Biotech. Läuft

05.06.2014

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Sind die Aktien einer Branche über lange Zeit immer teurer geworden, werden mehr und mehr Zweifel laut, ob der Trend halten kann. Zuletzt war das bei Biotechnologie-Unternehmen der Fall. Eine Korrektur setzte ein. Die Story stimmt aber nach wie vor und Biotech-Fonds könnten auch in 2014 ein attraktives Investment sein.

Das Börsenjahr 2013 war, wie das Vorjahr, außerordentlich gut. Der DAX legte in beiden Jahren jeweils um über 20 % zu. Es gibt aber Highflyer, die noch mehr erzielten. An erster Stelle steht die Gruppe der Biotechnologiefonds, die 2013 mit einem Durchschnittsplus von 52 % glänzte. Es spricht viel dafür, dass die Kurse weiter nach oben klettern und gezielte Brancheninvestments hier durchaus Sinn machen.

Für die herausragende Leistung von Biotechnologiefonds gibt es verschiedene Gründe. In der Entwicklung des Biotechsektors sehen viele den Lohn für langjährige akribische Forschungsarbeit. Im vergangenen Jahr sorgte die hohe Nachfrage nach Pharmaaktien für Schwung bei Biotechtiteln. Unternehmenskäufe, Übernahmen und eine prall gefüllte Produktpipeline der Biotech- Unternehmen treiben die Kurse. „Neben dem grundsätzlich hohen Bedarf nach Gesundheitsdienstleistungen, der sich unabhängig vom Konjunkturverlauf entwickelt, ist das wesentlichste Argument der aktuelle Innovationszyklus. Dieser Zyklus hat eine neue Produktära eingeläutet. Ein zentraler Wachstumstreiber ist dabei das bessere Verständnis für die molekularen Entstehungsursachen von Krankheiten", sagt Mario Linimeier, Mitglied des Management-Teams der auf Healthcare spezialisierten Investmentberatung Medical Strategy. Vor kurzem gab der Schweizer Roche-Konzern die Übernahme des US-Unternehmen Iquum im Bereich Molekulardiagnostik bekannt. Im vergangenen Jahr machte der US-Konzern Amgen mit der Schlagzeile Furore, sich den Wettbewerber Onyx Pharmaceuticals für mehr als 10 Mrd. US-Dollar einzuverleiben. „Die Neugenehmigungszahlen des Food and Drug Administration(FDA) im laufenden Jahr stimmen uns durchaus positiv", bemerkt Rudi Van den Eynde, Fondsmanager des Candriam Equities Biotechnology, und ergänzt, dass trotz der Korrektur Anfang des Jahres der Innovationsschub die Branche weiter beflügeln werde. Die Behörde hat jüngst erst das Vimizim (Wirkstoff Elosulfase alfa) für die Behandlung der sehr seltenen genetischen Störung Mukopolysaccharidose Typ IVA genehmigt.

Es zahlt sich für Biotech-Unternehmen wie auch großen Pharma-Unternehmen durchaus aus, in Arzneimittelforschung und -entwicklung zu investieren. Gerade hinsichtlich der Medikation von Alzheimer und Multiple Sklerose ruhen die Hoffnungen auf der Biotechnologiebranche. Das Interesse der Großindustrie an Biotech-Produkten ist ungebrochen. Dabei schaut zumindest die deutsche Biotechnologie-Branche auf ein durchwachsenes Jahr 2013 zurück. Die Umsatz- und Mitarbeiterzahlen gingen zurück, die Ausgaben für Forschung und Entwicklung sind seit nunmehr sechs Jahren rückläufig. Mit 899 Mio. Euro lagen die F&E-Ausgaben rund 4 % unter dem Vorjahr. Die Umsatzentwicklung in den vergangenen Jahren ist hingegen atemberaubend. Knapp 3 Mrd. Euro Umsatz haben die Unternehmen in 2013 erzielt. Im Vergleich dazu lag der Umsatz 2008 noch bei 2,2Mrd. Euro. Die deutschen Gesellschaften haben aber das Nachsehen gegenüber den US-amerikanischen, die den Markt dominieren und den Trend forcieren. „Wir befinden uns am Beginn eines neuen Innovationszyklus, der uns noch einige Jahre begleiten wird. Die Produktpipelines der Biotechunternehmen sind prall gefüllt, der Newsflow wird deshalb weiterhin sehr hoch bleiben", bemerkt Linimeier an dieser Stelle.

