Nachhaltigkeit bleibt gefragt – aber bitte mit wenig Einbußen
09.07.2025

Foto: Volker Bohn, Generalbevollmächtigter unabhängige Vertriebspartner bei der Stuttgarter Lebensversicherung © Stuttgarter
Die Haltung der Deutschen zu Nachhaltigkeitsaspekten in ihrer Altersvorsorge wandelt sich: Während das Thema in der Beratung weiter eine relevante Rolle spielt, nimmt die Bereitschaft ab, dafür finanzielle Einbußen hinzunehmen. Das zeigt eine aktuelle, repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov unter 2.050 Deutschen ab einem Alter von 18 Jahren im Auftrag der Stuttgarter Lebensversicherung.
Nur noch 28 Prozent der befragten Deutschen würden für nachhaltige Geldanlagen im Rahmen ihrer Altersvorsorge eine geringere Rendite akzeptieren – das sind immerhin acht Prozentpunkte weniger als im Vorjahr. 16 Prozent der Befragten würden dabei eine leicht geringere Rendite akzeptieren (z. B. 4,5 statt 5% Rendite), 8 Prozent eine moderate Einbuße (z. B. 4 statt 5%) und nur 4 Prozent eine deutliche Einbuße (z. B. 3,5 statt 5%). Gleichzeitig ist der Anteil derjenigen von 27 auf 30 Prozent gestiegen, die eine Renditeminderung klar ablehnen. „Die Ergebnisse zeigen eine wachsende Preissensibilität, wenn es um nachhaltigkeitsorientierte Geldanlagen in der Altersvorsorge geht. Nachhaltigkeit wird weiterhin gewünscht, soll aber möglichst ohne spürbare Einbußen bei Rendite oder Kosten realisierbar sein. „Diese Entwicklung sollten wir als Branche aufmerksam beobachten“, empfiehlt Volker Bohn, Generalbevollmächtigter für unabhängige Vertriebspartner bei der Stuttgarter.
Eine ähnliche Entwicklung zeigt sich bei der Kostenakzeptanz: Nur noch 22 Prozent der Deutschen wären bereit, höhere Verwaltungsgebühren für Investmentfonds mit Nachhaltigkeitskriterien zu akzeptieren – 4 Prozentpunkte weniger als im Vorjahr (26%). Die Mehrheit lehnt höhere Kosten weiterhin ab, insbesondere wenn diese deutlich über dem bisherigen Niveau liegen.
Nachhaltigkeit in der Beratung bleibt ein zentraler Faktor
Trotz einer geringeren Bereitschaft zu finanziellen Einbußen bleibt der Faktor Nachhaltigkeit in der Altersvorsorgeberatung weiterhin relevant: 43 Prozent der Deutschen ist die Berücksichtigung ökologischer und sozialer Kriterien in der Beratung „eher bis sehr wichtig“ (2024: 46%). Sogar 47 Prozent legen Wert auf Aufklärung darüber, wie ihr Investment zur Transformation der Wirtschaft beiträgt (2024: 50%). Der Wunsch, regelmäßige Rückmeldungen zur Wirkung der eingezahlten Beiträge, bleibt mit starken 54 Prozent stabil.
Im Vergleich zum vergangenen Jahr lässt sich in zwei von drei Aspekten also ein leichter Rückgang feststellen, der grundlegende Wunsch nach nachhaltigkeitsorientierten Investitionen und Anlageoptionen bleibt jedoch bestehen.
Relevanz von Nachhaltigkeit für die Menschen weiterhin hoch
Die Bedeutung des Themas Nachhaltigkeit hat für die Mehrheit, trotz politischer und gesellschaftlicher Entwicklungen, innerhalb der letzten zwölf Monate nicht abgenommen. 55 Prozent der Deutschen geben an, dass ihr persönlicher Blick auf das Thema im Vergleich zu 2024 keine Veränderung erfahren hat. Für 20 Prozent hat die Bedeutung sogar etwas bis deutlich zugenommen. Der kleinste Teil, 18 Prozent der Befragten, nimmt eine rückläufige Relevanz wahr und benennt folgende Gründe: 50 Prozent sehen die wirtschaftliche Unsicherheit als Hauptfaktor, eine gewisse Übermüdung der Nachhaltigkeits-Debatte empfinden 39 Prozent. Jeweils 36 Prozent erachten politische Themenverschiebungen und die Überlagerung durch andere gesellschaftliche Krisen als Einflussfaktoren.
Beratung spielt mehr denn je eine Schlüsselrolle
Nachhaltigkeit bleibt ein zentrales Thema in der Gesellschaft, Politik und Versicherungsbranche, aber es braucht verstärkte Aufklärung, um die Bereitschaft zur Beteiligung dauerhaft zu sichern. Volker Bohn: „Nachhaltigkeit ist kein kurzfristiger Trend, sondern ein langfristiges Versprechen. Die Befragung zeigt deutlich, dass wir uns in einer Phase der Nachjustierung befinden: Die Erwartungen an Transparenz und Verantwortung sind hoch, gleichzeitig steigt die Sensibilität gegenüber Kosten und Rendite. Für uns als Versicherer bedeutet das, noch stärker auf individuelle Bedürfnisse einzugehen und die Wirkungsweise nachhaltigkeitsorientierter Kapitalanlagen noch nachvollziehbarer zu gestalten. Das gilt gleichermaßen für Vermittlerinnen und Vermittler, die im unmittelbaren Kontakt mit Kundinnen und Kunden stehen. Das Sensibilisieren für die Wichtigkeit und das Potenzial von Nachhaltigkeit darf vor allem jetzt nicht aus dem Fokus geraten.“ (mho)

VEMA-Maklerumfrage: Die Gewinner bei Betriebshaftpflicht für Ärzte und Heilnebenberufe
