Unfallgefahr durch Touchscreens im Auto

22.09.2025

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Längst hat die Digitalisierung das Auto revolutioniert, große Displays ersetzen klassische Schalter. Navigation, Entertainment und Klimasteuerung laufen über Touchscreens. Doch das moderne Design entwickelt sich immer mehr zu einem erheblichen Sicherheitsrisiko. Wie Studien zeigen, lenkt das Bedienen von Touchscreens stärker ab als Fahren unter Alkoholeinfluss.

Untersuchungen der schwedischen Fachzeitschrift Vi Bilägare verglichen elf Fahrzeuge mit zentralem Display mit einem älteren Modell, das über herkömmliche Knöpfe verfügt. Während Fahrer mit klassischen Bedienelementen nur zehn Sekunden benötigten, brauchten sie beim Touchscreen 45 Sekunden für dieselben Aufgaben. Bei einer Geschwindigkeit von 110 km/h bedeutet das eine unkontrollierte Fahrt über 1,4 Kilometer.

Auch die norwegische Forschungsorganisation SINTEF bestätigte diese Resultate mit Eye-Tracking. Bereits eine einfache Temperaturänderung lenkte Fahrer im Schnitt 3,5 Sekunden ab, Navigationseingaben sogar 16 Sekunden. Das britische Transport Research Laboratory kam sogar zu dem Ergebnis, dass die Touchscreen-Nutzung die Reaktionszeit stärker als Alkohol am Steuer beeinträchtigt.

Juristisch bewegen sich die Fahrer in einem unsicheren Terrain. Zwar fällt die Nutzung fest verbauter Displays nicht direkt unter das Handyverbot nach § 23 Abs. 1a StVO. Doch Gerichte urteilen zunehmend strenger. So verurteilte das OLG Karlsruhe bereits einen Autofahrer, weil er durch das Bedienen des Touchscreens einen Unfall verursachte.

Touchscreens sind technisch modern, doch in bezug auf die Sicherheit hochproblematisch. Experten fordern die Rückkehr haptischer Bedienelemente. Denn Knöpfe und Regler lassen sich blind bedienen, während Displays kostspielige Ablenkungen verursachen. (mho)