Das sind die Hauptrisiken der Finanzdienstleistungsbranche

06.05.2021

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Compliance verursacht immer mehr Schäden

In dem AGCS-Bericht werden auch die Hauptursachen für Schäden hervorgehoben, die Versicherer bei Finanzinstituten sehen. Die Tatsache, dass das Compliance-Risiko weiter zunimmt, ist besorgniserregend, da Compliance bereits einer der größten Treiber für Schadensfälle ist. „In einer sich schnell verändernden Welt mit den Compliance-Regeln Schritt zu halten, ist eine schwierige Aufgabe für Unternehmen und ihre Führungskräfte“, so Martin Zschech. „Die Compliance-Belastung ist bereits groß und wird nun von wachsendem regulatorischem Aktivismus, rechtlichen Maßnahmen und Prozessfinanzierung begleitet.“

Zu den teuersten Schadensfällen zählen Cybervorfälle. Versicherer sehen zudem eine steigende Anzahl von technologiebezogenen Schäden, einschließlich Ansprüchen gegen Geschäftsführer nach großen Datenschutzverletzungen. Andere Beispiele sind beträchtliche Forderungen im Zusammenhang mit betrügerischen Zahlungsanweisungen, dem so genannten „Fake President“-Betrug. Solche Zahlungen können in die Millionen Euro gehen. AGCS hat auch eine Reihe von Haftungsansprüchen bearbeitet, die sich aus technischen Problemen mit Börsen und elektronischen Verarbeitungssystemen ergeben haben, bei denen die Systeme ausgefallen sind und die Kunden nicht in der Lage waren, Trades auszuführen und daraufhin Ansprüche wegen entgangener Chancen geltend machten. Es gab auch Ansprüche, bei denen ein Systemausfall einem Dritten Schaden zufügte – so erlitt ein Finanzinstitut einen beträchtlichen Verlust, nachdem ein Handelssystem abgestürzt war und dies zu Verarbeitungsausfällen bei Kunden führte.

Die jüngste Schadenaktivität, verstärkt durch die Ungewissheit durch die Pandemie, hat zu einer Veränderung im Versicherungsmarkt für Finanzinstitute beigetragen, die durch eine angepasste Preisgestaltung und eine genauere Risikoauswahl auf Seiten der Versicherer gekennzeichnet ist. Auf Seiten der Finanzdienstleister gibt es ein wachsendes Interesse an alternativen Risikotransferlösungen, die traditionelle Versicherungsprodukte ergänzen. Generell sind Versicherungen zunehmend ein wichtiger Bestandteil der Kapitalsäule von Finanzinstituten. Immer mehr Finanzdienstleiter arbeiten mit Versicherern zusammen, um Risiken und aufsichtsrechtliche Kapitalanforderungen zu managen oder auch um firmeneigene Versicherer (Captives) zu betreiben, die helfen Veränderungen auf den Versicherungsmärkten zu kompensieren oder schwieriger zu platzierende Risiken abzusichern.

„Bei AGCS sind wir daran interessiert, mit Finanzinstituten zusammenzuarbeiten und ihnen zu helfen, ihre Risiken zu mindern. Wir möchten adäquate Risikotransferlösungen für diesen Sektor entwickeln, der sich in einem großen Wandel befindet – befeuert durch die rasante Einführung von Technologien und wachsende Bedeutung von ESG-Themen – und zugleich die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie bewältigen muss“, so Paul Schiavone. (ahu)