Britische Wahlen jagen der Börse keine Angst ein

03.07.2024

Robert Greil. Foto: Merck Finck

„Die bevorstehenden Parlamentswahlen im Vereinigten Königreich lösen an den Finanzmärkten keine erheblichen Besorgnisse aus“, sagt Robert Greil. Der Chefstratege von Merck Finck geht davon aus: „Am kommenden Donnerstag werden die Briten voraussichtlich die Labour-Partei unter Keir Starmer nach 14 Jahren konservativer Regierung ins Amt wählen, was die stabilen Umfragewerte von rund 20 % Vorsprung der Labour-Partei nahelegen.“

Rückblickend kann die konservative Regierung trotz des Brexits auf ein beeindruckendes wirtschaftliches Wachstum und einen Anstieg der Beschäftigung verweisen, auch wenn dies mit der signifikanten Erhöhung der Schuldenquote von 65 % im Jahr 2010 auf 101 % des Bruttoinlandsprodukts unterstützt wurde. Diese hohe Verschuldung wird jedoch den fiskalpolitischen Spielraum der neuen Regierung, unter dem wahrscheinlich neuen Premierminister Keir Starmer, erheblich einschränken. Starmer plant, seine Politik so zu gestalten, dass die Wachstumsperspektiven möglichst wenig beeinträchtigt werden, wobei ein verbessertes Verhältnis zur EU eine Schlüsselrolle spielen dürfte.

Die Labour-Partei wird voraussichtlich politische Stabilität und eine Ankurbelung der Nachfrage anstreben. „Anders als bei den Wahlen in Frankreich oder den USA erwarten wir keine dramatischen Reaktionen an den Finanzmärkten. Die grundsätzliche politische Linie dürfte weitgehend fortgesetzt werden, und wir rechnen nicht mit Änderungen in der Geldpolitik der Bank of England. Vielmehr erwarten wir, dass die Bank of England bei ihrer nächsten Sitzung am 1. August die erste Leitzinssenkung vornehmen wird“, so Greil.

Die britische Wirtschaft dürfte auch unter einer neuen Labour-Regierung auf einem wachstumsorientierten Kurs bleiben, ähnlich wie die Eurozone, die im ersten Halbjahr an Dynamik zugelegt hat. „Insgesamt sehen wir keine Anzeichen für Marktvolatilität oder signifikante Veränderungen in der wirtschaftlichen Entwicklung Großbritanniens aufgrund der bevorstehenden Wahlen“, kommentiert Greil. (fw)