Dr. Guido Bader zum Reformvorschlag für die private Altersvorsorge

08.12.2025

Dr. Guido Bader, Vorstandsvorsitzender der Stuttgarter Lebensversicherung Foto: © Stuttgarter

Der Vorstandsvorsitzende der Stuttgarter Lebensversicherung, Dr. Guido Bader, begrüßt den Reformvorschlag für die staatlich geförderte private Altersvorsorge einerseits. Zugleich sieht er durchaus Kritikpunkte und damit Verbesserungspotenzial aus Verbrauchersicht an dem vorgelegten Entwurf. Hier die wesentlichen Punkte.

·         Reformchance: „Aus Sicht der Verbraucherinnen und Verbraucher ist es überfällig, die steuerlich geförderte private Altersvorsorge zu reformieren. Viele haben erlebt, dass die Riester-Rente in den letzten Jahren auf der Stelle trat – sie brauchen endlich wieder ein Angebot, das verständlich ist, Vertrauen schafft und spürbar zur Rente beiträgt.“

·         Mehr Renditechancen: „Gut für Kundinnen und Kunden ist, dass die starren Garantien abgesenkt werden. Wer jahrzehntelang spart, muss die Chance haben, an den Erträgen der Kapitalmärkte teilzuhaben. Sonst wird die private Vorsorge den Kaufkraftverlust im Alter schlicht nicht ausgleichen können.“

·         Riester-Neustart statt Totalschaden: „Positiv ist, dass Riester nicht einfach abgeschafft, sondern in ein neues System überführt wird. Anbieter wie Die Stuttgarter sind zuletzt mit einem Angebot in den Markt zurückgekehrt und viele Menschen haben über Jahre eingezahlt. Ihnen jetzt eine Brücke in ein moderneres Produkt zu bauen, ist im Sinne der Verbraucher.“

·         Lebenslange Sicherheit: „Sehr problematisch finde ich, dass die geförderte Altersvorsorge nicht zwingend in einer lebenslangen Rente mündet. Meine Meinung: Wer Steuergeld in ein Produkt lenkt, muss sicherstellen, dass im hohen Alter niemand ohne das daraus generierte zusätzliche Einkommen dasteht. Das “Risiko alt zu werden“ darf nicht bei den Einzelnen hängen bleiben, sonst zahlen am Ende Staat und Solidargemeinschaft die Rechnung.“

·         Beratung & Abschlusskosten: „Die vorgesehene Verteilung der Abschlusskosten über die gesamte Laufzeit, wird sich stark negativ auf die Vergütung der Berater auswirken und macht damit die dringend benötigte qualifizierte Beratung für Vermittler und Makler deutlich unattraktiver. Und das schadet am Ende den Verbraucherinnen und Verbrauchern. Altersvorsorge ist komplex und braucht persönliche Beratung, aber seriöse Beratung braucht wiederum eine faire Vergütung.“

·         Geringverdienende & Familien: „Aus Verbrauchersicht ist es in meinen Augen ein falsches Signal, wenn Geringverdienende und Familien mit kleinen Beiträgen relativ weniger von der Kinderzulage haben. Gerade Haushalte mit wenig Spielraum im Budget brauchen eine Förderung, die nicht bestraft, dass sie nur kleine Beträge zurücklegen können.“

·         Bürokratie statt Vereinfachung: „Aus Verbrauchersicht wäre auch eine deutlich weitergehende Entbürokratisierung wünschenswert gewesen. Durch den neuen vorgesehenen Zertifizierungsprozess werden für die Unternehmen gewaltige Rechtsrisiken geschaffen, was einen enormen bürokratischen Aufwand nach sich ziehen kann. Hier ist ein kräftiger Weiterentwicklungssprung verpasst worden.“

·         Grundabsicherung im Depot: „Ein Altersvorsorge-Depot ist sicher ein guter Ansatz, aber aus Kundensicht braucht es Sicherungsmechanismen. Staatlich geförderte Produkte sollten eine Grundabsicherung bieten. Totalverluste, wie wir sie etwa bei bestimmten Russland-Fonds gesehen haben, dürfen in einem geförderten Standardprodukt nicht einfach in Kauf genommen werden.“

·         Förderrahmen & Inflation: „Die Anhebung der Höchstbeträge ist ein Schritt in die richtige Richtung. Aus Sicht der Kundinnen und Kunden reicht das aber nicht, wenn die Inflation in den nächsten Jahren weiter an der Kaufkraft zehrt. Eine Kopplung an die Beitragsbemessungsgrenze der gesetzlichen Rentenversicherung wäre wünschenswert.“ (fw)

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