Deutsche Anleger profitieren von ihrer Vorsicht

27.08.2020

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Bargeld schützt vor Verlust

Aufgrund der aktuellen Niedrigzinsphase ist für die Vermögenserhaltung und –vermehrung eigentlich das Eingehen von Risiken nötig. Deshalb wird auch immer wieder kritisiert, dass ein großer Teil des Vermögens der deutschen Haushalte auf risikoarme Finanzprodukte entfällt. Doch ausgerechnet diese eigentlich falsche Anlagestrategie sorgte dafür, dass die deutschen Haushalte beim Kapitalverlust besser abschnitten als der Rest Europas: So reagieren Bankeinlagen, Bargeld und Versicherungen entweder gar nicht oder nur in geringem Maße auf Schwankungen des Kapitalmarktes. Und da die Deutschen 41 % ihres Vermögens in Bankeinlagen und Bargeld (6 Prozentpunkte mehr als der europäische Durchschnitt) und 37 % in Versicherungen (2 Prozentpunkte mehr als der europäische Durchschnitt) angelegt haben, sind die Verluste hierzulande damit insgesamt geringer. Dass die deutschen Haushalte nur 10 % ihres Vermögens in Aktien angelegt haben und damit um 7 Prozentpunkte unter dem europäischen Durchschnitt liegen, könnte laut den Studienautoren mit dem Platzen der dotcom-Blase zusammenhängen: So mussten deutsche Haushalte in den jeweils dritten Quartalen der Jahre 2001 und 2002 Kapitalverluste von 2,6 % bzw. 2,3 % hinnehmen. Offenbar hatten die Bewertungsexzesse bei den Aktien am Neuen Markt ihr Spuren beim Finanzvermögen hinterlassen.

Sorgenkind stark betroffen

Seit Jahren ist Griechenland das Sorgenkind der Eurozone. Bezüglich der Corona-Pandemie ist das südosteuropäische Land allerdings mit nicht mal 10.000 bestätigten Infektionen allerdings bislang rein medizinisch recht gut davon gekommen. Jedoch spüren die Bürger dort starke wirtschaftliche Folgen: So haben die griechischen Privathaushalte im ersten Quartal mit 11 % gegenüber dem Vorjahresquartal den höchsten Verlust an Kapitalvermögen aller Euroländer hinnehmen müssen. Dies hängt vor allem mit überdurchschnittlich hohen Verlusten des Aktienvermögens zusammen. Mit deutlichem Abstand folgen die von der Pandemie schwer gebeutelten Staaten Italien und Belgien mit Verlusten von 5,1 bzw. 4,4 %. Insgesamt mussten Bürger von 16 der 19 Eurozone-Länder im Vergleich in den ersten drei Monaten des Jahres 2020 Vermögenseinbußen hinnehmen. Lediglich in Litauen, den Niederlanden und Zypern konnten die Einwohner ihr Vermögen steigern. Die Zuwächse in Litauen und den Niederlanden waren mit 5,5 % bzw. 3,3 % sogar sehr deutlich, während sich zypriotische Haushalte über einen Zuwachs von immerhin 0,5 % freuen konnten.

Jahresvergleich stimmt optimistisch

Die Studie hat aber auch noch für weitere Länder gute Nachrichten: Betrachtet man den Nettoeffekt im ersten Quartal 2020 verglichen mit den vergangenen 12 Monaten, also die Summe aus Mittelzuflüssen (Einzahlungen) und Wertentwicklung (Rendite), liegt der gesamte Euroraum weiterhin mit 1,4 % im Plus. Das Gleiche gilt für fast alle Einzelländer. Lediglich in Griechenland, Italien, Belgien und Spanien mussten die Bürger Verluste hinnehmen.

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