Wildwuchs am Trainermarkt!

09.06.2020

Hans D. Schittly und Dr. oec. h.c. Horst Steppi

finanzwelt: Was macht diesen Beruf für junge Leute so reizvoll? Schittly: Speaker und Trainer rühmen sich mit markigen Sprüchen: ‚Ich bin der Beste in Europa, ich fülle Stadien und Hallen, ich führe dich an die Spitze usw.‘  Die Zuhörer sind begeistert, die Botschaften der Speaker sind richtig und nachvollziehbar: ‚Du kannst es schaffen…‘ So manch einer sagt sich: ‚Das kann ich auch!‘ Wenn man dann erfährt, dass ein Speaker für seinen Auftritt 10 oder 20.000 Euro erhält, dann erhöht dies den Wunsch, es auch zu tun ganz, erheblich. Dr. Steppi: Wie bereits gesagt, die Macht des Geldes, des Ansehens in der Öffentlichkeit, davon zu träumen, Hallen mit jubelnden Menschen zu füllen, das kann doch nicht so schwer sein, der Guru für seelisch und mental labile Menschen zu sein und dafür auch noch viel Geld zu bekommen. Aber Vorsicht, wie viele Schauspieler in Deutschland können von ihrem Beruf gut leben, wie viele Fußballspieler gibt es und wie viele davon verdienen diese horrenden Gehälter?

finanzwelt: Was ist denn das Besondere an einer guten Trainerarbeit? Schittly: Ein guter Trainer oder Coach ist vergleichbar mit einem guten Regisseur. Der Regisseur hat den Film, den er drehen will, vorher schon vor seinem geistigen Auge gesehen. Danach wählt er die Schauspieler aus, gibt ihnen die Texte und die Charakteristik. Der Schauspieler spielt diese Rolle. Ein Trainer beschreibt das ideale Verkäuferverhalten und muss beim Transfer auf die Besonderheiten seines Trainees achten. Dieser darf nie zum Schauspieler werden, er muss authentisch bleiben. In Schulen erhalten die Schüler Noten. Durch den Vergleich mit anderen erkennt der Schüler seinen Stand. Für viele ist das frustrierend. Gute Trainer lassen die Trainees erleben, wie sie stetig besser werden. Sie erschließen ihr Potenzial und erfahren Motivation pur. Nichts motiviert mehr als bewusst zu erleben, wie man immer besser wird. Dr. Steppi: Es ist einerlei, ob Trainer, Coach oder Speaker, alle sollten eines gemeinsam haben. Die ‚vier M‘: Menschen Muss Man Mögen! Ich bin nicht ganz einer Meinung mit Herrn Schittly, dass ein guter Trainer oder Coach quasi ein Regisseur ist, der schon vorher das Drehbuch genau kennt und dadurch schon weiß, was er tun muss, sondern ich denke, dass ein Mensch, der Unterstützung haben will, sich den Trainer oder Coach aussucht, und dieser dann, natürlich aufgrund seiner Erfahrung, das Drehbuch schreibt, um den größtmöglichen Nutzen für den Trainee oder Kunden zu erzeugen. Und da sind Herr Schittly und ich wieder einer Meinung: Wir wissen genau, wie das geht und was zu tun ist!

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