Neue Kunden und Mitarbeiter auf Knopfdruck

15.04.2021

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Mitarbeitersuche in drei Schritten

Im ersten Schritt wird das Unternehmen auf seine Unternehmenskultur, Werte, Philosophie und Arbeitsweise hin analysiert, um nur einige Punkte zu nennen. Auf Basis der Ergebnisse definieren die Arbeitgeber selbst, welche Grundhaltung und welche zentralen Tugenden eine frische Mitarbeiterin oder ein frischer Mitarbeiter mitbringen muss, um in das künftige Team zu passen. Anders formuliert: Nur wenn sich die Mission, die Vision und die Werte von Firma und Beschäftigten größtenteils decken, ist eine dauerhaft erfolgreiche Zusammenarbeit möglich. Gewünschter Nebeneffekt ist die nachhaltige Erhöhung der Mitarbeiterbindung durch hohe Identifikation mit dem Arbeitgeber und somit die langfristige Senkung von ungewollter Fluktuation mit den damit verbunden Kosten. High-Performer und deren Teams bleiben im Unternehmen – Abwerbungsversuche laufen ins Leere.

Sobald sich dann ein Unternehmen darüber klargeworden ist, wen es wirklich braucht, schlägt im zweiten Schritt die Stunde der KI. Sie macht sich auf Basis der eingespeisten Suchwünsche des Arbeitgebers auf die Suche nach geeigneten Bewerbern. „Xing- oder LinkedIn-Profile, Twitter oder Facebook, Kommentare in Foren oder beispielsweise Hotelbewertungsportalen – die KI durchleuchtet die digitalen Fußabdrücke, die Menschen beim Durchstreifen des World Wide Web hinterlassen. Nachdem es sich um öffentlich einsehbare Daten handelt, ist das Verfahren komplett datenschutzkonform. Wen die KI dann als „Match“ einstuft, ist das Ergebnis eines Suchprofils, welches mit Psychologen erarbeitet und standardisiert wurde. Eine Art „Parship“ für Bewerber – nur ohne aktive Anmeldung. Erstaunlich wenige Infos allerdings benötigt der Algorithmus, um herauszufinden, ob jemand zur Firma passen würde oder nicht. Der KI genügen im Schnitt 150 Worte, um ein Bild davon zu entwerfen, wie jemand tickt, wie intro- oder extrovertiert sie oder er ist, wie verlässlich, wie ernsthaft oder schwätzerisch, wie belastbar und vertriebsstark oder nicht. Auch Einträge aus längst vergangenen Webzeiten tauchen dann auf – und können das Bild mancher User zum Guten wie zum Schlechten färben, denn das Netz vergisst nicht.

Im letzten Schritt liefert die KI den Auftraggebern eine Liste mit potenziell passenden und auch wechselwilligen Kandidatinnen und Kandidaten. Die diagnostische Qualität der Persönlichkeitsprofile ist erstaunlich hoch – sie enthalten valide Daten über Soft Skills ebenso wie Entwicklungspotenziale, Wechselwilligkeit und objektive Persönlichkeitsmerkmale.  Die folgende Ansprache möglicher neuer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erfolgt dann aber weiterhin persönlich, allerdings mit einem entscheidenden Vorteil: Die Kandidaten können adäquat zu ihrem Persönlichkeitsprofil angesprochen werden, das heißt in der Praxis, dass man den Bewerber beispielsweise eher mit monetären, teamorientierten oder jeweils motivbezogenen Argumenten zu überzeugen versucht.

Wesentliche Vorteile der KI im Rekrutierungsprozess

  • Die Qualität der Bewerber entspricht weitgehend dem Anforderungsprofil – dies steigert die Effizienz des Unternehmens signifikant, da sowohl die Qualifikation als auch die Motivation des neuen Mitarbeiters hoch ist. Die technologisch neutrale Vorauswahl entlarvt Blender, erkennt aber Top-Talente, die dem Unternehmen sonst entgangen wären.
  • Das Aufsetzen des Prozesses im Unternehmen ist zwar mit einer Investition verbunden, jedoch sind die Kosten wesentlich geringer als bei der konventionellen Rekrutierung. Studien belegen, dass 25 - 35 % aller Einstellungsentscheidungen falsch sind. Die Kosten eines Missmatchs belaufen sich auf das dreifache des Jahresgehalts der Zielposition. Diese unnötigen Kosten werden weitgehend vermieden.
  • Bis zu 90 % Zeitersparnis bei der Suche und Auswahl neuer Mitarbeiter. Nachdem die Wahrscheinlichkeit einer langfristigen Anstellung hoch ist, fällt der Zeitaufwand zur Einarbeitung von Ersatzkandidaten weg.

Der Einsatz von KI in der Rekrutierung ist bereits praxisbewährt. Die zielführende Kombination mit einer wertebasierten Unternehmenskultur wurde von mehreren international renommierten Institutionen ausgezeichnet. Wesentlich ist jedoch der Erfolg innerhalb der Unternehmen, die schneller, effizienter, günstiger und qualitativ hochwertig zu neuen Mitarbeitern kommen, die wiederum länger, motivierter und erfolgreicher im Unternehmen wirken. Gerade in der Finanzbranche mit seinen speziellen vertriebsrelevanten Ausprägungen wird sich dieses Konzept langfristig etablieren. Dass unattraktive Unternehmen für attraktive Bewerber uninteressant sind, wird auch die KI nicht verändern. Wird jedoch der Konzeptansatz der internen und externen Werteorientierung konsequent durchgeführt, wird nicht nur das Image des Arbeitgebers, sondern generell das Image der gesamten Branche verbessert.

Derzeit arbeitet das Entwicklungsteam an einem weiteren Algorithmus, der sich nach einem ähnlichen Verfahren nicht nur auf die Suche nach neuen Mitarbeitern, sondern auf die Suche nach neuen Kunden begibt. Die Ergebnisse erster Betatests sind sehr vielversprechend. Spätestens dann wird die KI nicht mehr aus der Finanzdienstleistung wegzudenken sein.

Holger Fuchs Berater in der Finanzdienstleistungsbranche Gründer und Geschäftsführer der Leadership Pioneers GmbH