„Swiftonomics“ für Anleger

19.06.2024

Foto: KI / fw

Wenn US-Popstar Taylor Swift von Mitte bis Ende Juli 2024 Konzerte in Gelsenkirchen, Hamburg und München gibt, wird sie zahlreiche Fans begeistern. Doch auch die deutsche Wirtschaft darf sich freuen. Denn Swifts „Eras Tour“, mit der sie von Mai bis August in Europa Station macht, ist nicht nur die größte und erfolgreichste Tournee aller Zeiten, sondern auch ein Wirtschaftsfaktor. Für dieses Phänomen wurde sogar ein eigener Begriff geboren, „Swiftonomics“. Welche Sektoren sich angesichts der bevorstehenden Auftritte die Hände reiben dürfen, und welche Chancen der Hype um Taylor Swift Anlegern eröffnet, analysiert die Investmentgesellschaft Freedom24.

Taylor Swift ist aktuell nicht nur die dominierende Größe in der Musikindustrie, sondern dringt auch mit ihrem wirtschaftlichen Einfluss in neue Sphären vor. 2023 hat ihre „Eras Tour“ bereits über eine Milliarde Dollar Umsatz erzielt, in diesem Jahr soll eine weitere folgen. Im April schaffte es der US-Popstar erstmals auf die renommierte „Forbes World‘ Billionaires List“. Wie „Forbes“ ausführt, sei das Außergewöhnliche daran, dass Swift ihr Vermögen in der Höhe von 1,1 Milliarden US-Dollar ausschließlich mit ihrer Musik erreicht habe, während Branchenkollegen finanziell von lukrativen Deals abseits ihres Kern-Business profitiert hätten.

Die Tatsache, dass sie mit ihrem Tournee-Erfolg als Künstlerin neue Maßstäbe setzt und sich ihr Wirken gleichzeitig positiv auf die Wirtschaft auswirkt, wird als „Swiftonomics“ bezeichnet. „Die Ankunft und Auftritte von berühmten Popstars können in Städten oder Regionen einen Mini-Wirtschaftsboom auslösen, da die Fans Geld für Hotels, Reisen, Essen und Unterhaltung ausgeben. Die jüngste Tournee von Beyoncé in Schweden wurde sogar für den Anstieg der Inflation verantwortlich gemacht“, erklärt Hans Selleslagh, Deutschland-Sprecher und Börsenexperte der Investmentgesellschaft Freedom24.

Swifts Einfluss rund um den Globus spürbar

Um zu verdeutlichen, welchen Einfluss Taylor Swifts Konzerte haben können, lohnt sich ein Blick auf die Erfahrungen ihrer bisherigen Tournee-Stationen in Nordamerika, Asien und Australien. „In den USA hat die Eras-Tournee von Taylor Swift die unglaubliche Summe von fünf Milliarden Dollar Verbraucherausgaben generiert. Ein Großteil davon ist auf Einzelhandelsverkäufe zurückzuführen. Wobei die US Travel Association angab, dass die Zahl eher bei zehn Milliarden liegen könnte, wenn man die indirekten Ausgaben von jenen Fans berücksichtigt, die zwar nicht an Konzerten, aber damit in Verbindung stehenden Veranstaltungen teilgenommen haben“, führt Selleslagh aus. In Singapur wurde erwartet, dass der Zustrom von Konzertbesuchern den Einzelhandelsumsatz ankurbeln und zum BIP-Wachstum beitragen würde. Im Bereich der Fluglinien verzeichnete die neuseeländische Air New Zealand einen markanten Anstieg in der Nachfrage von Flügen nach Australien, als bekannt wurde, dass Swift auch in Melbourne und Sydney singen würde.

Selbst die Politik kann sich dem Phänomen Taylor Swift nicht entziehen. „Kanadas Premier Justin Trudeau hat Swift sogar darum gebeten, auch Auftritte in Kanada einzuplanen, was die breite wirtschaftliche Bedeutung der Tournee unterstreicht“, berichtet Selleslagh. Trudeaus Bitten wurden erhört – Konzerte in Toronto und Vancouver werden im November und Dezember 2024 den Abschluss der bemerkenswerten „Eras Tour“ darstellen.

