Angst vor Altersarmut nimmt zu

27.05.2025

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Gesetzliche Rente: Wenig Sicherheit und Vertrauen

Die gesetzliche Rente sehen viele Bundesbürger zwar nach wie vor als wichtigste Säule für ihre Altersvorsorge an. Nur 21 Prozent halten diese aber für ausreichend. Die Mehrheit ist sich großer Versorgungslücken bewusst. Zugleich wird den Prognosen der Deutschen Rentenversicherung oft nicht vertraut. Der Befund, dass rund 40 Prozent der Befragten sich nur rudimentär oder gar nicht an Informationen aus ihrer letzten Renteninformation erinnern können, kann als Indikator gesehen werden, wie viel Angst und Verdrängung beim Thema Altersvorsorge eine Rolle spielen.

Nutzung verschiedener Säulen der Altersvorsorge

Neben der gesetzlichen Rente und privater Altersvorsorge planen die Verbraucher mit weiteren Vorsorgelösungen, um ihr Auskommen im Alter zu sichern: Am häufigsten genannt werden hier Ersparnisse auf dem Konto und selbst abgeschlossene Spar- und Anlageprodukte. Verbreitet ist auch die betriebliche Altersvorsorge (41 Prozent nutzen diese aktuell), wobei die Initiative hierzu meist vom Arbeitgeber ausgeht. 15 Prozent geben an, Immobilien für ihre Altersvorsorge zu nutzen. „Im Ganzen wirken die von den Bundesbürgern bisher getroffenen Maßnahmen zur Altersvorsorge wenig koordiniert und proaktiv“, sagt Dr. Torsten Melles, Geschäftsführer bei Nordlight Research. „Zugleich ist der Ruf nach mehr externer Unterstützung sehr stark ausgeprägt.“

Mehr Beratung, Aufklärung und Unterstützung zur Altersvorsorge gewünscht Beratung zum Thema Altersvorsorge schätzen 62 Prozent der Bundesbürger als wichtig ein. Knapp jeder Fünfte hat sich in den letzten zwei Jahren dazu professionell beraten lassen. Besonders wichtig ist den Verbrauchern in der Beratung die transparente Aufklärung über Vor- und Nachteile einzelner Vorsorgeprodukte. Gewünscht werden zudem neutrale Anlaufstellen für Informationen und Beratung zur Altersvorsorge, eine frühe Thematisierung im Schulunterricht, vertrauenswürdige und bedarfsgerechte Produkte sowie mehr staatliche Unterstützung, insbesondere für sozial benachteiligte Gruppen.

Unterschiedliche Altersvorsorgetypen in der Bevölkerung

Unter Berücksichtigung sozioökonomischer Faktoren, genereller Einstellungen zur Altersvorsorge und spezifischer Produktanforderungen lassen sich grob drei verschiedene Altersvorsorgetypen in der Bevölkerung (18 bis 60 Jahre) unterscheiden:

  • Zuversichtlich-Planende (41 Prozent) sind jünger, überwiegend männlich und finanziell gut ausgestattet. Sie stehen meist am Anfang der Vorsorgeplanung und zeigen dabei hohes Involvement. Sie könnten jedoch mehr investieren und sich zugleich leisten, dabei auch etwas zu riskieren.
  • Konservativ-Vorsorgende (25 Prozent) sind eher schon älter und zu gleichen Teilen Frauen und Männer. Sie sorgen überwiegend bereits aktiv vor, machen dies mit zur Verfügung stehenden Mitteln pflichtbewusst und gewissenhaft. An Altersvorsorgethemen sind sie grundsätzlich eher wenig interessiert, sehen den Staat in der Vorsorgeförderung besonders in der Pflicht.
  • Überfordert-Ängstliche (34 Prozent) sind meist mittleren Alters und mehrheitlich Frauen. Für sie ist das Thema Altersvorsorge aversiv besetzt und überfordert durch seine Komplexität. Eigene finanzielle Möglichkeiten sind meist stark beschränkt. In der Regel brauchen sie Vertrauenspersonen, die Unterstützung bieten und Einstiege in die private Altersvorsorge erleichtern.

„Anbieter von Altersvorsorgeprodukten sowie politisch Verantwortliche sollten unterschiedliche Voraussetzungen und Bedarfe in der Bevölkerung differenzierter als bisher adressieren“, sagt Hans Melchiors, Direktor beim Institut Wirtschaft und Gesellschaft (IWG). „Gemeinsames Ziel sollte sein, mittlerweile weit verbreiteten Ängsten vor Altersarmut und wachsender Resignation in Fragen der Altersvorsorge mit konstruktiven Lösungsangeboten zu begegnen.“ (mho)

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