Das sind die Hauptrisiken der Finanzdienstleistungsbranche

06.05.2021

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Neue Regelungen, neue Risiken

Zu den größten Herausforderungen der Finanzdienstleistungsbranche gehört auch das Thema Compliance. So entwickeln sich Gesetzgebung und Regulierung im Bereich Cyber, neue Technologien, Klimawandel und ESG-Faktoren ständig weiter und nehmen zu. Der AGCS-Studie zufolge hat es in den letzten Jahren ein Paradigmenwechsel in der regulatorischen Sicht auf Datenschutz und Cybersicherheit gegeben. Datenschutzrechtsverletzungen können höhere Bußgelder, regulatorische Kosten, eine wachsende Haftung gegenüber Dritten und potenzielle Rechtsstreitigkeiten zur Folge haben. Nach einer Reihe größerer Ausfälle bei Banken und Zahlungsdienstleistern konzentrieren sich die Aufsichtsbehörden zunehmend auf die Geschäftskontinuität, robuste Prozesse und das Management von Risiken durch Drittanbietern.

Laut der ACGS-Untersuchung wird die Anwendung neuer Technologien wie KI, Biometrie und virtuelle Währungen in Zukunft wahrscheinlich neue Risiken und Haftungsfragen mit sich bringen, zum großen Teil auch bezüglich Compliance und Regulierung. In den USA gab es bei KI bereits regulatorische Ermittlungen im Zusammenhang mit der Verwendung von unbewussten Verzerrungen in Algorithmen zur Kreditwürdigkeitsprüfung. Zudem gab es im Zusammenhang mit der Erfassung und Nutzung biometrischer Daten eine Reihe von Gerichtsverfahren. Durch die wachsende Akzeptanz von Digital- und Kryptowährungen als Anlageklasse wird sich für die Finanzinstitute eine Reihe operativer und regulatorischer Risiken ergeben, bspw. Unsicherheiten in Bezug auf potenzielle Vermögensblasen und Bedenken hinsichtlich Geldwäsche, Ransomware-Angriffen, Haftungsforderungen Dritter und sogar ESG-Themen, denn das „Mining“ von Kryptowährungen verbraucht große Mengen an Energie. Die Zunahme von Börseninvestitionen, die durch soziale Medien beeinflusst werden, könnte das Risiko von Verkaufsfehlern erhöhen – bereits heute eine der Hauptursachen für Versicherungsansprüche.

ESG wird zum Risikofaktor

Seit dem Jahr 2018 wurden weltweit mehr als 170 ESG-Regulierungsmaßnahmen eingeführt, die meisten davon in Europa. Aufgrund der Regulierungsflut gepaart mit uneinheitlichen Ansätzen in den verschiedenen Ländern und mangelnder Verfügbarkeit von Daten stellt für Finanzdienstleister erhebliche operative und Compliance-Herausforderungen dar. „Finanzdienstleister mögen vielen anderen Branchen voraus sein, wenn es um ESG-Themen geht, aber diese werden in den kommenden Jahren durchaus ein wichtiger Risikofaktor sein“, so David Van den Berghe, der bei AGCS globaler Experte für die Versicherung von Finanzinstituten ist. „Soziale und ökologische Trends sind zunehmend Quellen für regulatorische Veränderungen und Haftung, zugleich werden eine verstärkte Offenlegung und Berichterstattung es künftig viel einfacher machen, Unternehmen und ihre Vorstände zur Verantwortung zu ziehen.“

Auch aktivistische Aktionäre und Stakeholder konzentrieren sich zunehmend auf ESG-Themen. Zudem sind Finanzinstitute auch von den ersten Klagen wegen des Klimawandels betroffen. Nachdem sich diese bisher auf die Art der Geldanlage konzentrierten, zielen die Klagen neuerdings darauf ab, geschäftspolitische Veränderungen zu bewirken oder mehr Transparenz einzufordern. Auch die soziale Verantwortung der Unternehmen wird immer kritischer beäugt, vor allem in Bezug auf Vergütungen von Vorstandsgremien, Diversität in der Belegschaft und regulatorische Fragen. „Unternehmen, die sich Klimafreundlichkeit, Vielfalt und Inklusion auf die Fahnen schreiben, müssen Worten auch Taten folgen lassen. Diejenigen, die das nicht tun, werden die Folgen bald spüren“, so Van den Berghe.

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