Wirtschaftsinterpretation: USA

02.09.2019

Foto: © davidevison - stock.adobe.com

Wirtschaftsfaktor Trump

Die moderne Geschichte gibt ihm Recht. Residential Investment begann schon zwei Jahre vor der Großen Rezession zu fallen. Und jetzt? Seit Anfang 2018 befindet sich Residential Investment wieder im Sinkflug. Gleichzeitig stieg im Housing-Sektor die Arbeitslosenquote seit März. Aber noch ist das Kind nicht in den Brunnen gefallen. Denn bereits im Juli hat die Fed reagiert und den Leitzins gesenkt. Im September könnte die US-Zentralbank nochmals nachlegen. Wenn Konsumenten schnell darauf anspringen, könnte dies eine Rezession verhindern.

Residential Investment ist nicht das einzige Warnsignal. Auch die industrielle Produktion fällt typischerweise vor den meisten anderen Sektoren. Wenn Zinserhöhungen den Dollar verteuern, leidet darunter die Wettbewerbsfähigkeit amerikanischer Exporteure. Gleichzeitig lassen sich auch auf dem US-Markt Automobile, Waschmaschinen und andere größere Gebrauchsgüter schwerer verkaufen, wenn Kreditkosten steigen. Beunruhigend: seit letztem Dezember ist der Output der industriellen Produktion in Amerika um 1,5 Prozent gesunken. Zumindest zu einem gewissen Teil liegt dieser Rückgang wahrscheinlich am Handelsstreit von US-Präsident Donald Trump.

Verkehrte Welt durch Tech-Wandel

In anderen Bereichen der Wirtschaft ist es der technologische Wandel, der die richtige Deutung der Daten erschwert. So waren z.B. steigende Jobzahlen in der Ölindustrie bisher immer ein schlechtes Omen, da dieser Job-Boom üblicherweise mit einem Ölpreisanstieg einherging. Aber durch die Schieferöl-Revolution fördert Amerika inzwischen fast so viel Öl, wie es konsumiert. Daher könnte der jüngste Arbeitsplatz-Abbau in diesem Marktsegment eher auf konjunkturelle Probleme hindeuten.

Im Einzelhandel war ein Anstieg der Arbeitslosenzahl früher eindeutig ein Anzeichen einer wirtschaftlichen Schwächephase. Heutzutage könnte es hingegen eher das Symptom eines Strukturwandels hin zum E-Commerce sein. Vor allem in Anbetracht der Tatsache, dass die Beschäftigung im Einzelhandel schon seit zweieinhalb Jahren fällt.

Beunruhigendes Signal

Ein anderes Zeichen der Wirtschaft ist ziemlich eindeutig. In den letzten Jahrzehnten hat die Jobzahl im Bereich der Zeitarbeit immer wieder zuverlässig ein Jahr vor dem Beginn einer Rezession ihren Höhepunkt erreicht. Seit Dezember 2018 wurden in diesem Sektor 30.000 Arbeitsplätze abgebaut.

Wenn die US-Marktentwicklung ein Buch wäre, würde uns der Autor mit dem Einsturz der Zeitarbeit möglicherweise andeuten wollen: Die Rezession naht. (sh)