Prinzip Hoffnung oder Prinzip Vorsicht?

17.12.2025

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Wie werden sich im kommenden Jahr die Zusatzbeiträge der gesetzlichen Krankenkassen entwickeln? Die nächsten Tage werden es zeigen, denn traditionell haben alle großen Krankenkassen in der letzten Woche vor Weihnachten ihre Verwaltungsratssitzungen, in denen die Beiträge beschlossen werden. Denn: „Noch nie hatten wir so früh so viele Mitteilungen von Krankenkassen, dass sie NICHT erhöhen werden“, weiß Thomas Adolph, Geschäftsführer des unabhängigen Vergleichsportals gesetzlichekrankenkassen.de.

„25 von derzeit 94 Kassen haben sich bereits hervorgewagt“, so Thomas Adolph. „Von immerhin vier Kassen wissen wir, dass sie um zwischen 0,9 und 1,1 Prozentpunkten erhöhen. Einige große Krankenkassen wie die AOK PLUS, BARMER und MOBIL wollen ihre Beiträge stabil halten. Allerdings hatten diese bereits 2025 besonders drastisch erhöht. Und eine Krankenkasse – die bislang teuerste Kasse: die Knappschaft – senkt ihren Beitrag sogar um 0,1 Prozentpunkte“. Das bedeute aber auch, rechnet Geschäftsführer Adolph vor, dass mindestens die Hälfte der gesetzlichen Krankenkassen ihre Beiträge erhöhen werden. 

So folgen die Verwaltungsräte der Krankenkassen derzeit entweder dem Prinzip Hoffnung (die Einsparungen von 1,8 Mrd. Euro in den Kliniken kommen schon) oder dem Prinzip Vorsicht (sicherheitshalber rechnen wir mal nicht damit). „Aktuell zeigt sich, dass die Aufsichtsbehörde den Kassen nicht nur gestattet, sondern sogar von ihnen erwartet, dass sie auf das Prinzip Hoffnung setzen“, beobachtet Thomas Adolph.

Für Versicherte bedeutet dies ebenfalls Unsicherheit: Erhöht die eigene Krankenkasse derzeit nicht, sollte die Freude nicht zu groß ausfallen. Denn können die von der Politik geplanten Einsparungen in den Krankenhäusern – die als unrealistisch bewertet werden – nicht im kommenden Jahr umgesetzt werden, werden wahrscheinlich die Krankenkassen, die jetzt nicht oder nur moderat erhöhen, zu starken Anpassungen gezwungen sein. Die Versicherer, die sich jetzt vielleicht über einen stark gestiegenen Beitragssatz ärgern, können – so die Sparpläne der Politik doch greifen – im Idealfall wieder mit sinkenden Beitragssätzen im Laufe des Jahres rechnen.

„Wie planen, wenn man nicht weiß, ob und welche Entlastungen kommen?“, fragt Thomas Adolph stellvertretend für die Krankenkassen. Den Bürgerinnen und Bürgern dieses Landes wird ein Beitragssatz-Jo-Jo kaum erspart bleiben, sind sich die Expertinnen und Experten des unabhängigen Vergleichsportals sicher. „Nachdem sich jeden Tag die Unwilligkeit oder Unfähigkeit der Regierungskoalition zu echten Reformen in erschreckender Form zeigt, ist mit Blick auf die Frage der Beitragssätze den gesetzlichen Krankenkassen kaum mit einer schnellen Lösung des Problems zu rechnen“, sagt Thomas Adolph. (mho)

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