China zwischen Preisverfall und Strukturwandel
01.09.2025

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Chinas Industrie steckt in einem Teufelskreis aus Überkapazitäten, Preisverfall und sinkenden Margen – ein Phänomen, das im Land unter dem Begriff „Involution“ diskutiert wird. Der Begriff „Involution“, auf Chinesisch „neijuan“ genannt, bezieht sich auf ineffiziente interne Konkurrenz in gesättigten Märkten, die häufig zu Preiskämpfen und sinkenden Gewinnen führt. Er wird verwendet, um die intensive Rivalität zwischen Unternehmen sowie den Wettbewerb um Arbeitsbelastung unter den Mitarbeitern in China zu beschreiben.
Derzeit steht China vor erheblichen Herausforderungen im Zusammenhang mit Deflationsrisiken und sinkenden Renditen, die eng mit dem Konzept der Involution verbunden sind. China schätzt den Geist der harten Arbeit, scheint nun jedoch in eine „Involution“-Spirale geraten zu sein. Offizielle Daten zeigen im Mai 2025 einen Rückgang der Industriegewinne um 9,1 Prozent im Jahresvergleich, besonders betroffen sind Autos, Stahl und Petrochemie.
Die Regierung reagiert: Präsident Xi hat auf höchster Ebene Maßnahmen gegen ruinösen Preiswettbewerb bekräftigt. Ziel ist ein „hochwertiges Wachstum“ und der Aufbau eines einheitlichen Binnenmarktes – weg von ineffizientem Wettbewerb, hin zu Innovation, Markenstärke und Unternehmergeist.
Zugleich zeigen sich erste Lichtblicke: Technologisch führende Unternehmen wie BYD oder CATL können ihre Margen behaupten, während andere Branchen von gezielter Differenzierung und Exportaufträgen profitieren. Langfristig dürfte der Konsolidierungsdruck steigen – Übernahmen könnten helfen, Preiskriege einzudämmen und Profitabilität zu sichern.
Für Investoren bleibt entscheidend: Wer über technologische Tiefe, Skalenvorteile oder starke Marken verfügt, ist besser aufgestellt, den Übergang von „Involution“ zu „Unternehmergeist“ erfolgreich zu meistern.

Marktkommentar von Fang Liu, Volkswirtin bei Edmond de Rothschild.

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