. Selbst im Jahr 2022, als sowohl die Aktien- als auch die Rentenmärkte teilweise zweistellige Verluste erlitten, konnten die Mikrofinanzfonds mit einer durchschnittlichen Nettorendite von 3,04 Prozent (in Euro) sich von der negativen Entwicklung abkoppeln. Eine Stärke, die auch 2025 wieder zum Tragen kommen könnte. In puncto Volatilität schneiden Mikrofinanzfonds ebenfalls vergleichsweise gut ab: Laut Scope liegt deren durchschnittliche Volatilität über fünf Jahre bei 1,67 Prozent. Ein Wert, der derzeit nur schwer zu erzielen ist.
Sozialer Impact durch Hilfe zur Selbsthilfe
Neben einer stabilen Rendite lässt sich mit Mikrofinanzfonds als echte Impact-Fonds ein hohes Maß an Nachhaltigkeit in Form des Social Impacts erzielen. Die Vergabe von Mikrokrediten an Kleinunternehmer/innen beruht auf der Idee der Hilfe zur Selbsthilfe. Menschen, die in Schwellen- und Entwicklungsländern aufgrund ihrer Armut vom traditionellen Finanzsystem und damit von grundlegenden Finanzdienstleistungen wie einem Bankkonto oder -darlehen abgekoppelt sind, sollen durch die Mikrokredite dazu befähigt werden, ihr Geschäft auf- und auszubauen und damit den Teufelskreis der Armut durch eigenständige wirtschaftliche Weiterentwicklung zu durchbrechen. Die lokal ansässigen Mikrofinanzinstitute (MFIs) – dabei handelt es sich um Banken, Nichtregierungsorganisationen oder Genossenschaften – fungieren als Bindeglied zwischen den Investitionsströmen und den Kreditnehmern. Sie prüfen die Kreditanträge und stehen den Kreditnehmern beratend zur Seite.
Die sorgfältige Auswahl der MFIs ist eine der Kernaufgaben des Fondsmanagements. Neben einer guten Bonität, hohen Kundenorientierung und Transparenz ist auch die Regulierung durch die Finanzaufsicht ein Merkmal, das bei der Portfolioselektion berücksichtigt werden sollte. Das laufende Monitoring stellt sicher, dass die MFIs kontinuierlich gute Arbeit leisten. Dazu gehört der jährliche Besuch des Portfoliomanagements in den unterschiedlichen Zielländern im Rahmen der Due Diligence-Prüfung. Die persönliche Begegnung mit den Kreditnehmern/innen ermöglicht es dem Fondsmanagement, das Verhalten der MFIs weiter zu überprüfen und den Fortschritt beim Geschäftsaufbau zu dokumentieren. Insgesamt sollten Anleger auf ein nach Ländern und Regionen breit diversifiziertes Portfolio achten. Im I-AM Vision Microfinance Fonds beispielsweise sind aktuell Kredite an 87 Mikrofinanzinstitute aus 29 Schwellen- und Entwicklungsländern enthalten.
Trumpscher Zollhammer trifft auch Schwellen- und Entwicklungsländer
Die Verhängung von zusätzlichen Zöllen auf einen Großteil der Importe in die USA trifft nicht nur exportorientierte Industrienationen hart, sondern auch wachstumsstarke Schwellenund Entwicklungsländer. Auch wenn US-Präsident Donald Trump konstant seine Meinung ändert und immer wieder neue Zollsätze in den Raum wirft und dann wieder einen Aufschub gewährt, ist klar, dass gerade Länder wie Vietnam oder Bangladesch mit drakonischen Maßnahmen rechnen müssen. Die Förderung des Unternehmertums durch die Vergabe von Mikrokrediten kann einen wichtigen Hebel darstellen, um einer drohenden Verarmung der schwächsten Bevölkerungsgruppen entgegenzuwirken. Natürlich bedarf es hier einer individuellen Prüfung der Rahmenbedingungen in den jeweiligen Ländern durch das Fondsmanagement wie etwa im Hinblick auf die politische und sozioökonomische Stabilität.
Lokalwährungen bieten angesichts des schwächelnden US-Dollars Chancen
Seitdem die USA Zölle auf Importe verkündet haben, befindet sich der US-Dollar in einem starken Abschwung. Analysten von der Deutschen Bank bewerten den Wertverfall des USDollars im Vergleich zu anderen führenden Währungen als tiefe Vertrauenskrise gegenüber der Wirtschaftspolitik der USA. Für Anleger können Mikrofinanzfonds mit in Lokalwährungen denominierten Mikrokrediten sinnvoll sein, um sich abseits vom US-Dollar diversifizierter aufzustellen und von der positiven Performance bestimmter Lokalwährungen im Vergleich zum US-Dollar zu profitieren. Für die im Portfolio enthaltenen Länder bieten Kredite auf Lokalwährungen die Chance, weitere Kundengruppen zu erreichen und die eigenen Finanzmärkte weiterzuentwickeln. Ein Beispiel für einen Mikrofinanzfonds mit Krediten auf Lokalwährungen ist der I-AM Vision Microfinance Local Currency. Dieser hat über die vergangenen fünf Jahre eine signifikante Rendite von ca. 4,8 Prozent p.a. erzielt. Ein aktiver Fondsmanagement-Ansatz kann gewährleisten, dass Märkte und Lokalwährungen mit einer guten Performance für das Portfolio selektiert werden. Im I-AM Vision Microfinance Local Currency haben dieses Jahr vor allem Kleinkredite in der Lokalwährung von Costa Rica die Rendite gesteigert. Der Costa Rica Colon hat seit dem Jahr 2022 um ca. 15 Prozent aufgewertet.
Mit Mikrofinanzfonds steht Anlegern in turbulenten Zeiten ein stabiler Baustein für das Portfolio zur Verfügung. Anleger können vom Aufwärtspotenzial der Schwellen- und Entwicklungsländer profitieren und einen aktiven Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung leisten. Doch auch hier ist ein aktiver Asset Management- und umfängliches Risikomanagement sinnvoll, um mittel- und langfristig eine vernünftige Rendite zu erzielen.
Gastbeitrag von Günther Kastner, Geschäftsführer und CIO bei Impact Asset Management GmbH.

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