Opportunitäten in Zeiten der Krise

04.05.2020

David Wehner, Senior Portfoliomanager bei der Do Investment AG (li.) und Thorsten Schrieber, Vertriebsvorstand bei DJE (re.) / Fotos: © Do Investment AG / DJE

finanzwelt: Wie sehr bekamen Sie den dramatischen Abverkauf an den Märkten zu spüren?

Wehner: Zu Jahresanfang haben wir unsere Cashquote erhöht und unsere Portfolios teilweise mit Long-Put-Optionen abgesichert. Zudem haben wir im Verlauf des letzten Jahres unserer Risikopositionen auf der Rentenseite reduziert, indem wir Unternehmens- und Schwellenländeranleihen reduzierten. Wir haben uns auf eine Marktkorrektur nach der starken Hausse des vergangenen Jahres positioniert. Deshalb haben wir den Einbruch der Märkte nicht in vollem Umfang mitgenommen.

Schrieber: Wie erwähnt, waren wir zu diesem Zeitpunkt aufgrund der Markttechnik schon etwas defensiver aufgestellt. Zudem haben wir Titel von Unternehmen, die stark von der globalen Reisetätigkeit oder von chinesischen Touristen abhängen entsprechend reduziert bzw. veräußert. Als Ende Februar der sprunghafte Anstieg der Infektionszahlen in Italien bekannt wurde, haben wir den Aktienanteil durch aktive Einzeltitel-Verkäufe und Absicherung mit Derivaten reduziert und die Kassequote erhöht. Daher denke ich, dass wir die Pandemie schon frühzeitig als solche erkannt haben, zumal bereits seit 2012/13 eine „Risikoanalyse zum Bevölkerungsschutz“ des Deutschen Bundestags vorliegt, die man als Pandemie-Blaupause heranziehen konnte. Von diesen Erkenntnissen haben alle DJE-Fonds profitiert, was sich in der Wertentwicklung entsprechend widerspiegelt. Zwei Beispiele: Sowohl der DJE – Zins und Dividende, unser wichtigster Multi-Asset-Fonds, als auch der etwas konservativere DWS Concept DJE Alpha Renten Global, der ja von uns gemanagt wird, sind gut durch die Krise gekommen – und können sich im Mitbewerbervergleich sehen lassen.

finanzwelt: Haben Sie inzwischen schon wieder zugekauft?

Wehner: Wir haben nach dem Einbruch an den Kapitalmärkten durchaus Opportunitäten gesehen und haben unser Aktienexposure in den durch uns betreuten Mandaten erhöht. Dabei haben wir vor allem in den Branchen Konsum, Pharma und Technologie bestehende Investments ausgebaut. Beispiel hierfür sind u.a. Apple und Tencent. Um das Risiko zu reduzieren haben wir unser Aktien-Musterportfolio von rund 20 auf 30 Einzeltitel-Positionen ausgeweitet. Ziel ist es durch die Diversifikation das Risiko zu reduzieren. Zwischenzeitlich haben wir erste Gewinne vereinnahmt, insbesondere bei Technologiewerten.

Schrieber: Mit Hilfe des bereits erwähnten FMM-Analysesystems haben wir bei Indexständen von rund 8.500 Punkten im DAX eine schwere Rezession fundamental als eingepreist gesehen. Daher wurden Absicherungen aufgelöst und wir konnten damit zwischendurch auch von der Erholung an den Aktienmärkten zu profitieren. Das gesamte Portfolio wurde weiter auf die Krise ausgerichtet, wir haben die Aktienquote wieder hochgefahren. Bspw. haben wir in Technologietitel investiert. Auch ausgewählte Werte etwa aus dem Pharmasegment oder aus dem Bereich defensiver/nichtzyklischer Konsumgüter haben wir gekauft. Darüber hinaus haben wir auch Qualitätstitel, die aus unserer Sicht aufgrund der Corona-Krise zu stark korrigiert haben und somit Chancen bieten, nachgekauft.

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