Wirtschaftsinterpretation: USA

02.09.2019

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Der Wirtschaftsaufschwung der USA scheint schon so lang anzuhalten wie die „Unendliche Geschichte“. Daher beäugen Ökonomen weltweit jede Bewegung am US-Markt wie Seismologen, die auf das nächste große Beben warten. Doch leider sind die Indikatoren nicht mehr so eindeutig wie früher. Die Einordnung bestimmter Kennzahlen der US-Wirtschaft ist Auslegungssache geworden, wie bei einer Buchinterpretation. Die Frage lautet: Was will uns der Autor sagen?

Seit letztem November hat General Motors tausende Fabrikarbeiter im gesamten Mittleren Westen entlassen. Im August hat US Steel die Streichung von 200 Jobs in Michigan angekündigt. Auch der Einzelhandelsriese Lowes hat vor kurzem beschlossen tausende Arbeitsplätze abzubauen. Gleichzeitig sind die Verkaufszahlen von Camping-Wagen seit Juli 2018 um 23 Prozent zurückgegangen.

Anatomie einer Rezession

Sind das nur vereinzelte, punktuelle Kontraktionen oder handelt es sich um Vorboten einer allgemeinen Konjunkturflaute in den USA? Schwer zu sagen. Es kommt nicht darauf an, ob Menschen ihren Job verlieren, sondern in welchem Marktsegment und unter welchen Umständen. Aktuell jedenfalls steigt die gesamtamerikanische Beschäftigungsrate. Doch aus Bereichen, in denen sich schlechtere Zeiten oftmals zuerst ankündigen, empfangen Ökonomen beunruhigende Signale.

Jede Rezession verläuft anders. Die meisten folgen allerdings einem groben Muster. Es beginnt mit der Anhebung des Leitzinses durch die Fed, der amerikanischen Notenbank, die damit eine Überhitzung der Wirtschaft verhindern will. In der Folge tauchen die ersten Zeichen von Abkühlung in denjenigen Bereichen auf, die in besonderem Maße von günstigen Krediten abhängig sind. Der Immobiliensektor ist prädestiniert dafür. In einer Publikation von 2007 hat der Wirtschaftswissenschaftler Edward Leamer von der renommierten Universität UCLA dies zugespitzt formuliert: „Housing is the business cycle.“

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