Wo die Freude über Swifts Deutschland-Auftritte besonders groß ist

Derzeit tourt der US-Popstar gerade durch Europa und verbringt dabei die zweite Juli-Hälfte in Deutschland. Den Auftakt macht die Veltins-Arena in Gelsenkirchen mit drei Konzerten von 17. bis 19. Juli. Es folgen zwei Auftritte im Hamburger Volksparkstadion (23. und 24. Juli), ehe noch zwei Konzerte im Münchner Olympiastadion am 27. und 28. Juli auf dem Programm stehen. „Auch wenn die makroökonomischen Auswirkungen in größeren Volkswirtschaften wie dem gesamten Euroraum begrenzt sein mögen, lassen sich durchaus regionale Effekte feststellen“, so Selleslagh. Denn die Konzerte des Superstars ziehen nicht nur Besucher aus ganz Deutschland an, sondern womöglich auch Fans aus dem benachbarten Ausland. Außerdem sollte die Zahl jener, die zwar keine Konzertkarten ergattert haben, ihrem Idol in der Konzertstadt aber trotzdem nahe sein möchten, nicht unterschätzt werden.

Selleslagh nennt den Tourismus und das Gastgewerbe, den Handel und Merchandising-Anbieter sowie die Unterhaltungsindustrie und Streaming-Plattformen als wahrscheinliche Profiteure. „So können beispielsweise Hotels, Restaurants, Transportdienstleister wie Fluglinien, aber auch lokale Attraktionen mit einer erhöhten Besucheranzahl und damit höheren Einnahmen rechnen“, erklärt der Experte. Dass durch die große, auch mediale Präsenz der Konzerte der stationäre und Online-Handel mit Swifts Merchandising-Artikeln florieren dürfte, und auch Streaming-Anbieter ihr Stück vom Kuchen bekommen sollten, liegt auf der Hand.

Aktientitel mit Potenzial zum Swift-Faktor

Wer die „Swiftonomics“ mit der Investoren-Brille betrachtet und eine langfristige Strategie verfolgt, könnte bei jenen Unternehmen genauer hinsehen, die in der Lage sind, von den steigenden Konsumausgaben und dem Touristenanstieg zu profitieren. Freedom24 nennt in diesem Zusammenhang exemplarisch drei Aktientitel: Spotify, Disney und Booking Holdings Inc. Hinsichtlich Spotify äußert sich Selleslagh: „Die Präsenz von Taylor Swift auf der Plattform war ein wichtiger Faktor für den Erfolg und ihre Popularität hat dazu beigetragen, dass Spotify 100 Millionen Nutzer pro Monat erreicht hat. Der Einfluss von Swift und ihren Konzerten auf die Zukunftsaussichten ist nicht zu übersehen.“ Bei Disney führt der Freedom24-Experte ins Treffen, dass Disney+ das exklusive Streaming des Konzertfilms von Taylor Swift ankündigen konnte. „Diese Partnerschaft unterstreicht Disneys Position als Mediengigant mit konkurrenzlosen Inhalten, die über mehrere Plattformen angeboten werden“, meint Selleslagh. Obwohl die Disney-Aktie unter früheren Höchstständen gehandelt wird, seien die Aussichten weiterhin vielversprechend. Bei der Plattform Booking sei wiederum zu erwarten, dass die Plattform vom weltweiten Anstieg der Reisetätigkeit aufgrund der Eras-Tour profitieren könne, weil die Fans Unterkünfte, Flüge und andere reisebezogene Dienstleistungen buchen. Booking sei auch über die Tournee hinaus gut positioniert, um von langfristigen Trends in der Reisebranche wie Online-Buchungen und einer steigenden Nachfrage nach alternativen Unterkunftsmöglichkeiten zu profitieren. „Taylor Swifts Europa-Tournee ist mehr als ein musikalisches Event, sie ist ein Katalysator für wirtschaftliche Aktivität und Investoreninteresse“, so Selleslagh abschließend. (fw)