Gerade im Biotechsektor sind es insbesondere die kleineren Unternehmen, die mit innovativen Produktentwicklungen hohes Wachstum erzielen können und die nicht in globalen Fondsportfolios zu finden sind. Einen etwas anderen Ansatz verfolgt Dr. Tazio Storni von der Schweizer Fondsboutique Bellevue Asset Management. Der BB Biotech Fonds investiert global eher in mittel- bis großkapitalisierte Unternehmen, die schon jetzt über eine reifere Produktpalette verfügen.

44 Biotechnologie-Fonds sind auf www.finanztreff.de gelistet.

Die durchschnittliche 5-Jahres-Wertentwicklung liegt bei knapp 188 %.

  • Der Highflyer Candriam Equities L Biotechnology von Rudi Van den Eynde musste zuletzt Federn lassen und kommt lediglich auf ein Plus von 24,60 % in den letzten 12 Monaten. Im Vergleich zur Benchmark, dem MSCI World/Biotechnology NR USD, zieht man den Kürzeren. Auf längere Sicht erzielt Van den Eynde und sein Team aber eine Outperformance gegenüber dem Vergleichsindex.
  • Sieger auf Ein-Jahresbilanz ist der FCPOPMEDICAL BioHealth-Trends von Fondsmanager Harald Schwarz mit einer Wertentwicklung von 37 %. Dieser Aktienfonds fokussiert sich auf Werte der Branchen Biotechnologie, Medizintechnik sowie Emerging Pharma – mit einem Schwerpunkt im Bereich der Small und Mid Cap Unternehmen. Der Fonds wird unabhängig von einer Benchmark gemanagt. Rund 60 % des Vermögens sind in den USA angelegt.
  • Auf dem zweiten Platz folgt der SEB Concept BioTech D mit einer Wertentwicklung von knapp 29 %. Der Fonds ist mit 5 Sternen von Morningstar ausgezeichnet worden und investiert zu fast 90 % in US-amerikanische Unternehmen. Amgen ist mit knapp 10 % derzeit die größte Einzeltitelposition.
  • Der Franklin Biotechnology Disc I Acc belegt mit 27,5 % in den letzten 12 Monaten den Bronzeplatz. Das Fondsvolumen des mit 4 Morningstar-Sternen ausgezeichneten Fonds liegt bei rund 2 Mrd. Euro.
  • Auch der Viertplatzierte RH&F Global Life Sciences Fund, ein mit 26 Mio. Euro vergleichsweise kleiner Fonds, setzt auf Small und Mid Caps.

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Fazit**

Das vergangene Jahr war ein gutes für Biotech- Fans. Es spricht viel dafür, dass der positive Trend der vergangenen zwei Jahre weiter fortbesteht, trotz der Korrektur zu Beginn dieses Jahres. Die demografische Entwicklung dürfte die Nachfrage nach neuen medizinischen Präparaten forcieren. Politische Entscheidungsträger in Deutschland und Europa haben die Bedeutung des Biotechnologie-Bereichs erkannt. Mit einem neuen Rahmenprogramm für Forschung und Innovation, Horizont 2020, werden bis 2020 rund 77 Mrd. Euro Fördermittel zur Verfügung gestellt. Für Vermittler ist es wichtig zu wissen, dass Biotechfonds ein Währungsrisiko bergen, da die Branche generell sehr US-lastig ist. (ah)

Biotech - Printausgabe 03/2014